„Krav Maga“: Selbsthilfe gegen (mehrere) Angreifer

„Krav Maga“-Experte Michael Rüppel erklärt Schülern Grundlagen dieser israelischen Selbstverteidigungstechnik.    Foto: Isenberg
  • „Krav Maga“-Experte Michael Rüppel erklärt Schülern Grundlagen dieser israelischen Selbstverteidigungstechnik. Foto: Isenberg
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(von Alex Winkelnkemper)

Die Aufnahmen von Überwachungskameras aus U-Bahn-Stationen sorgen nicht erst seit 2011 für Furore: Mehrere, meist jugendliche Angreifer traten und schlugen auf einzelne wehrlose Opfer ein, auch nachdem diese längst am Boden lagen.

„Die klassischen Kampfsportarten sind heutzutage einfach ineffektiv“, meint Thomas Nowinski. „Sie sind häufig realitätsfern oder zu einseitig.“ Der 43-jährige nennt stattdessen die israelische Kampfsportart „Krav Maga“. Dabei wird besonders der Kampf gegen mehrere Angreifer trainiert.
Worum es geht wird schon aus dem Namen deutlich: „Krav Maga“ ist hebräisch – und bedeutet nichts anderes als „Nahkampf“.Die Kampfsportart ist auf Selbstverteidigung ausgelegt. Auch deshalb gibt es keinerlei Auszeichnungen oder Gürtel. Nach dem Prinzip „Greife den Angreifer an“ ist sie zwar recht offensiv – Ziel jedoch ist, den Gegner möglichst schnell kampfunfähig zu machen, um die Möglichkeit zur Flucht zu gewinnen. Ein großer Vorteil zu anderen Kampfsportarten.
„Als gut trainierter Boxer bin ich vielleicht kräftig. Aber ich lerne eben auch nach Regeln zu kämpfen und immer nur gegen einen Gegner“, erklärt Thomas Nowinski. „Sobald dann aber jemand sich nicht an die Regeln hält, ist schnell Essig mit Kampferfahrung.“
Anders sieht es beim Krav Maga aus: „80 Prozent der Angriffe sind Tiefschläge“, so Experte Thomas Nowinski. „Das ist vielleicht nicht nett, aber dafür äußerst effektiv!“ Hinzu kommt, dass in einer klassischen Selbstverteidigungssituation nicht gerade Wettbewerbsbedingungen herrschen. „Ziel des Trainings ist es, die erlerneten Techniken auch unter Stress abrufen zu können“, erläutert er.
Wichtiger als das eigentliche Üben sei daher das „Einschleifen“ der Technik. Wie in anderen Kampfsportarten auch können die Schüler durch diesen Drill lernen, reflexhaft zu reagieren – das macht im Ernstfall die entscheidenden Sekundenbruchteile aus, die eine gelungene Verteidigung und Flucht ermöglichen.
„Um den besten Fighter im Ring geht es nie. Denn das Prinzip aus anderen Selbstverteidigungsmethoden gilt auch hier: Jeder vermiedene Kampf ist ein gewonnener“, betont Thomas Nowinski.
Das bisherige Feedback ist gut. „Da kamen Mütter zu mir, die meinten ‚Mein Sohn soll kein Opfer sein.‘ Und nicht nur die waren hinterher begeistert!“, freut sich der Instruktor.
Aber nicht nur für Mobbingopfer und den einsamen Heimweg durch den Wald bietet Krav Maga Techniken. Auch für Profis ist daran einiges interessant: „Bei meiner Instruktoren-Ausbildung waren auch zwei tschechische Personenschützer mit dabei“, erzählt Thomas Nowinski.
Auch die israelischen Spezialkräfte lernen die Techniken, vor allem zur Entwaffnung von Gegnern. Krav Maga ist aber trotzdem vor allem etwas für Menschen, die ohne Vorerfahrung schnell und effektiv lernen möchten, sich selbst zu verteidigen. Diejenigen, die den Wettkampf im Ring suchen, haben bei Krav Maga freilich nichts verloren – selbst bei den sonst äußerst harten „MMA-Fights“ (Mixed Martial Arts-Kämpfe, also „gemischte Kampfkünste“) ist die Technik schlicht verboten.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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