Neue Serie: Zu Besuch....bei Frau Holle

Ursula Keuth ist Frau Holle und in einer Märchenwelt lebt sie auch
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Wo wohnt denn Frau Holle? Na, im Himmel natürlich und von dort lässt sie es schneien. In Hattingen wohnte sie mal in einem Fachwerkhaus in der Emsche. Heute muss man durch einen schlichten Hausflur, steht dem Schild eines Kieferorthopäden gegenüber – aber wenn man sich dann umdreht und durch die andere Tür geht, dann erwartet einen eine ganz andere Welt...

In unserer neuen STADTSPIEGEL-Serie „Zu Besuch...“ haben wir Frau Holle besucht. Verzeihung, natürlich Ursula Keuth. Aber eigentlich kennen wir sie alle unter Frau Holle. Und, wie sie selbst sagt: „Ich muss mich gar nicht verkleiden. Ich bin Frau Holle.“
Zumindest lebt sie in einer märchenhaften Wohnung. Alles, aber auch wirklich alles ist dekoriert. Jahreszeitlich. Im Moment ist noch Weihnachten. „Ich bin in Danzig geboren und kenne das von meinen Eltern so. Bis zum 2. Februar hatten wir immer den Weihnachtsbaum stehen. Dann ist Mariä Lichtmess und dann ist leider die Weihnachtszeit endgültig vorbei und auch ich packe alles in große Umzugskartons.“
Die stehen im Keller. Und während die einen genau dahin kommen, werden andere ausgepackt. Nämlich die, die mit den Farben grün und gelb frühlingshaftes Design, österliche Deko und sommerliche Blüten enthalten. Danach kommt die Herbstdeko an die Reihe und dann, ja dann ist endlich wieder Weihnachten. Und das ist die Lieblingsjahreszeit von Frau Holle.
Als Ursula Keuth war sie 41 Jahre bis zu ihrer Pensionierung im Kindergarten Schreys Gasse tätig. Und der Kindergarten war genauso märchenhaft, wie sie privat auch lebt. „Ich liebe das einfach. Das entspricht meinem Lebensgefühl“, sagt die heute 66jährige, die drei erwachsene Kinder hat. Atmosphäre schaffen, das ist ihr Ding.

Nur noch elf Monate, dann kommt Frau Holle wieder

Nach der Zeit im Kindergarten ist sie mit ihrem Mann umgezogen – vom Fachwerkhaus in ein modernes Stadthaus. Besondere Reisen, Weltreisen gar, stehen nicht auf dem Programm. Nordsee, vor allem Sylt, ist ihr lieber.
Und nach den Sommerferien hat sie sowieso keine Zeit mehr: Ursula Keuth singt im Projektchor, dem ehemaligen Kinderchor der Stadt Hattingen. Und dann müssen auch schon die ersten Sterne genäht werden, der Schnee will begutachtet werden, der rechtzeitig gekauft werden muss für die Rolle ihres Lebens – die eigentlich keine Rolle mehr ist, sondern sie ganz und gar ausfüllt: Frau Holle.
„Es ist auch schön, endlich einmal Zeit zu haben und nicht den ganzen Tag zu planen“, sagt sie. Struktur muss ein Tag haben, aber auch Platz für unvorhergesehene Ereignisse.
Lesen und Wandern, dafür ist jetzt Zeit nach dem aktiven Berufsleben. Aber nur eingeschränkt, wenn man eben selbst zu einer Märchenfigur heranwächst.
­Apropos wachsen: Ursula Keuth ist in diesem Jahr zum 18. Mal Frau Holle. „Meine Kinder sagen, ich soll doch mal aufhören, damit ich in der Vorweihnachtszeit mal selbst irgendwohin fahren kann. Aber ich kann doch gar nicht aufhören. Wenn ich mich im Alten Rathaus umziehe und meinen Zauberstab holen muss, weil die Jutesäckchen nicht vom Fenster abgehen und unten die Menschen stehen und warten – wie sollte ich darauf verzichten?“
Und während es draußen langsam dunkel wird und die Lichter in dieser sattsam dekorierten Märchenwelt angehen, seufzt sie beim Blick auf einen Tulpenstrauß und sagt: „Bald muss ich wieder Frühling machen. Aber in elf Monaten, da bin ich wieder Frau Holle. Die Zeit muss ich einfach durchhalten“. Das wird sie bestimmt – zur Freude von Groß und Klein.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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