Faire Woche in Herne startet
Mode und Menschenwürde

Lina Eberlein (Lighthouse), Nicola Henseler Fairnica), Mirco Szymyslik (Die Grünen), Markus Heißler (Eine Welt Zentrum), Christa Winger (Weltladen) und Andrea Prislan (Emschertal-Museum) freuen sich auf die Faire Woche (v.l.). | Foto: Fairnica
  • Lina Eberlein (Lighthouse), Nicola Henseler Fairnica), Mirco Szymyslik (Die Grünen), Markus Heißler (Eine Welt Zentrum), Christa Winger (Weltladen) und Andrea Prislan (Emschertal-Museum) freuen sich auf die Faire Woche (v.l.).
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Seit 2011 ist Herne internationale Fairtrade-Stadt, seit 2001 finden die Aktionswochen zum Fairen Handel statt. Die Faire Woche beschäftigt sich in diesem Jahr mit dem Thema Menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften in der textilen Lieferkette und steht unter dem Motto Fair Steht Dir.

Schätzungsweise 75 Millionen Menschen fertigen weltweit Kleidung. 80 Prozent von ihnen sind Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren. Die meisten davon arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen zu einem Hungerlohn. Tag für Tag werden sie ausgebeutet, arbeiten ohne Sicherheitsvorkehrungen und setzen sich gefährliche Chemikalien aus. „Die Modeindustrie hat nicht nur viele Nachteile für die Beschäftigten, sondern auch enorme Umweltauswirkungen für uns alle,“ so Faire-Woche-Koordinator Markus Heißler. „Die globale Modeindustrie gehört zu den größten Klimasündern. Sie emittiert pro Jahr 1,2 Milliarden Tonnen CO2, das ist mehr als die internationale Luft- und Schifffahrt zusammen.“

Das Schwerpunktthema wird zum Beispiel am Donnerstag, 29. September, vom Fair Fashion Store Fairnica und den Grünen mit einer Kleidertauschparty aufgegriffen, und dabei wird auch über die Produktionsbedingungen in der Textilindustrie informiert. Auch das Jugendzentrum Lighthouse beteiligt sich am Freitag, 23. September, ebenfalls mit einer Kleidertauschbörse für junge Menschen an der Fairen Woche und informiert mit Videos über das Thema Fast Fashion. Wer modische Accessoires selber herstellen möchte, ist im Emschertalmuseum richtig. Am Samstag, 17., und Sonntag, 18. September, werden Recycling Taschen, so gennannte Artbags, aus alten Werbebannern selbst hergestellt.

25 Unternehmen und Vereine

In diesem Jahr beteiligen sich über 25 Unternehmen, Vereine und Organisationen mit Aktionen und Veranstaltungen am Programm. Auftakt der Fairen Woche ist am Donnerstag, 15. September, 17 Uhr, in der Volkshochschule (VHS) im Kulturzentrum, Willi-Pohlmann-Platz 1. Bei dieser Gelegenheit wird die Ausstellung Fairer Handel in Herne - Zehn Jahre FairtradeStadt durch Bürgermeisterin Andrea Oehler eröffnet. Die Ausstellung stellt engagierte Menschen vor, die sich auf unterschiedlichste Weise für den Fairen Handel in der Stadt engagieren und vermittelt viele weitere Informationen zum Thema.

Am Freitag, 16. September, 10 bis 18 Uhr, wird es im und vor dem Weltladen Esperanza, Freiligrathstraße 17, einen Kennenlerntag für fair gehandelte Produkte geben. „Es können Gebäck und Schokolade probiert werden. Auch neue Produkte werden präsentiert, so zum Beispiel hochwertiger Silberschmuck,“ erläutert Christa Winger vom Weltladen. Um 14 Uhr gibt es außerdem Livemusik mit dem Trommler Tobias Bülow.

Einen Fairen Schoko-Tag veranstaltet die HCR am Dienstag, 20. September, 9.30 bis 18 Uhr, im Kundencenter, Bebelstraße 8, und verschenkt dabei fair gehandelten Schokolade an Kunden. Auch Entsorgung Herne verteilt am Samstag, 17. September, 300 faire Süßigkeiten. Das Büro für Gleichstellung und Vielfalt lädt am Donnerstag, 29. September, zu einer Schokoladen-Workshop ein. Spannend ist auch der Vortrag von Otmar Meyer am Mittwoch, 21. September, in der Volkshochschule (VHS), denn der Referent war 35 Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit und dem Fairen Handel in Nicaragua tätig.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Koordination der Fairen Woche liegt in den Händen des Eine Welt Zentrums des Evangelischen Kirchenkreises. Der Programmflyer liegt in vielen öffentlichen Einrichtungen und Kirchengemeinden aus oder findet sich online unter www.ewz-herne.de. Der Faire Handel unterstützt die Hilfe zur Selbsthilfe in Entwicklungsländern, leistet einen Beitrag gegen ausbeuterische Kinderarbeit und gilt als eine der effektivsten Formen der Entwicklungszusammenarbeit. Produkte aus Fairem Handel sind in 900 Weltläden, mehr als 40.000 Bioläden, Supermärkten, Discountern und Bäckereien sowie in über 20.000 Cafés und Restaurants erhältlich.

Der Faire Handel schafft Perspektiven für rund 2,5 Millionen Kleinproduzierende und ihre Familien weltweit. Aufgrund der Coronapandemie gab es in 2020 erstmals einen leichten Rückgang beim Umsatz fair gehandelter Produkte in Deutschland. In 2011 wurde Herne als tausendste Fairtrade Town weltweit ausgezeichnet. 2021 wurde der Titel für weitere zwei Jahre erneuert. Weitere Informationen finden sich unter www.fairtradestadt-herne.de.

Deutschland als einer der weltweit größten Konsumentenmärkte für Bekleidung hat auch einen enormen Anteil am weltweiten Ressourcenverbrauch und der Umweltbelastung im Zusammenhang mit Mode. Deutsche Konsumenten erwarben 2019 Bekleidung und Schuhe für 76 Milliarden Euro, doch nur fünf Prozent davon wurden in heimischen Produktionsstätten gefertigt. In Deutschland wird jedes fünfte Kleidungsstück so gut wie nie und etwa eine Milliarde Kleidungsstücke nicht länger als drei Monate getragen. Nur rund fünf bis zehn Prozent der in Deutschland gesammelten Altkleider werden laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen am Ende an Bedürftige hierzulande weitergegeben oder in hiesigen Läden als Second-Hand-Ware weiterverkauft.

Rund 40 Prozent der gesammelten Textilien werden in osteuropäische und afrikanische Länder verkauft. Der Export der Ware in afrikanische Staaten ist auch schon lange umstritten, weil die Flut an Billigware die einheimischen Textilproduzenten bedroht. Darüber hinaus ist ein Großteil der Altkleider nicht mehr brauchbar und führt bei der Entsorgung zu großen Umweltproblemen. So werden zum Beispiel jeden Tag rund 70 Tonnen Textilien vom größten Second-Hand-Markt Ghanas auf eine Müllhalde am Ufer der Korle-Lagune in Accra abgeladen, von dort in die Lagune geweht und ins Meer gespült.

Autor:

Lokalkompass Herne aus Herne

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