Stadt Herne arbeitet die braune Vergangenheit auf

Das Ehrenmal auf dem Friedhof an der Wiescherstraße. Foto: Detlef Erler
2Bilder
  • Das Ehrenmal auf dem Friedhof an der Wiescherstraße. Foto: Detlef Erler
  • hochgeladen von Dirk Marschke

In einer Ratssitzung im Mai diesen Jahres hatte OB Horst Schiereck angekündigt, die Geschichte der Stadt in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft von 1933 bis 1945 unter verschiedenen Gesichtspunkten neu untersuchen zu lassen. Zum Thema „Ehrenbürgerschaften“ liegen nun erste Ergebnisse vor.

Dafür hat sich der Historiker Ralf Piorr in die Archive begeben. Zwischen 1933 und 1945 wurden in Herne und Wanne-Eickel nur drei Ehrenbürgerschaften verliehen. Neben den zu dieser Zeit in vielen Städten zum Ehrenbürger ernannten Paul von Hindenburg und Adolf Hitler findet sich der Name Otto Heinrich Flottmann.

Dieser erhielt diese Auszeichnung 1935 nicht nur für seine Unternehmertätigkeit, sondern als „früher Unterstützer des NSDAP“, berichtet Schiereck. Schon 1931 habe Flottmann eine Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) in seinem Betrieb gegründet, auch finanziell habe er die Partei bereits vor der Machtübernahme unterstützt. Schiereck macht klar, dass man die Flottmann-Hallen und ihre Bedeutung nicht auf diese eine Personen reduzieren wolle, „man darf die Geschichte aber auch nicht schönschreiben“.

Nun stellt sich die Frage, wie die Stadt mit den Erkenntnissen umgeht. Denn formaljuristisch, so Schiereck, „erlischt mit dem Tod die Ehrenbürgerschaft“. Auch die Aberkennung der Auszeichnung für Hitler 1984 sei daher nur ein symbolischer Akt gewesen. Eine mögliche Lösung ist für Schiereck, dass die „Stadträte ab 1933 nicht demokratisch legitimiert waren“ und so die Verleihung der Ehrenbürgerwürde von vor-neherein ungültig war.

Auch hinsichtlich des denkmalgeschützten Ehrenmals auf dem Friedhof an der Wiescherstraße hat sich etwas getan. Dieses sei in der Nazizeit eingeweiht und zu propagandistischen Zwecken missbraucht worden. Drauf hatten im letzten Jahr Schüler des OHG hingewiesen. Hier sollen leichte Veränderungen, zum Beispiel durch eine Infotafel, vorgenommen werden. Am Volkstrauertag werden dort zudem keine Kränze mehr abgelegt. Die Gedenkfeier findet zentral an der Kapelle des Friedhofs statt.

Das Ehrenmal auf dem Friedhof an der Wiescherstraße. Foto: Detlef Erler
OB Horst Schiereck will Licht in die Vergangenheit der Stadt bringen. Foto: Detlef Erler
Autor:

Dirk Marschke aus Herne

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.