Einladung für eine Einladung zum Geburtstag

Schon als langjährige Kinderschminkerinnen und Trainerinnen fürs Kinderturnen beim TV Hattingen haben (v.l.) Sarah Musolff und Merve Tugcu viel Erfahrung für ihre neue Aufgabe beim Kinderschutzbund gesammelt. Foto: Römer
  • Schon als langjährige Kinderschminkerinnen und Trainerinnen fürs Kinderturnen beim TV Hattingen haben (v.l.) Sarah Musolff und Merve Tugcu viel Erfahrung für ihre neue Aufgabe beim Kinderschutzbund gesammelt. Foto: Römer
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Geburtstag: Nicht jedes Kind freut sich auf den eigenen, weil es „endlich“ wieder ein Jahr älter, „erwachsener“ wird. Immer mehr Kinder wissen vielmehr aus der traurigen Erfahrung ihres jungen Lebens, dass es sich ihre Eltern gar nicht leisten können, ihnen zu diesem „Freudentag“ etwas zu schenken oder gar eine dufte Party auszurichten.

Zumindest bislang war das so. Doch jetzt gibt es zum Glück Merve Tugcu, Sarah Musolff und den Kinderschutzbund an der Friedrichstraße 2. Die beiden Studentinnen planen nämlich Kindergeburtstage für den Kinderschutzbund und sind auch mittendrin aktiv dabei, wenn gefeiert wird!
„Wir bringen zwei Koffer voller Geschirr, Besteck, Spiele, Spielzeug, Musik und vielen anderen Utensilien mit“, beschreiben die beiden Hattingerinnen, „eben alles, womit Kinder im Grundschulalter viel Spaß haben.“
Und nicht nur das: Zu einem richtigen Geburtstag gehört natürlich auch richtiger Kuchen. Den stiftet der „Wodantaler“. Getränke kommen vom Kinderschutzbund – und ein Geschenk für das Geburtstagskind natürlich auch.
Aber was ist mit den Gästen, die eine super Geburtstagsparty erst ausmachen? Die durfte sich das Geburtstagskind selbst einladen – bis zu fünf seiner besten Freunde!
Apropos Einladung: Die hat auch das Geburtstagskind bekommen – vom Kinderschutzbund. Und, da sind sich Merve Tugcu und Sarah Musolff sehr sicher, es wird erst einmal ganz große Augen vor Überraschung gemacht haben. Denn für Grundschulkinder aus sozial- und einkommensschwachen Familien, die mit diesem jüngsten Projekt des Kinderschutzbundes angesprochen sind, ist eine solche Feier alles andere als selbstverständlich.
Eltern sind übrigens auf einer solchen Party nicht erwünscht, sagt Merve Tugcu (28): „Unser Angebot richtet sich natürlich nicht an Familien, die einfach nur keine Lust haben, selbst eine Geburtstagsfeier durchzuführen. Daher beziehen wir in der Regel die Eltern nicht mit ein. Schließlich wollen wir ja gerade den Kindern eine andere Atmosphäre, ein anderes Umfeld bieten als zu Hause. Sie sollen einfach nur mit ihren Freunden zusammen sein können, beispielsweise in der Stadtbibliothek, in der wir zuletzt gefeiert haben. Doch letztlich können wir uns selbstverständlich nicht dagegen wehren, wenn Eltern auf Anwesenheit bestehen – selbst wenn wir das nicht für gut halten.“
Daher beinhaltet auch das Grundkonzept des neuen Angebots für sozial- und einkommensschwache Familien, dass durch die Jugendförderung der Stadt oder durch das Patenschaftsprojekt „Merlin“, das sich der Förderung und gesellschaftlichen Teilhabe von Kindern aus sozial- und einkommensschwachen Familien angenommen hat, vorgeschlagen werden müssen. Niemand kann sich also selbst und von sich aus für einen solchen Kindergeburtstag mit Merve Tugcu und Sarah Musolff bewerben. Die Familien, die dafür infrage kommen, müssen also sozusagen aufgrund ihrer Bedürftigkeit bereits bekannt sein.
Dann gibt es auch noch den Fragebogen. Den erhält jedes Geburtstagskind im Vorfeld zusammen mit seiner persönlichen Einladung zu „seiner“ Geburtstagsparty. Darin kann das Grundschulkind (gemeinsam mit seinen Eltern) vorschlagen, wie der Geburtstag ablaufen soll, welches seine Lieblingsfarbe etwa für die Dekoration ist, was das Lieblingsessen, der Lieblingskuchen, die Lieblingsmusik, welche fünf Freunde es einladen möchte, und, und, und.
„Tja“, meint Sarah Musolff schmunzelnd, „und dann feiern wir zusammen. Erst machen wir mit allen ein Kennenlernspiel, essen den Kuchen, machen eine Rallye oder wir basteln etwas, spielen oder singen zusammen – eben all das, was sich das Geburtstagskind für seine Feier von uns gewünscht hat.“
Höhepunkt einer jeden Geburtstagsparty sei natürlich das Geschenk, lachen Merve Tugcu und Sarah Musolff. Danach werden noch ein paar Fotos gemacht, die das Kind als Erinnerung erhält. Und dann ist nach rund zweieinhalb Stunden schon wieder alles vorbei.
Zurück bleibt ein glückliches Kind, das aber dennoch traurig ist, wie die beiden jungen Studentinnen wissen, die schon lange das Kinderturnen beim Turnverein Hattingen betreuen: „Beispielsweise unser letztes Kind. Das war am Anfang ein wenig zurückhaltend. Doch am Ende merkte man schon, dass es ihm schwer fiel, von uns Abschied zu nehmen. Aber da ging es uns nicht anders.“
Für den Kinderschutzbund organisieren und führen sie die Kindergeburtstage auf ehrenamtlicher Basis durch. Es ist ihnen deutlich anzusehen, dass Merve Tugcu und Sarah Musolff es genau so meinen, wenn sie sagen: „Auch wenn es ein wenig kitschig klingt, aber unsere Belohnung ist die Freude des Kindes.“

Info:
“Einladung für eine Einladung“ nennt Andreas Gehrke, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Hattingen, das Projekt.
Kindergeburtstage im öffentlichen Raum, wie es offiziell heißt, klingt da bedeutend sperriger.
Zusammenarbeit dabei gibt es mit Schulen, den Bürgerbüchereien, der Stadtbibliothek, dem Haus der Jugend und auf dem kleinen Dienstweg auch mit dem Industriemuseum Henrichshütte.
Am besten wären Partner in jedem Stadtteil.
Unterstützer sind unter anderem für dieses Projekt Wodantaler, Lion‘s Club und der Sprockhöveler Kindergarten am Perthes-Ring.
Spenden sind für den Kinderschutzbund, Friedrichstraße 2, 45525 Hattingen, (201849, jederzeit möglich unter der Konto-Nummer 37838 bei der Sparkasse Hattingen (BLZ: 430 510 40).

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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