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BürgerReporterin des Monats: Margot Klütsch

BürgerReporterin Margot Klütsch vor dem Düsseldorfer Landtag. | Foto: Klütsch
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Margot Klütsch ist die erste BürgerReporterin im "neuen" Lokalkompass. Im Interview verrät die promovierte Kunsthistorikerin, was wir an unserer Landeshauptstadt haben und was sie von Banksys geschreddertem Ballon-Mädchen hält. 

1. Du bist zwar im Lokalkompass Düsseldorf registriert, wohnst aber derzeit in Meerbusch. Wie kam es, dass du BürgerReporterin geworden bist?
Ich lebe gerne in Meerbusch, aber Düsseldorf ist meine Stadt, denn hier bin ich geboren und hier habe ich auch Abitur gemacht. Als ich im Internet recherchierte, bin ich durch Zufall auf den Lokalkompass gestoßen. Ich fand dieses Forum auf Anhieb interessant, weil ich gerne fotografiere und Reportagen schreibe. Da die Anmeldung so unkompliziert war, bin ich sofort beim LK eingestiegen.

2. Du bist promovierte Kunsthistorikerin. Was macht Düsseldorf aus kunsthistorischer Sicht interessant?
Kurz zusammengefasst: Die Mischung aus Tradition und (Schwerpunkt) Moderne. Aus der ehemaligen Residenzstadt gibt es bedeutende Werke wie das Reiterdenkmal des Kurfürsten Johann Wilhelm II, den alle „Jan Wellem“ nennen (1711), dazu die barocke Kirche St. Andreas und vor allem Schloss Benrath (18. Jh.). Die berühmte Gemäldesammlung Jan Wellems ging allerdings 1805 nach München, wo sie den Grundstock der Alten Pinakothek bildete.
Eine wichtige Rolle spielte seit ihrer Gründung (1819) die Kunstakademie, zunächst im 19. Jahrhundert mit der „Düsseldorfer Malerschule“, die sogar Schüler aus Skandinavien und Amerika anzog.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb die Düsseldorfer Kunstszene Geschichte: Die Gruppe ZERO (gegründet 1958), Joseph Beuys und schließlich die Schüler von Bernd und Hilla Becher an der Kunstakademie, die es als „Düsseldorfer Fotoschule“ zu weltweiter Anerkennung gebracht haben. Seit 1945 sorgt die moderne Architektur in Düsseldorf für Furore: Zum Beispiel mit dem Dreischeibenhaus, dem Medienhafen mit den Gehry-Bauten und den Kö-Bogen-Bauten von Daniel Libeskind.Über die Kunst hinaus zitiere ich aber gerne Heinrich Heine, der 1827 über seine Heimatstadt schrieb „Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön…“

3. Angenommen, du wärst Ministerin für Kultur und Wissenschaft in NRW: Was würdest du verändern und warum?
Diese Schuhe wären sicherlich ein paar Nummern zu groß für mich… Spontan fällt mir dazu ein: Ich würde alles daran setzen, die Querelen um das Museum Schloss Moyland, in das das Land NRW viele Millionen investiert hat, zu beenden. Außerdem würde ich mich dafür einsetzen, dass die Region Rhein-Ruhr stärker an einem Strang zieht, um das riesige kulturelle Potenzial unserer Museen, Theater, Musik- und Kunstszene bundesweit deutlicher in den Fokus zu rücken. Es würde das Image des Landes NRW aufpolieren und zeigen, dass wir in Deutschland in der ersten Liga spielen.
Geld ist bekanntlich immer knapp, besonders für die Kultur. Es wäre aber toll, wenn wir mehr Künstler ohne großen bürokratischen Aufwand in NRW halten könnten, z.B. durch günstige Atelierräume.

4. Ein sich selbst zerstörendes Kunstwerk von Banksy machte in den letzten Wochen weltweit Schlagzeilen. Wie bewertest du den künstlerischen Gehalt dieser Aktion? Verdient der Vorgang unsere Aufmerksamkeit?
Nach meiner Einschätzung ist diese Aktion ein riesiger PR-Gag, um sich die Aufmerksamkeit der Medien zu sichern, was ja gelungen ist. Der künstlerische Gehalt erschließt sich mir nicht. Dabei ist die Idee des nicht für die Ewigkeit produzierten Kunstwerks nicht neu (z.B. Dieter Roth), hatte aber den Sinn, die Vergänglichkeit von Kunst und Leben zu thematisieren. Einen solchen Gehalt kann ich bei Banksy nicht erkennen.

