Renate Brunswickers Abschied nach 45 Jahren Ratstätigkeit

Renate Brunswicker | Foto: privat
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Zur CDU ist Renate Brunswicker gekommen, weil „mein Ehemann CDU-Mitglied war“. Rolf Brunswicker war es auch, der sie Mitte der 60er Jahre zur Rückkehr nach Iserlohn überzeugen konnte.

Ich war zweieinhalb Jahre in Paris und habe mich danach entschlossen, in die USA auszuwandern“.
Nach der Rückkehr entschied sich Renate Brunswicker, in der Politik aktiv zu werden. Sie wurde gleich bei ihrer ersten Kandidatur in den Rat gewählt. Das war 1969. „Ich habe in der Innenstadt den Aloysius-Wahlkreis gehabt.“ Seit 1984 kandidiert sie im Dördel-Wahlkreis, den sie von Karl-Heinz Wernick übernommen hat. Den Wahlkreis hat sie immer direkt für die CDU geholt. „Dass ich so lange dabei geblieben bin - daran habe ich zu Beginn nie gedacht.“
Es sollte aber auch nicht nur beim Ratsmandat bleiben. Renate Brunswicker gehörte dem Landtag von 1995 bis 2000 an und war 15 Jahre lang, als Klaus Müller (CDU)und sein Vorgänger Fritz Fischer (SPD) Bürgermeister der Stadt Iserlohn waren, als Vize-Bürgermeisterin tätig.
Hat sie irgendeine Entscheidung bereut? „Nein. Ich würde keine meiner Entscheidungen korrigieren.“
Sie macht aber keinen Hehl daraus, dass „ich sehr enttäuscht war, als sich der Rat 1998 gegen die Ausrichtung der Landesgartenschau entschieden hat. Das wäre eine große Chance für Iserlohn und das gesamte Seilersee-Gebiet gewesen.“

Expertin für Schule, Soziales und Kultur

Renate Brunswicker, die sich während ihrer Ratstätigkeit als Fachfrau in den Bereichen Kultur, Soziales und Schule erwies, bedauert auch, „dass die Parkhalle nicht sofort solide gebaut worden ist, und dass das SeilerseeBad bei der Erichtung kostenmäßig gedeckelt wurde.“ Renate Brunswicker: „Ich warne einfach davor, dass sich diese Fehler wiederholen.“ Positiv empfindet sie, was aus der alten Post geworden ist und hätte sich Ähnliches auch für die Parkhalle und ihr Umfeld gewünscht. Hier sieht die scheidende CDU-Ratsfrau ebenso großen Handlungsbedarf wie beim Iserlohner Rathaus und seiner Umgebung. „Das ist auch nicht zeitgemäß.“
Renate Brunswicker ergänzt zum Thema Alexanderhöhe: „Die Alexanderhöhe mit dem Theater ist doch ein Highlight in der Region. Es lockt mit seinem Programm so viele Gäste aus der Region an.“
Zu den schönen Erinnerungen, die ihr spontan einfallen, zählt der Kampf Anfang der 70er Jahre für den Erhalt der alten Fassade des Stadtbades am Poth. Renate Brunswicker: „Zusammen mit dem damaligen Baudezernenten Lösch und dem SPD-Ratsherrn Hans Kötter haben wir die Fassade und den Turm retten können.“
„Genauso stolz bin ich darauf, dass es mir gelungen ist, dass im vorgelagerten Garten der alten Niebecker-Villa an der Südstraße nie der Bebauungplan Realität geworden ist. Als ein alternativer Standort für diese Reihenhäuser wurde von mir damals der Dördel vorgeschlagen, weil die Briten abzogen und die Grundstücke wieder an die Stadt übergegangen sind. Was sich als gute Lösung herausgestellt hat.“
Renate Brunswicker war immer in der ersten Reihe zu finden, wenn es um Ur-Iserlohner Belange gegangen ist. Was auch bedeutet, dass sie das Iserlohner Leben genossen hat. „Ein Traum ging für mich in Erfüllung, als ich 1974/ 75 mit Sigurd Pütter das Königspaar des IBSV war.“ Besonders stolz war sie, als ihr angetragen worden war, die Festrede zum 150-jährigen Bestehen des Stenner-Gymnasiums zu halten. Renate Brunswicker: „Ich habe in der Sexta auf der Bühne gestanden, um beim 100-jährigen des Gymnasiums einen Ländler auf dem Akkordeon zu spielen.“
Sie macht auch keinen Hehl darauf, dass „ich gerne auf der Bühne des Parktheaters gestanden habe, um beispielsweise die Internationalen Herbsttage für Musik zu eröffnen. Das war immer etwas Schönes.“
Angenehm in Erinnerung bleibt ihr auch im Rahmen des Campus Symposiums, „dass ich Kofi Annan und Tony Blair begegnen und sprechen durfte. Das waren besondere Erlebnisse für mich.“
Ein wenig Wehmut beschleicht sie schon. „Ich habe ja auch mitgeholfen, einiges zu bewegen. Es ist mit meiner Hilfe ja auch einiges erreicht worden.“ Sie war es auch, die als eine ihrer ersten Aktivitäten im Rat dafür sorgte, dass die Schulhöfe nachmittags geöffnet wurden und als Spielplätze zur Verfügung standen.

"Ich habe mich nie verbogen"

Wenn sie ihre 45 Jahre Ratstätigkeit Revue passieren lässt, stellt sich natürlich die Vergleichsfrage, was heute anders als früher ist. „Die neue Politiker-Generation denkt und lebt kurzfristiger. Die Guten werden die lokale Arbeit als Sprungbrett nutzen. Die Verbundenheit mit der Heimat ist nicht mehr so ausgeprägt, die Langlebigkeit ist nicht mehr gegeben. Ich habe zudem das Empfinden, dass im Rat früher eine positive Aufbruchstimmung vorherrschte. So ganz im Sinne der Stadt etwas bewegen und verändern zu wollen. Heute habe ich oftmals das Gefühl, dass eine echte Überzeugung fehlt, dem Bürger etwas gönnen zu wollen. Der Bürger soll das Gefühl haben, dass es schön ist, in Iserlohn zu leben.“
Ein Urteil und eine Selbsteinschätzung darf beim Rückblick nicht fehlen. Wie urteilt die Iserlohnerin Renate Brunswicker über die Politikerin Brunswicker?
„Ich denke, dass ich immer gradlinig geblieben bin, auch wenn ich mir hier und da möglicherweise Feinde geschaffen habe oder Nachteile eingetreten sind. Abe die Kollegne und Bürger konnten sich immer auf meine Aussagen verlassen, trotzdem habe ich nie aus meiner Meinung einen Hehl gemacht. Ich komme dennoch mit allen trotz unterschiedlicher Auffassungen weiter gut aus. Ich bin immer ich geblieben und ich habe mich nie verbogen. Darauf bin ich ganz besonders stolz.“

Text: Rainer Tüttelmann

Renate Brunswicker | Foto: privat
Das erste Wahlkampfplakat von 1969. | Foto: privat
Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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