Einzelhandelsbetriebe auf der grünen Wiese

Welchen Stellenwert hat das aktuelle Einzelhandelsgutachten für Haltern?

Foto: Die Glocke

HALTERN AM SEE. Wenn aktuell die Schließung des Modehauses Ferno (am falschen Standort im Gewerbegebiet Nord) beklagt wird, so kann die Lösung nicht in einer „Neuausrichtung des dortigen Geschäftszentrums liegen“, wie es der geschäftsführende Immobilienmakler gerne hätte, der vornehmlich Gewerbeimmobilien vermarktet. Denn erst kürzlich hat die Stadt ein teures, aber sinnvolles Einzelhandelsgutachten in Auftrag gegeben: Danach sollte endlich Schluss sein mit der Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben auf der grünen Wiese an den Stadträndern in wertvollen Gewerbeflächen.

Statt die Innenstadt zu schützen und zu stärken, wurde allzu lange in Haltern an städtebaulich nicht integrierten Lagen die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben in Konkurrenz zur Innenstadt ungebremst zugelassen (mit unnötigen Verkehrsströme durch PKW und LKW als Folge). Das gilt vor allem für das fehl geplante Geschäftszentrum an der Lohausstraße mit Ferno, dm-Drogeriemarkt, Takko und Hammer. Allein im Gewerbegebiet Münsterstraße befinden sich 16 Einzelhandelsbetriebe mit 13.200 qm Verkaufsfläche. Insgesamt wurden 36% der wertvollen Halterner Gewerbeflächen für Einzelhandelsbetriebe verschwendet (und deshalb der Ruf nach neuen Gewerbeflächen in der geschützten Landschaft laut). Das Fazit des Einzelhandelsgutachtes: „Das soll es künftig nicht mehr geben.“

Es wird sich nun zeigen, wie ernst es die Stadt mit ihrem Gutachten meint. Jüngst wurde sie mit dem Ansinnen der dm-Drogeriemarktkette konfrontiert, einen zweiten Standort erneut außerhalb der Innenstadt im südlichen Gewerbegebiet Mersch anzustreben (um in der Innenstadt die Nähe zum Konkurrenten Rossmann zu vermeiden). Macht die Stadt nun von ihrer Planungshoheit Gebrauch oder folgt sie den Geschäftsinteressen von Immobilienmaklern bei der gewerblichen Standortplanung? Welchen Stellenwert soll das Einzelhandelsgutachten haben?

Wilhelm Neurohr