5. Bitte nenne drei Künstler*innen, die dich bis heute besonders beeindrucken, und verrate uns, warum.
Diese Frage ist eigentlich nicht zu beantworten und die Auswahl könnte auch anders ausfallen. Trotzdem hier ein Versuch: Bei den „Alten Meistern“ bewundere ich besonders die Gemälde von Jan Vermeer van Delft, weil sie großartig gemalt sind und mich farblich besonders ansprechen. Sie stellen die Menschen unspektakulär in ihrer Umgebung dar. Vermeers Bilder strahlen eine solche Ruhe aus, dass auf ihnen die Zeit still zu stehen scheint. Sie scheinen für die Ewigkeit gemalt.
Beeindruckend und großartig finde ich das Schaffen von Paul Cézanne. Mit seinen streng komponierten Gemälden ist er einer der Väter der Moderne, in der die Malerei nicht die Natur nachahmt (abbildet), sondern eine eigene Wirklichkeit schafft, wie Cézanne es in dem berühmten Satz ausgedrückt hat, er erstrebe eine „Harmonie parallel zur Natur“.
Ich bin nicht für eine generelle Frauenquote, aber bei der Frage nach den „Künstler*innen“ fällt mir spontan die mexikanische Malerin Frida Kahlo ein. Es beeindruckt mich sehr, wie diese Frau ihren Lebensweg nach Kinderlähmung und Unfall in ihrer subjektiven, teilweise surrealistischen Malerei in ausdrucksstarken faszinierenden Bildern verarbeitet hat.

6. Welchen Stellenwert hat das Fotografieren in deinem Leben? Wie bist du dazu gekommen?
Mit der ersten Digitalkamera habe ich die Freude an der Fotografie (wieder) entdeckt. Inzwischen hat sie einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Zunächst habe ich die Fotografie vor allem beruflich genutzt. Die Mitarbeit an einem Internetportal über moderne Skulptur in Düsseldorf hat mir den Anstoß gegeben, mich intensiver in meiner Heimatstadt und in der näheren Umgebung um zu sehen. Dabei habe ich die Vorzüge des Radelns entdeckt. Inzwischen ist nichts mehr vor meiner Kamera sicher, denn es gibt ja unendlich viele interessante Motive. Außerdem hat das Fotografieren mich, natürlich auch auf Reisen, zu genauerem Hinsehen veranlasst. Aus der Fotografie haben sich weitere tolle kreative Hobbys entwickelt, z. B. Bildbearbeitung und die Gestaltung von Fotobüchern.

7. Was wolltest du als Kind immer werden? Warum?
Das hat variiert: Säuglingsschwester, Lehrerin -- aber schließlich ist es bei meinen beiden eigenen Kindern geblieben und Schulklassen habe ich dann durch Museen geführt! Da ich als Kind aber eigentlich immer gemalt habe, bin ich wohl bei der Kunstgeschichte gelandet. Übrigens: In meinem nächsten Leben werde ich Goldschmiedin.

8. Was kannst du besonders gut, was nicht so?
Was mir liegt: diskutieren, lachen, kreativ sein, faulenzen, radeln.
Was mir nicht liegt: Kochen, backen, Zahlen, Technik.

9. Was schätzt du am Lokalkompass, was könnte besser sein?
Ich schätze am Lokalkompass die Vielfalt der lokalen und regionalen Themen, die interessanten Reise- und Ausstellungsberichte und die teilweise großartige Tier- und Naturfotografie. Und natürlich den Austausch mit den anderen Bürgerreportern. Ich freue mich, inzwischen einige persönlich kennen gelernt zu haben.
Mir gefällt das Punktesystem nicht, das ja wohl bald abgeschafft werden soll. [Die Fragen wurden schon vor dem 1.11. beantworten, Anm. d. Red.] Ich habe den Eindruck, dass es dazu verführt, auf die Schnelle zu liken oder Fotos und einen Beitrag einzustellen. Ich wünsche mir auch eine intensivere, gern auch kritischere Diskussion über die gezeigten Fotos, über deren Stärken und Schwächen.

10. Wohin würdest du reisen, wenn Zeit und Geld keine Rolle spielten? Warum?
Ich würde eine Reise in die Zukunft machen, z.B. an das Ende unseres Jahrhunderts, weil ich es unglaublich spannend fände zu erleben, wie sich unser Leben bis dahin entwickelt und welche Prognosen zutreffen.

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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