So langsam geht es wieder aufwärts
Der Handel in Hamminkeln öffnet optimistisch

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Leere Straßen, geschlossene Geschäfte. In Hamminkeln war es in den letzten Wochen ziemlich ruhig. Nun, ab dem 20. April, dürfen Geschäfte mit einer Fläche bis 800 Quadratmeter wieder öffnen. Das bedeutet für viele Händler und Unternehmer in der Flächengemeinde wieder Kundenkontakt. Wie reagieren sie darauf?

Über Facebook haben schon vor Tagen viele auf die bevorstehenden Ladenöffnungen hingewiesen. Händler locken Kunden mit Gewinnspielen oder Prozenten in die Läden. Von drei Unternehmern aus verschiedenen Branchen und mit unterschiedlichen Geschäftsgrößen haben wir Stimmen eingefangen, wie sie mit der Situation konkret umgehen.

Regionales Bier trinken und gesund bleiben
Für die Niederrhein-Westfälische Braumanufaktur sagt Wilhelm Kloppert, dass sie auf die neue Situation nur differenziert reagieren können: „In unserem Geschäft „1852“ konnten wir recht frühzeitig entsprechende Vorkehrungen treffen, sodass unter den bekannten Auflagen der Verkauf stattfindet.“ So wird die Anzahl der Kunden im Ladenlokal begrenzt, es wurden Abstandsmarkierungen und eine Schutzwand an der Kasse angebracht. Auf Wunsch werden „geschmackvolle“ Geschenke ausgeliefert. Der Getränkeautomat werde gut angenommen und die Menschen hielten sich an die Abstandsregel. Anders sieht es bei den Genussseminaren und Braukursen aus, die Kloppert normalerweise im oberen Stockwerk durchführt. „Diese finden zurzeit nicht statt, da die Auflagen nicht bekannt sind. Da geht es uns wie vielen Gastronomen, die momentan dringend auf Informationen warten. Aber auch hier sind wir mit Vorbereitungen beschäftigt, um über räumliche Konzepte den Betrieb wieder anfahren zu können.“ Der Situation zum Trotz bleibt Kloppert weiterhin zuversichtlich: „Ich persönlich bin Berufsoptimist, sonst würde ich nicht seit über 30 Jahre in meiner Branche arbeiten. Wir werden aber noch lange mit der veränderten Situation umgehen müssen. Dies bedeutet, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und andere Kanäle zu nutzen, sofern möglich. Nur müssen die Herausforderungen auch definierbar sein. Die fehlende Planungssicherheit ist für Unternehmer das größte Problem. Mein Tipp: Regionales Bier trinken und gesund bleiben!“

Eine neue Normalität
Das Bauzentrum Borgers ist eins der Unternehmen, das nicht schließen musste. Mit Hinweisschildern, Desinfektionsspendern im Eingangsbereich und Waschmöglichkeiten, Einmalkugelschreibern, Desinfektionen von Kassenterminals und Einkaufswagengriffen, Acrylglasplatten auf den Theken und an den Kassen, um die Tröpfcheninfektion zu reduzieren wurden hier die Hygienevorschritten bereits vor Wochen umgesetzt. Die Kunden hätten Verständnis für die neuen Einschränkungen gezeigt. „Wir haben vorsorglich Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt, wo möglich und teilweise Schichtsysteme aufgebaut“, so Hermann Borgers. „Aktuell überlegen wir, wie wir damit in der Frühjahrssaison umgehen. Was belassen wir, was wird wieder zurückgeführt.“ Denn er ist sicher: „Wir sind erst am Anfang der Pandemie und müssen uns langsam an eine neue Normalität herantasten.“ Vor allem auch in Bezug auf die Produktpalette: „Die Warenversorgung wird spürbar unsicherer. Viele Logistikketten funktionieren nicht wie gewohnt. Hersteller haben auch coronabedingt ihre Herstellung ändern müssen. Ware ist nicht so verfügbar, wie sonst üblich“, fasst Borgers zusammen.

Doch auch er sieht mit Zuversicht in die Zukunft: „Die Verunsicherung ist überall zu spüren und wird noch bleiben, das merkt jeder gerade in den politischen Diskussionen der letzten Tage. Wir sind am Anfang der Krise und Langzeitwirkungen sind schwer absehbar. In der Baubranche sind Hemmnisse entstanden, die beispielsweise wegen Fachkräftemangel im laufenden Jahr nicht aufzuholen sind. Doch jede Krise ist auch eine Chance. Vielleicht hilft das, Fehlentwicklungen der letzten Jahre zu korrigieren und sich auf wesentlichere und nachhaltigere Themen zu konzentrieren.“

Da muss man einfach durch
Vom Schuhgeschäft Terörde gibt es nach den ersten Stunden Betrieb bereits gute Nachrichten: „Es hat heute Morgen schon alles gut geklappt“, freut sich Heiner Terörde. „Kunden kamen, wir konnten sie alle bedienen, sie hielten von sich aus schon Abstand und sagten auch uns, dass sie froh seien, wieder einkaufen kommen zu können.“ Die Ladeneinrichtung hat Familie Terörde umgestellt, Laufwege optimiert, um für beide Seiten Sicherheit zu gewährleisten. So können die Mitarbeiter auf die Schuhe im Lager zugreifen, ohne an den Kunden vorbei laufen zu müssen und die Kunden können sich im vorderen Bereich die Ware mit ausreichend Platz ansehen. Fünf Kunden dürfen sich gleichzeitig im Geschäft aufhalten. „Erlaubt sind eigentlich mehr“, sagt Terörde, „aber wir haben uns hier selber beschränkt, um Sicherheit zu haben.“

In den Wochen, in denen das Schuhgeschäft geschlossen hatte, konnte der Onlinehandel ein wenig abfedern. Wer nicht auf die Lieferung warten wollte, konnte sie auch abholen: „Wir haben draußen eine Bank hingestellt, darauf die Schuhe abgestellt mit der Rechnung dazu“, so Terörde weiter. Und das habe auch funktioniert: „Wir haben viele Stammkunden, die wir persönlich kennen, da kann man solche Wege gehen.“ Froh darüber, dass die Kunden ihnen die Treue halten, war die Zeit der Schließung dennoch nicht einfach – der April ist der umsatzstärkste Monat. Und dennoch: Auch bei Terörde überwiegt die Zuversicht. „Die Zeit wird zeigen, wie es weiter geht. Die Schließung hat weh getan. Aber ich gehe davon aus, dass wir wieder gut verkaufen werden. Da muss man einfach durch.“

Autor:

Denise Brücker aus Hamminkeln

Webseite von Denise Brücker
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