Messer an der Kehle: Opfer versucht Trauma zu überwinden
„Das Leben geht schließlich weiter“

Opfer von Überfällen haben oftmals lange Zeit mit Angstzuständen zu kämpfen und möchten am liebsten anonym bleiben. Foto: Oliver Lückmann
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Die Überfälle letzte Woche auf eine Bäckerei und auf ein Lottogeschäft in Kamen sind schnell aufgeklärt worden (siehe Hintergrund unten im Text). Dank einiger Zeugenaussagen konnte der Täter von der Polizei gefasst werden und sitzt jetzt hinter Gitter.
Nicht ganz so schnell werden die seelischen Wunden verheilen, die der Täter durch seine brutale Vorgehensweise angerichtet hat. Der Bäckereifachverkäuferin hat er ein Messer an die Kehle gehalten, um Bargeld aus der Kasse zu erpressen.
„Er hielt mich fest im Arm und sagte nur, dass ich ihm das Geld aus der Kasse geben sollte“, erinnert sich Melanie A. (Name von der Redaktion geändert), die lieber anonym bleiben möchte. Sie ist erleichtert, dass man den Täter so schnell geschnappt hat. Kommende Frühschichten in der Bäckerei will sie trotzdem nicht mehr alleine übernehmen. „Ich habe Angst, dass sich dieses traumatische Ereignis wiederholen könnte“, erklärt sie.
Die Bäckerei, die am Norma-Supermarkt angegliedert ist, öffnet in der Regel eine Stunde früher als der Discounter und so war die Verkäuferin an diesem Montagmorgen ganz allein. Nach dem Überfall hat man sich im Laden auch um eine Überwachungskamera gekümmert.
Eine solche Kamera befand sich zum Glück im Lottogeschäft an der Weststraße, wo vier Tage später ein ähnlicher Überfall stattfand. „Die Polizei rief mich daraufhin an, ob ich mir das Videomaterial aus dem Lottogeschäft mal anschauen könnte“, verrät Melanie. „Es erschien mir wie ein Déjà-vu. Alles war genauso inszeniert wie bei meinem Überfall. Es handelte sich um den gleichen Täter.“
Trotzdem beschleicht Melanie stets eine gewisse Angst oder ein mulmiges Gefühl, wenn sie im Dunkeln unterwegs ist. Zur Zeit traut sie sich abends alleine nicht auf die Straße. „Zum Glück wurde mir von der Berufsgenossenschaft ein Psychologe zur Seite gestellt, der sogar zu mir nach Hause kam. Und diese Woche bekomme ich hoffentlich noch einen Termin in einer Praxis zur Trauma-Bewältigung. Das Leben muss schließlich weitergehen.“

Hintergrund

Gleich zweimal hatte ein bewaffneter Täter in der letzten Woche, erst eine Bäckerei und dann ein Lottogeschäft, überfallen und die Angestellten jeweils mit einem Messer bedroht (wir berichteten).
Hinweise von Zeugen führte die Kriminalpolizei in Kamen jetzt auf die Spur eines 34-jährigen Mannes. Der Verdacht gegen ihn erhärtete sich, nachdem der Mann bei einer Fotovorlage ebenfalls wiedererkannt wurde.
Im Rahmen einer richterlich angeordneten Wohnungsdurchsuchung konnte der Täter am letzten Wochenende in Kamen festgenommen und entsprechendes Beweismaterial sichergestellt werden.
Der einschlägig vorbestrafte Kamener, der zu den Vorwürfen schweigt, wurde am Sonntag, den 12. Mai einem Haftrichter vorgeführt, der auf Antrag der Staatsanwaltschaft Dortmund einen Untersuchungshaftbefehl erließ.
Die Kriminalpolizei Kamen bedankt sich ausdrücklich bei den Zeugen.

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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