Besinnliches von Frank Schulte: "Fasten Sie auch?"

Die Frage wird mir die Tage häufiger gestellt. Klar, die Fastenzeit hat begonnen und ich bin Pfarrer. Also: Faste ich?
Letztes Jahr habe ich gesagt, ich verzichte auf Blutwurst und Graupensuppe! Eine leichte Übung für mich.
Mit dem Fasten habe ich so meine Probleme. Da gibt es die eine Fastentradition, wo es um möglichst schmerzvollen Verzicht geht. So eine Art simuliertes Mitleiden mit Christus. Dem kann ich nicht viel abgewinnen.
Ebenso wenig wie dem Vertauschen von Fasten und Diät. Wenn ich zu dick bin, oder mich falsch ernähre, dann mache ich Diät. Das ist aus meiner Sicht noch kein Fasten. Fasten soll etwas sein, was mich weiterbringt, zu neuem Nachdenken anregt, aus dem gewohnten Trott rausreißt.
Ich lebe einfach mal nach einer Regel, die sonst nicht für mich gilt.
In diesem Jahr habe ich mir persönlich vorgenommen zu fasten. Das wird mich nicht quälen, aber mich interessiert, welche Entdeckungen ich mache, wenn ich etwas ändere und auch auf etwas verzichte.
Entdeckungen an mir, aber auch Entdeckungen mit Gott. Anders leben bis Ostern heißt ja auch, anders der Leidensgeschichte und der Ostergeschichte zu begegnen, tiefer zu verstehen, was dieser Weg bedeutet. Also keine Diät, sondern Fasten!
Übrigens sind Sonntage keine Fastentage, eher vorgezogene Ostertage, echte Festtage!

Frank Schulte, Pfarrer der Johannes-Kirchengemeinde, Südstadt