Besinnliches: Familienbande

Marianne Funda

Samstagmorgen: spätes Frühstück mit der Familie. Was liegt an dieses Wochenende? Der Sohn hat ein Fußballspiel, der Papa wird ihn begleiten, die Tochter will mit der Freundin ins Schwimmbad, Mama trifft sich zum Shoppen mit der besten Freundin und morgen gehen alle zusammen ins Kino.
Samstagmorgen: Er frühstückt allein, weil seine Frau früh zur Arbeit in den Supermarkt musste. Der Sohn hat gefeiert und wird schlecht gelaunt gegen Mittag erscheinen. Die Tochter ist an diesem Wochenende bei ihrem leiblichen Vater in der Nachbarstadt.
Samstagmorgen: Sie kommt von der Nachtschicht im Krankenhaus nach Hause und findet Chaos vor. Das nervt, die Kinder sollten gestern abend die Küche aufräumen. Sie kann sich nicht ins Bett legen, weil sie die Töchter zum Tanzworkshop bringen muss und danach zu ihrer leicht dementen Mutter geht, um ihr im Haushalt zu helfen.
Und wie sieht Ihr Samstagmorgen in der Familie aus? Wenn sie überhaupt in einer leben. Vielleicht gehören Sie ja zu den etwa 40 Prozent allein lebenden Menschen in Deutschland. Heißt das, dass sie keine Familie haben?
Auch wenn der Spruch „Samstags gehört der Vati mir“ wohl an die 60 Jahre alt sein dürfte, spukt in unseren Köpfen und Herzen noch immer das Idealbild vom Samstag als entspannten Familientag herum. Genauso wie das dazugehörige Bild von der idealen Familie von Vater, Mutter und zwei Kindern.
Wir wissen, dass die Wirklichkeit oft anders aussieht. Patchworkfamilien, Alleinerziehende, gleichgeschlechtliche Paare mit einem Kind aus erster Ehe, Alleinlebende, unverheiratete Paare mit und ohne Kinder, Eltern mit Pflegebedarf – noch viele weitere Familienmodelle sind denkbar und realistisch.
Und – erfahren all diese Familien die gleiche Wertschätzung, haben alle die gleichen Chancen, sind alle willkommen?
Das sind Fragen, die sich zurzeit auch die Christen in der Ev. Kirche von Westfalen stellen können und sollen. Und ich bin mir sicher, da muss Kirche sich gehörig an die eigene Nase fassen. Wer traut sich schon, das Kind taufen zu lassen, wenn der Partner oder die Partnerin fehlt, die mit am Taufstein steht? Wer kann am Mittwochmorgen das „Elternfrühstück“ besuchen?
Dabei gibt es doch genug spannende und unkonventionelle Familiengeschichten in der Bibel. Das fängt nicht erst bei der heiligen Patchworkfamilie im Stall von Bethlehem an. Da wäre von der Witwe Ruth zu erzählen, die ihre Schwiegermutter nicht verlassen will und in die Fremde begleitet. Oder von Hanna, deren Mann nicht versteht, dass all seine Liebe ihr nicht über den Kummer der Kinderlosigkeit hinweghilft. Und vom betrogenen Josef, dem vom Schwiegervater eine falsche Braut untergeschoben wird, die ihm aber einen reichen Kindersegen beschert.
Familie können wir uns nicht aussuchen, heißt es. Aber Jesus fragt, „wer ist meine Familie?“, als er seinen leiblichen Verwandten, auch seiner Mutter, die kalte Schulter zeigt und seine Freundinnen und Freunde zu seiner Familie erklärt.
Also schon in biblischen Zeiten war das kein einfaches Thema – und die ideale oder gar heilige Familie gab es nicht. Und doch wird von all diesen Familien in der Bibel erzählt, keine wird entwertet und alle stehen unter Gottes Segen.
Egal, wie Ihr Samstagmorgen aussieht, ob Ihre Familie Ihnen Sorgen macht oder Freude bereitet: Sie haben – auch als Single – eine Familie und dürfen sich mit dieser Familie Gottes Zuwendung und Begleitung auf Ihrem Weg sicher sein.
Seien Sie behütet! Und herzlichen Gruß an die Familie!

Ihre
Pfarrerin Marianne Funda,
Frauenreferentin und
Notfallseelsorgerin

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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