Streitkultur

Als Wüstenväter betitelte man frühchristliche Mönche, die sich im späten dritten Jahrhundert, entweder einzeln als Eremiten oder in Gruppen, als Koinobiten, in die Wüsten Ägyptens und Syriens zurückzogen, um dort ihr Leben in Askese, Gebet und Arbeit zu führen.

Die Radikalität ihrer Lebensführung mag uns erschrecken, aber querdenken kann auch befreiend sein . . .

„Zwei Altväter wohnten in einem Kellion und hatten sich nie jemals auch nur im geringsten entzweit. Da sprach einmal der eine zum anderen: Wir wollen auch einmal einen Streit anfangen wie andere Leute. Der andere aber sagte: Ich weiß nicht, wie ein Streit entsteht. Jener antwortete: Sieh, ich lege hier einen Ziegelstein in die Mitte und sage: Er gehört mir. Darauf sagst du: Nein, er gehört mir! Und
daraus entsteht dann Streit und Zank. Und nachdem er den Stein in die Mitte gelegt hatte und sagte: Der ist mein und nicht dein!, antwortete der andere: Ich glaube, er ist mein. Hierauf sagte der erste wieder: Er ist doch mein und nicht dein! Da sagte der zweite: Wenn er denn dein ist, dann nimm ihn! Darauf hatte ihr Streit wieder ein Ende.“
(III, 96)

aus dem Apophthegmata Patrum (Weisung der Väter)
PAULINUS-VERLAG TRIER
3. unveränd. Auflage 1986

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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