Neues Radsportteam fährt in der Elite

Das „Team Champion System X-Seven“: (hinten v.l.) Christian Schellhoff, Jand Hendrik Schlüter, Sören Smietana, Christoph Kronenberg, (vorne) Tim Allen und Patrik Smietana. Foto: Nunes
  • Das „Team Champion System X-Seven“: (hinten v.l.) Christian Schellhoff, Jand Hendrik Schlüter, Sören Smietana, Christoph Kronenberg, (vorne) Tim Allen und Patrik Smietana. Foto: Nunes
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Hattingen hat ein weiteres sportliches Aushängeschild. Rund um den Sprockhöveler Radrennfahrer Tim Allen (23), über den der STADTSPIEGEL bereits mehrfach berichtete, hat sich das in Hattingen beheimatete „Team Champion System X-Seven“ gegründet.

Seit diesem Jahr treten vier Radrennfahrer aus Sprockhövel, Hattingen und Witten sowie je ein Fahrer aus Wuppertal und Ahlen in der „Eliteklasse“ an, die nur eine Klasse unter Profi-Niveau angesiedelt ist.
„Dank einiger Sponsoren habe ich das Team gründen können“, freut sich Tim Allen, der gleichzeitig als Team-Manager fungiert. „Wir werden als Hattinger Elite-Radrennen in NRW, ganz Deutschland und hin und wieder auch im Ausland fahren.“ Gehälter wie bei den Profis gibt es nicht und eventuelle Preisgelder werden im Team aufgeteilt.
Der quirlige Student des Vertriebsingenieurwesens gibt zu, dass es nach den Doping-Skandalen im Radsport nicht ganz einfach ist, Sponsoren für ein junges, nichtsdestotrotz engagiertes Team zu begeistern. „Wir werden aber zeigen, dass der Amateursport nicht kaputt ist“, ist er überzeugt. Er geht bereits in seine sechste Rennsaison. Seine Teamkollegen sind eher unerfahren.
Beispielsweise Christian Schellhoff (26), ebenfalls aus Sprockhövel, ebenfalls Student, allerdings der Wirtschaftswissenschaften: „Ich habe mich zunächst auf mein Studium konzentriert. Aber meine Freunde kennen mich gar nicht ohne Fahrrad. Klar muss man als jemand, der seinen Sport sehr ernst nimmt wie wir, gewisse Abstriche an das machen, was andere ihre Lebensqualität nennen. Von meinen Freunden nimmt mir aber keiner übel, wenn ich mich abends schon um 23 Uhr verabschiede, wenn es für viele erst richtig losgeht.“
Die beiden Sprockhöveler verstehen Radfahren als Mannschaftssport, also anders als die meisten vor dem Fernseher denken. Niemand, so die Radsportler, könne die „Tour de France“ allein gewinnen. Dazu gehöre immer ein Team. Man trainiere zusammen, gebe sich gegenseitig Windschatten, was rund 30 Prozent an Kraft spare und damit wichtig sei bei Rennen von bis zu vier Stunden Dauer, man könne sich als Team eine Taktik zurechtlegen, wer beispielsweise auf diesem bestimmten Kurs am geeignetsten fürs „Ausreißen“ sei. Bergstrecken sind nämlich eher etwas für kleinere Fahrer, weil die weniger Eigengewicht den Berg hochzuwuchten haben, während körperlich massigere Pedaleure eher bessere Sprinterqualitäten aufweisen.
Um im Rennsport wenigstens einigermaßen mithalten zu können, trainiert das „Team Champion System X-Seven“ – einzeln oder gemeinsam – sechs bis sieben Stunden am Stück, und zwar sechs Tage in der Woche, bei Wind und Wetter. Tim Allen und Christian Schellhoff gehen im Gegensatz zu Individualisten lieber gemeinsam auf Trainingsfahrt. Dann sei es leichter, den inneren Schweinehund zu überwinden, lachen sie. Denn die meiste Zeit des wichtigen Aufbautrainings vor der eigentlichen Radsaison, die findet im Winter statt.
Beide haben sich übrigens auch über den Radsport kennengelernt. Das sei „normal“, meinen sie, denn: „Das ist schon ein sehr aufopferungsvolles Leben, das wir führen. Man muss alles auf den Sport einstellen. Das fängt schon beim Essen und Trinken an. Da braucht man schon Leute um sich, die viel Verständnis dafür aufbringen. Aber auf der anderen Seite ist der Radsport ein Sport, den man für sich selbst macht. Man geht abends einfach hochzufrieden ins Bett. Für andere zählen immer nur Siege. In unserer Sportart freuen wir uns schon, wenn wir von 200 Teilnehmern unter die ersten zehn gekommen sind.“
Natürlich ist es für die beiden begeisterten Radsportler ein Traum, mal bei der „Tour de France“ dabei sein zu dürfen. Doch sehen sie das realistisch und bereiten sich stattdessen akribisch auf ihr nächstes Rennen rund um Düren vor. Tim Allen: „Für uns ist dieses Traditionsrennen schon eine große Sache mit fünf Bergen und einer großen Zielankunft. Im Gegensatz zu den meisten Amateurrennen führt es über rund 160 Kilometer durch die Nord­eifel zwischen Aachen und Köln. In Düren muss dann ein Rundkurs viermal umrundet werden.“
Publikum finden Tim Allen und Christian Schellhoff sehr wichtig, weil motivierend. Doch leider sei das immer weniger geworden, das Interesse am Radsport habe wohl durch die vielen Dopingskandale nachgelassen. Oft wiesen nicht einmal Plakate auf ein Rennen hin und wer dann an der Straße stehen bleibe, der sei als Passant mehr oder minder zufälliger da.
Tim Allen: „Ganz anders allerdings beim Kö-Rennen in Düsseldorf oder unserem Heimrennen, dem Sparkassen-Giro in Bochum, da stehen die Zuschauer teilweise sogar in Zweierreihen und feuern einen an. Ein wahnsinniges Gefühl!“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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