Landwirte blicken mit gemischten Gefühlen auf die Ernte zurück

Die Landwirte im Vest blicken zurück auf eine von Wetterkapriolen geprägte Saison. Der außergewöhnlich harte Winter und die lange Trockenheit im Frühsommer haben den Getreidebeständen in der Region zu Jahresbeginn zugesetzt. Bereits im Mai hatten die Bauern nach einer langen Hitzeperiode ihre Ertragserwartungen deutlich zurückgeschraubt.
Im Juli und August geriet die Ernte durch die unbeständige Witterung und immer wiederkehrende Regenfälle ins Stocken. Lange mussten die Landwirte auf eine beständige Hochdruckwetterlage warten, um das Getreide von den Feldern einfahren zu können. Immer wieder unterbrachen Regenfronten die Erntearbeiten. Raps, Winterweizen und weitere Getreidearten zeigen deutliche Auswirkungen der Witterungen aus den vergangenen Wochen. Da die Temperaturen im Sommer recht niedrig waren, sind Schoten und Körner nur sehr langsam getrocknet. Teilweise musste das Getreide sogar kostenintensiv nachgetrocknet werden, beim Raps seien durch die starken Regenfälle teilweise die Schoten geplatzt und die Körner herausgefallen.
Dem Ackerbau kommt im Vest eine besondere Bedeutung zu. Mit einer Anbaufläche von 23.000 Hektar macht das Getreide zwei Drittel der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreisverbandsgebiet aus. Der Winterweizen ist in der Region die am meisten angebaute Getreideart. Er umfasst eine Fläche von 3.500 Hektar, also zehn Prozent der landwirtschaftlichen Gesamtfläche. Winterweizen findet vor allem Verwendung für Tierfutter- und Lebensmittel. In diesem Jahr konnte der Winterweizen aufgrund der Frühjahrstrockenheit die Körner nicht richtig füllen, die nassen Erntebedingungen haben eine verminderte Mehlqualität zur Folge. Bei der Ernte der Wintergerste, die alljährlich den Erntereigen eröffnet, sieht es ganz ähnlich aus. „Das Korn ist deutlich kleiner als bei einer durchschnittlichen Ernte und auch der darin enthaltene Mehlkörper ist geringer“, erklärt Friedrich Steinmann. „Das diesjährige Schmachtkorn hat zur Folge, dass das Korn einen geringen Energieanteil hat und wir das Futter zusätzlich mit Weizen anreichern müssen“. Bei gegenwärtig hohen Getreidepreisen steigen für die Landwirte somit auch die Futterkosten. Da die Schweinepreise dagegen niedrig sind, spüren insbesondere die klassischen Veredlungsbetriebe die Folgen der schwachen Ernte.“ Derzeit rechnen die Bauern innerhalb des Verbandsgebietes mit Ertragseinbußen von bis zu 30 Prozent. Der Mais hingegen hat von den hohen Temperaturen ab Ende April deutlich profitiert, er lässt auf eine gute Ernte hoffen. „„Er hat vom feuchten Wetter profitiert und steht auf unseren Feldern üppig“, sagt Friedrich Steinmann.
Bei der Gemüse- und Erdbeerernte wurden in der Region nur geringe Ertragseinbußen verzeichnet, die sich insbesondere auf die Spätfröste zur Blütezeit im Mai sowie die anhaltende Trockenheit im Frühjahr zurückführen lassen. Vielmehr als die Witterungsbedingungen hat den Gemüsebauern allerdings die EHEC-Krise zugesetzt. Tonnenweise mussten insbesondere Gurken und Tomaten vernichtet werden. Obwohl das gefährliche Darmbakterium zu keiner Zeit auf Salaten, Tomaten und deutschen Gurken nachgewiesen werden konnte, hat der Absatz bei diesem Gemüse nach wie vor nicht das Niveau aus der Zeit vor Ausbruch der EHEC-Erkrankungen erreicht. Im Kreisverbandsgebiet werden rund 3.600 Hektar Gemüse und Erdbeeren angebaut.
Gerade die immer stärker schwankenden Märkte stellen die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen, erläutert der Kirchhellener Landwirt weiter: „Das ist eine Entwicklung, mit der wir mehr und mehr rechnen müssen.“ Dabei gehen die Landwirte ihrer täglichen Arbeit mit viel Leidenschaft nach – dies gilt bei der Produktion gesunder Nahrungsmittel ebenso wie bei der Pflege wertvoller Kulturlandschaften. „Damit wir auch weiterhin unter diesen Bedingungen wertvolle und qualitativ hochwertige Lebensmittel produzieren können, und unsere Kulturlandschaften in vollem Umfang pflegen und erhalten können, brauchen wir auch künftig die Fortführung der Gemeinsamen Agrarpolitik und die Unterstützung der Gesellschaft“, betont Friedrich Steinmann.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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