Vom Aussterben bedrohte Schafrasse grast jetzt im Naturschutzgebiet
Tierisch-wollige Rasenmäher

Raus in die neue Heimat: Fünf "Coburger Füchse" der Wülfrather Schäferei Lamberti halten jetzt die unter Naturschutz stehenden Magerwiesen von unerwünschtem Bewuchs frei. | Foto: Ulrich Bangert
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  • Raus in die neue Heimat: Fünf "Coburger Füchse" der Wülfrather Schäferei Lamberti halten jetzt die unter Naturschutz stehenden Magerwiesen von unerwünschtem Bewuchs frei.
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„Sollen wir raus oder nicht?“, scheinen sich die fünf Schafe zu fragen, als sich die Klappe des Viehtransporters öffnet. Nach wenigen Augenblicken rennt das Leittier los, die anderen folgen.

Die Mini-Schafherde wird sich in den nächsten Wochen als biologischer Rasenmäher auf einer unter Naturschutz stehenden Wiese am Görscheider Weg betätigen.
Das mehrere Hektar große Areal gehörte einem Bauern aus Kettwig vor der Brücke. Der juristisch bewanderte Landmann, der vor rund 15 Jahren im hohen Alter von 99 Jahren kinderlos verstarb, hatte sich einst geärgert, dass er zwangsweise einen Teil seines Acker für britische Offiziershäuser hergeben musste. Drum vermachte er seinen ganzen Grundbesitz an den Staat, aber mit so hohen Auflagen, dass dort nie gebaut werden kann. Dazu gehören die Wiesen zwischen Görscheid und Sellberg. Die Bundesvermögensverwaltung verpachtete das Land an den Kreis Mettmann, der auf einem Teil eine ökologisch wertvolle Streubobstwiese anlegte, der andere bleibt sich weitgehend selbst überlassen.

Wiese mit recht saurem Boden

Streifenweise wird gemäht. „Das Heu dient als Winterfutter für das eiszeitliche Wildgehege im Neandertal“, beschreibt Robert Scheuß von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Mettmann. „Das besondere an der Wiese ist der magere und recht saure Boden“, bemerkt Professor Dr. Wolfgang Gerß, Gründer des „Heiligenhauser Vereins für wissenschaftliche Naturpatenschaften“, der die Pflanzen und Tiere des Areal akribisch beobachtet, betreut und dokumentiert. „Früher wurden die Wiesen beweidet“, weiß der Vereinsvorsitzende Dr. Alfred Bruckhaus. „Das fand jahrelang nicht mehr statt, dadurch kommt es zu Überwachsungen der Borstgräser, die sehr selten sind, zum Beispiel durch Eichen. Durch eine regelmäßige Beweidung lässt sich das verhindern. Aber es war gar nicht so einfach, an Tiere zu kommen. Der ehemalige Kreislandwirt Karl Bröcker konnte uns aber eine Schäferei aus Wülfrath vermitteln.“

Coburger Füchse - eine alte Schafsrasse

Schäferin Stefanie Lamberti brachte jetzt zusammen mit der Tierärztin und Bio-Bäuerin Ophelia Nick die wolligen Landschaftspfleger in deren neues Revier. „Das sind Coburger Füchse, eine alte Schafsrasse, die vom Aussterben bedroht ist.“ Zuvor hatten die Beiden einen elektrischen Schafszaun gezogen, damit die Tier nicht überall grasen. 

Die Schäferinnen Stefanie Lamberti (rechts) und Ophelia Nick schauen den "Coburger Füchsen" zu, wie sie sich auf der Wiese am Görscheider Weg eingewöhnen. | Foto: Ulrich Bangert
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Alfred Bruckhaus dankt Nachbarn, die Strom für den Zaun und Wasser für die Schafe zur Verfügung stellen. „Wir könnten noch mehr Tiere zur Verfügung stellen,“ stellt die Wülfrather Schäferin in Aussicht, die täglich nach ihren Schützlingen schaut.

280 verschiedenen Falterarten

Welche große Bedeutung die Magerwiese hat, machte Dietmar Borbe deutlich. „Es gibt hier 280 verschiedenen Falterarten, davon 25 Tagfalter.“ Der Insektenexperte zeigt auf einen orange-roten Schmetterling mit schwarzen Punkten. „Das ist hier das größte Vorkommen des Kleinen Tagfalters im ganzen Kreis.“

Raus in die neue Heimat: Fünf "Coburger Füchse" der Wülfrather Schäferei Lamberti halten jetzt die unter Naturschutz stehenden Magerwiesen von unerwünschtem Bewuchs frei. | Foto: Ulrich Bangert
Die Schäferinnen Stefanie Lamberti (rechts) und Ophelia Nick schauen den "Coburger Füchsen" zu, wie sie sich auf der Wiese am Görscheider Weg eingewöhnen. | Foto: Ulrich Bangert
Autor:

Maren Menke aus Velbert

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