Maifische wanderten früher vom Rhein die Lippe hoch - Besatzstelle in Lippramsdorf

Der Maifisch (lat. Alosa alosa) zählt zu den heringsartigen Fischen, dringt jedoch anders als seine Ver-wandten und ähnlich wie der Lachs weit in die Flüsse vor, um sich dort an kiesigen Flussabschnitten fortzupflanzen. | Foto: Dr. Bernd Stemmer
  • Der Maifisch (lat. Alosa alosa) zählt zu den heringsartigen Fischen, dringt jedoch anders als seine Ver-wandten und ähnlich wie der Lachs weit in die Flüsse vor, um sich dort an kiesigen Flussabschnitten fortzupflanzen.
  • Foto: Dr. Bernd Stemmer
  • hochgeladen von Michael Menzebach

Lippramsdorf. Nur wenige Menschen unserer Zeit haben ihn je gesehen, doch noch im 19. Jahrhundert war der Maifisch im Rhein und seinen Nebenflüssen weit verbreitet – und auf dem Speisezettel der damaligen Zeit auch. Die heringsähnliche Fischart ist in ganz Deutschland ausgestorben, in Frankreich haben Restbestände überlebt. Jetzt soll der Maifisch in der Lippe wieder angesiedelt werden.
Im Rahmen des LIFE plus-Programms der EU zur Wiederansiedlung des Maifisches im Rhein-System und zum Schutz der Restbestände der Art im südfranzösi-schen Girondegebiet werden in der kommenden Woche erstmals junge Maifische in der Lippe ausgewildert. Seit einigen Jahren wird in einem vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und vom Rheinischen Fischereiverband von 1880 gemeinsam geleiteten Projekt die Wiederansiedlung der Art im Rhein vorangetrieben, der Lippeverband unterstützt die Besatzmaßnahmen. Welche Stelle für das Aussetzen der Jungfische am besten geeignet ist, wird kurzfristig noch festgelegt. Voraussetzung ist: Im Umfeld der „Besatzstelle“ sollte es Kiesbänke geben - wie an den typischen Laichplätzen dieser Art. Dafür eignet sich besonders der Lippeabschnitt zwischen Haltern-Lippramsdorf und Krudenburg im Kreis Wesel. Der Lippeverband hat in den letzten Jahrzehnten nicht nur für eine Verbesserung der Wasserqualität durch den Ausbau von Kläranlagen ge-sorgt. Auch die Beseitigung von Wanderhindernissen und der Bau von Fischaufstiegen an Wehren sowie umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen haben inzwischen wieder günstige Bedingungen für anspruchsvolle Fischarten ge-schaffen, darunter auch Wanderfischarten wie den Maifisch. So hoffen die Experten, zukünftig eine weitere der ursprünglich im Fluss beheimateten Fischarten wieder zum aktuellen Artenspektrum hinzu-zählen zu können.
Der Maifisch (lat. Alosa alosa) zählt zu den heringsartigen Fischen, dringt jedoch anders als seine Verwandten und ähnlich wie der Lachs weit in die Flüsse vor, um sich dort an kiesigen Flussabschnitten fortzupflanzen. Dies geschieht bei Wassertemperaturen von etwa 15°C und mehr, wie sie bei uns im Frühjahr erreicht werden. Während der Laichwanderung zwischen April und Juni war der Fisch einst eine begehrte Beute der Rheinfischer und die Fische wurden vor allem im Mai, hierher rührt der deutsche Name, in vielen Gasthäusern angeboten. Jährlich stiegen hunderttausende Maifische vom Rhein in seine Zuflüsse auf, darunter ursprünglich auch in die Lippe.
Allein in den Niederlanden wurden Ende des 19. Jahrhunderts jährlich bis zu 250.000 Maifische gefangen und verkauft. Aufgrund der massiven Überfischung, der zunehmenden Wasserverschmutzung, des Baus unpassierbarer Wehranlagen und durch die Vernichtung von Lebensräumen verschwand die Fischart Anfang des 20. Jahrhunderts aus den Flüssen in ganz Deutschlands. Restbestände überlebten nur in einigen Flüssen in Südwesteuropa, darunter Garonne und Dordogne in Frankreich.
Seit 2007 erhält der Maifisch im Rhein Unterstützung durch ein EU-Projekt, in dessen Rahmen bereits rund 7 Millionen junge Maifische in Seitengewässern des Rheins aus-gesetzt wurden. Damit wurde für die Wiederansiedlung des Maifisches im Rheinsystem durch die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen ein Grundstein gelegt. Das Maifisch-Projekt insgesamt wurde von der EU kürzlich sogar zum „Best of the Best LIFE Natur-Projekt 2011“ gekürt. Neben Partnern aus Frankreich und Deutschland betei-ligt sich auch die niederländische Anglerorganisation an dem Artenschutzprojekt. Die Fischlarven bzw. Jungfische werden einige Stunden an der Lippe in so genannten Rundstrombecken verbringen, wo sie sich geschützt an die neuen Bedingungen anpassen können, bevor sie in den Fluss entlassen werden. Im Laufe des Sommers und Herbstes wandern die Fische dann erst zum Rhein und von dort ins Rheindelta ab. Von dort aus werden sie bis zum Winter ins Meer übersiedeln. Wenn die Maifische all dies erfolgreich bewältigen und nach drei bis fünf Jahren Aufenthalt im Meer geschlechtsreif werden, kehren sie in den Rhein und hoffentlich auch in die Lippe zurück um sich natürlich fort-zupflanzen.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

Webseite von Michael Menzebach
Michael Menzebach auf Facebook
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

132 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.