Hinter Glas gibt es einen Blick in die Geschichte

Wilfried und Jürgen Ruthmann
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Ein altes Gemäuer von innen zu betrachten finden viele spannend. Jetzt kann man in der Emschestraße 21 sehen, wie alte Fachwerkhäuser überhaupt gebaut wurden. Ein Fachwerkfeld wurde nun freigelegt und zeigt die im 18. Jahrhundert übliche Unterkonstruktion aus Staken, Geflecht und Stroh mit Lehmputz als Füllung.
Das Haus in der Emschestraße 21 gehört Jürgen Ruthmann. Er und sein Vater Wilfried waren natürlich bei der Freilegung des Fachwerkfeldes dabei und konnten mit Erklärungen aufwarten. Jürgen Ruthmann hat auch im Dachgeschoß eine kleine Wohnung, in der vieles aus vergangenen Zeiten gesammelt wird.
An der Emschestraße 21 führt der Weg des Stadtrundganges zwangsläufig vorbei. Er soll den Besuchern einen Einblick in die Bauweise des 18. und 19. Jahrhunderts in Hattingen geben. In vielen Altstadthäusern musste durch das teilweise verfaulte Holz oder Kriegseinwirkung die Fassade erneuert werden. Diese wurden nach der heutigen Technik ausgemauert. Die Gelegenheit der vorhandenen alten Fachwerkausmauerung wollte der Eigentümer nutzen, dieses der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
Die gesamte Fachwerkkonstruktion innerhalb des Hauses ist erhalten geblieben.
Übrigens erinnert der Name Emschestraße an einen Bach, der hier einmal floß. Wo die Johannisstraße (das alte Jahnsträßchen) auf die Emscher trifft, hatte sich eine morastige Stelle gebildet, die schon im Mittelalter als „das Kühlken“ bezeichnet wurde, was soviel wie „feuchte Vertiefung“ bedeutete.
Hier steht das Haus Emschestraße 21. Wilfried Ruthmann hat dazu 1999 eine kleine Baugeschichte geschrieben. „Es war seit dem 9. Jahrhundert Grundbesitz des Wedemhofes und Pastorats. Vor 1800 befand sich das Grundstück in Erbpacht der Familie Johann Bertram Hüser.
Um 1800 übernahm dann der Hattinger Bürger Johannes Schambach das Grundstück und schloß am 21. September 1816 mit dem lutherischen Pastorat einen Erbpachtvertrag. Als Erbpacht hatte er jährlich auf Martini am 11. November sechs Hühner und 12 Stüber (alte Scheidemünze) an das Pastorat zu zahlen.(...)
Beim Gesamtbau des Hauses zeigte sich, daß die Fachwerkgebinde sowohl des Außenfachwerkes wie auch der Innenwände und des Dachstuhls bei einem Vorgängerbau verzimmert waren. Das Bauholz war wesentlich älter als das jetzige Gebäude selbst. Bei der Freilegung einer inneren Fachwerkwand im Obergeschoß wurde der Pfosten einer früheren Verzimmerung freigelegt. Er trug die ursprüngliche Hausnummerbezeichnung 133. Bei der letzten Instandsetzung 1982 wurde er sichtbar im Treppenhaus wieder eingebaut.
In der Mitte des 19. Jahrhundert wurde das Haus umbenannt in Kühlkenstraße 262 und heißt heute Emschestraße 21. (...)
Das Bürgerhaus „Am Kühlken“ stellt baugeschichtlich einer der wenigen klassizistischen Fachwerkbauten in Hattingen dar. Es zeichnet sich durch seine streng symmetrische, strebenlose Fassade aus.
Hier sind die großen klassizistischen Fenster nicht, wie bei vielen älteren Fachwerkhäusern, später hereingebrochen worden, sondern gehören zur ersten Ausstattung. Das Gebäude hat eine Grundfläche von ca. 86 Quadratmetern. Im Gegensatz zu den meisten Häusern im Kern der Altstadt hat das Haus Emschestraße 21 noch eine kleine Hoffläche.
Mit Vertrag vom 25. August 1981 hat der Bankkaufmann Jürgen Ruthmann das Haus erworben. (...) Im Erdgeschoß sind das Ständerwerk, die Dielenbalken und die Decke weitgehend in der alten Form sichtbar erhalten.
Am 8. April 1982 wurde das Haus von der unteren Denkmalbehörde der Stadt Hattingen im Einvernehmen mit dem Landeamt für Denkmalpflege in Münster unter Denkmalschutz gestellt.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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