6. Symposium- Lunge - Positive Effekte von körperlichem Training bei COPD

6. Symposium Lunge am Samstag, den 12. Oktober 2013 in Hattingen
  • 6. Symposium Lunge am Samstag, den 12. Oktober 2013 in Hattingen
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Bei Patienten mit COPD (chronisch-obstruktiver Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem tritt im Verlauf der Erkrankung häufig eine eingeschränkte Belastbarkeit auf. Atemnot bei körperlicher Belastung ist das Hauptkennzeichen der Erkrankung. Ursachen der eingeschränkten Belastbarkeit sind zum einen die Enge der Atemwege (Obstruktion), zum anderen Störungen des Gasaustausches mit Auftreten eines Sauerstoffmangels. Hinzu kann ein erhöhter Druck im Lungenkreislauf (Lungenhochdruck) kommen, eine durch das Emphysem hervorgerufene Abnahme des Herzzeitvolumens (HZV), welches zur Versorgung der Zellen mit Sauerstoff erforderlich ist, sowie eine Funktionseinschränkung der Arm- und Beinmuskulatur.

Als Hauptursache wird heute die sogenannte dynamische Überblähung der Lunge unter Belastung angesehen. Denn durch die unter Belastung notwendige Zunahme von Atemfrequenz und Atemtiefe kommt es zu dem Problem, dass aufgrund der eingeengten Atemwege bei COPD die in immer kürzerer Zeit eingeatmete Luft während der Ausatmung nicht mehr vollständig abgeatmet werden kann. Dies hat eine Zunahme der Überblähung während der Belastung zur Folge, bis hin zum Abbruch der Belastung.

Die bei COPD-Patienten verstärkte Atemnot bei Anstrengung führt leicht zu einer Meidung von Belastung aus Angst vor zunehmender Atemnot. Hiermit sind Bewegungsmangel, eine zunehmende Beeinträchtigung der Leistung von Muskulatur und Kreislauf (Dekonditionierung) verbunden, die zu einer weiteren Abnahme der Leistungsfähigkeit und zunehmender Schonung führen. In extremen Situationen bewegt sich der Patient dann nur noch zwischen Bett, Fernsehsessel und Badezimmer. Die verminderte Belastbarkeit führt auch zu einer Abnahme der sozialen Kontakte und damit zur Isolierung des Betroffenen - eine Teilursache der bei COPD-Patienten häufiger zu beobachtenden Depressionen.

Zu den gesicherten Effekten von Sport und körperlichem Training bei COPD gehören die Linderung der Beschwerden (insbesondere der Atemnot), eine bessere Belastbarkeit, die Steigerung der Lebensqualität, aber auch die Reduktion der Morbidität mit einer Abnahme von Krankenhausaufenthalten. Neuere Untersuchungen zeigen auch, dass körperliche Aktivität ein wichtiger Faktor für die Prognose von COPD-Patienten ist. Je aktiver der Patient ist, umso besser ist die Prognose des betroffenen Patienten. Hierzu kann sicherlich auch der bei trainierenden Patienten in der Regel gesündere Lebensstil (z.B. mehr Obst und Gemüse, keine Zigaretten) beitragen. In Kombination mit einer effektiven medikamentösen Behandlung ist die Bewegungstherapie somit eine wichtige Therapieoption zur Linderung der COPD-bedingten Beschwerden, zur Steigerung der Lebensqualität und wahrscheinlich auch zur Besserung der Lebenserwartung. Hierzu mag auch beitragen, dass durch körperliche Aktivität chronische Entzündungen wie die COPD gehemmt werden können.

Aus den Analysen stationärer und ambulanter Rehabilitationsprogramme kann gefolgert werden, dass eine strukturierte Bewegungstherapie zu einer Abnahme der Atemnot unter Belastung und einer Verbesserung der Leistung (z. B. in Form einer Zunahme der Gehstrecke und der Muskelkraft unter maximaler Sauerstoffaufnahme), verbunden mit einer Steigerung der Lebensqualität führt. Es hat sich gezeigt, dass auch intensive ambulante Trainingsprogramme, etwa im Rahmen von Lungensportgruppen, verbunden mit einem medizinisch überwachten (supervidierten) Training (auch im Fitnesscenter) sowie mit einem Plan für häusliches Training zu ähnlich starken Effekten bezüglich einer Steigerung der Gehstrecke, der Leistungsfähigkeit der Muskulatur und der Lebensqualität beitragen können. Die Effekte eines Trainingsprogramms halten allerdings nur wenig länger an, als das Training aktiv durchgeführt wird. Durch die Teilnahme an ambulanten Lungensportgruppen können aber die Effekte einer ganztägigen pneumologischen Rehabiliation (z. B. über 3 Wochen) nachhaltig aufrechterhalten werden.

Zur Verwirklichung der Therapieoption “Bewegungstherapie” sollte von Ärzten und Patienten körperliches Training bei Patienten mit COPD mehr als bisher genutzt werden. Für schwer erkrankte Patienten kann in einer stationären Rehabilitation mit einem Trainingsaufbau begonnen werden. Für viele Patienten gelingt dies auch in einer wohnortnahen ambulanten Rehabilitation, die jedoch nicht flächendeckend zur Verfügung steht. Mit der Teilnahme an einer ambulanten Lungensportgruppe können Trainingseffekte aus stationärer wie ambulanter Rehabilitation verstetigt werden. Für das Training von COPD-Patienten mit speziell ausgebildeten Übungsleitern bietet der ambulante Lungensport eine gute Möglichkeit, in Kleingruppen eine effektive Bewegungstherapie durchzuführen. Hilfreich für den Kontakt zu einer Lungensportgruppe im Wohnbereich eines interessierten Patienten ist die AG Lungensport in Deutschland, deren Ziel es ist, die Bewegungstherapie zu einer flächendeckenden Therapieoption für COPD-Patienten in Deutschland zu machen.

Quelle: Vortrag von Prof. Dr. med. Heinrich Worth, Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 am Klinikum Fürth, auf dem 6. Symposium Lunge am Samstag, den 12. Oktober 2013 in Hattingen

Alle weiteren Informationen

Anfragen bezüglich des Symposiums richten Sie bitte an:
Organisationsbüro Symposium-Lunge
Jens Lingemann
symposium-org@copd-deutschland.de
Telefon: 02324 - 999 959

Autor:

Jens Lingemann aus Hattingen

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