Theatertod: Tyrannen morden

Der erste Krimi von Thomas Schrage ist im Gmeiner Verlag erschienen. | Foto: Gmeiner Verlag
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Tyrannen-Mord - eine Frage der Moral und des Mutes, ob man solche Schurken töten darf oder sogar muss. Manche Tyrannen arbeiten als Intendanten und Regisseure, denn an den Theatern sind sie alle Sonnenkönige. Thomas Schrage, selbst vom Fach, trifft bei seinem Krimi-Erstling "Theatertod" eine kluge Entscheidung: Er wählt ein Schauspielhaus als Ort des Schreckens und nicht etwa eine Insel in der Karibik.

Das Schauspiel Köln, um genau zu sein. Hier findet der gestresste junge Regieassistenz Michael einen toten Kollegen: Der junge Schauspieler Peter, vom Regisseur übelst gedemütigt und unter Höhenangst leidend, liegt zerschmettert am Boden. Viele tippen auf Selbstmord.

Nicht so Michael, der ein schlechtes Gewissen hat, weil er - überlastet - sich mit Peter nicht weiter befassen wollte, als der um Hilfe bat. Nun lässt ihn Peters Tod keine Ruhe und er ermittelt - ganz der naive, sympathische und vertrottelte Held mit unerwarteten Anfällen von Draufgängertum - auf eigenen Faust, von einer jungen Hospitantin unterstützt.

Schrages Milieu- und Charakterstudien wirken überzeugend, was nicht wundert, da er sich im Theaterbetrieb bestens auskennt. Mitbestimmung und Menschenrechte scheinen innerhalb dieser hierarischen Welt keinen Wert zu besitzen, obwohl es in den Stücken und den künstlerischen Zielsetzungen des Kulturvölkchens gerade darum geht.

Darsteller, Techniker, Regieassisten und Pförtner müssen sich Intendant, Schauspieldirektor und Regisseuren unterwerfen. Und die kochen gerne ihr eigenes Süppchen. Man kann sich mit einer sarkastischen Schutzwand umgeben wie die beiden wirklich komischen Requisiteure in "Theaterod". Man kann Halt in der Liebe suchen wie Michael. Man kann viel trinken oder sich abkapseln, wie es andere tun.

Show must go on

Bei jedem Bäcker hinge ein Schild im Schaufenster: "Wegen Trauerfalls geschlossen." Der tote Kollege ist noch nicht mal kalt, da muss schon weiter geprobt werden, finden Vorstellungen statt und wird um Pöstchen gefeilscht, Fährt einer der Mitarbeiter des Kulturbetriebs etwa zur Beerdigung? Fehlanzeige,

Thomas Schrage schreibt gut und überzeugend, allerdings auch viel zu lang. Was fürs Theater - drei Stunden dauernde Bühnenstücke sind auch nicht unbedingt besser als knackige 120-Minuten-Inszenierungen - gilt, trifft auch oft auf Romane zu: Man kann straffer erzählen und damit mehr fesseln.
Aber: Respekt für dieses gelungene Debüt als Krimi-Autor. Thomas Schrage hat Erwartungen geweckt.

Thomas Schrage; Theatertod. Kriminalroman, 435 Seiten, Taschenbuch, erschienen im Gmeiner-Verlag. ISBN 978-3-8392-1439-8, 11,99 Euro.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

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