Fuchs, du hast den Ton gesendet

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Dirk Smit wischt sich den Schweiß von der Stirn und legt vorsichtig eine ungewöhnlich aussehende Antenne beiseite. Der Bottroper sieht zufrieden aus - er hat alle Füchse erwischt. Dennoch hat kein Rotpelz um sein Leben fürchten müssen: Smits Beute waren leblose, aber sehr hörbare Ziele im Wald.

Amateurfunkpeilsport - ein sperriges Wort. Dennoch hat es für die rund 30 Läufer, die am Samstag am Uhlenhof zusammengekommen waren, einen ganz besonderen Klang.

„Wir sind die sportliche Minderheit unter den Amateurfunkern“, scherzt Dirk Smit. Im Laufschritt war er mit seiner Richtantenne auf die Jagd gegangen, um die im Gelände versteckten Sender, die Füchse, zu finden. „Diese Zielen senden auf zwei verschiedenen Frequenzen“, erläutert der Experte - und schon ist die Begeisterung für die Technik mit Händen zu greifen. „Jeder Sender ist sowohl über das sogenannte 80-m-Band, also Kurzwelle, zu hören, als auch über UKW“. Je nach Empfänger seien hier unterschiedliche Taktiken anzuwenden, um die „Füchse“ möglichst schnell zu entdecken.

Natürlich schlagen sich die Läufer dabei aber nicht durch das Unterholz. Die Sender sind entlang der normalen Wege versteckt und relativ schwach eingestellt, so dass man sie nur von ganz bestimmten Punkten aus hören kann. „Hier sind diese Punkte eingezeichnet“, erklärt Smit und breitet eine hochgenaue Karte von der Umgebung des Uhlenhofes aus. Man erkennt zehn Stationen, die aneinandergereiht eine grobe Ellipse beschreiben. „Diese Punkte können in beliebiger Reihenfolge angelaufen werden. Ist man dort angekommen, fängt man an zu peilen.“ Einer der Experte reicht die Kopfhörer herüber, und tatsächlich ist ein regelmäßiges Piepen zu hören. Je nach Ausrichtung der - natürlich selbstgebauten - Antenne wird der Ton lauter oder leiser. „Hat man den Fuchs gefunden, steckt man einen speziellen Datenschlüssel ein. Dann wird darauf registriert, zu welcher Zeit man an welcher Station gewesen ist“, so Smit.

Der Mann, der diese Daten dann auswertet und die Füchse überhaupt erst versteckt hat, ist Werner Wiand. Das Halterner Funker-Urgestein, der von allen nur „Charly“ gerufen wird, hat schon mit 12 Jahren an seinen ersten Funkanlagen gebastelt. Seit 1985 organisiert er in Haltern die regelmäßigen Fuchsjagden der Funkexperten. „Ich sollte es damals eigentlich nur ausnahmsweise übernehmen, weil jemand ausgefallen war. Jetzt komme ich jeden Monat hierher und schaue, ob mich einer ablösen will“, lacht der Halterner. Der gelernte Fernmeldehandwerker ist die gute Seele des Amateurfunkpeilsportes in Haltern.

Was „Charly“ an dem Sport fasziniert? „Ich glaube, jeder Mensch hat einen gewissen Jagdinstinkt. Und den kann man hier wunderbar ausleben. Es ist einfach anders als Joggen - weniger ziellos, man muss sich immer wieder orientieren“, lobt Wiand. „Und dann natürlich die Technik“. Nickende Zustimmung bei den anderen Läufern. Dirk Smit fasst die Faszination in einem Satz für alle zusammen: „Wenn man abends, wenn es ruhiger wird, den Sender einstellt, dann hört man in den Kopfhörern die ganze Welt“.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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