Krebs am Kamener Gymnasium - Entwarnung und Maßnahmen

Experten gaben Entwarnung für das Gymnasium: Dipl.-Ing. Hubert Fels, Baubiologe Karl Heinz Eberhard, Amtsarzt Dr. Bernhard Jungnitz, Bürgermeister Hermann Hupe, Schulleiter Georg Gahlen und Schuldezernent Rainer Brüggemann (v.l.n.r). | Foto: Sultani
  • Experten gaben Entwarnung für das Gymnasium: Dipl.-Ing. Hubert Fels, Baubiologe Karl Heinz Eberhard, Amtsarzt Dr. Bernhard Jungnitz, Bürgermeister Hermann Hupe, Schulleiter Georg Gahlen und Schuldezernent Rainer Brüggemann (v.l.n.r).
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Der Super-Gau ist ausgeblieben - und trotzdem hat der Wirbel um das Städtische Gymnasium seine Spuren hinterlassen.

Acht Krebserkrankungen unter den Lehrern und Mitarbeitern des Gymnasiums in den vergangenen fünf Jahren. Zwei Erkrankungen verliefen sogar tödlich. Diese signifikant hohe Zahl ließ Bedenken aufkeimen: Sind am Ende Giftstoffe als Auslöser verantwortlich für die Krankheiten? „Alles im grünen Bereich“ - das war das Ergebnis, das Schulleiter Georg Gahlen mitteilen konnte. Schon vor zwei Wochen wurden die Eltern schriftlich über die gute Nachricht informiert.

Experten nahmen Stellung

Jetzt standen am Montagabend die Experten, die das Schulgebäude gründlich unter die Lupe genommen hatten, Rede und Antwort. Die Konzert-Aula war als Veranstaltungsort gewählt worden. Doch leider verloren sich nur knapp 20 Interessierte in der Halle - davon sieben Lehrer. Detailreich erläuterte Hubert Fels vom Umweltlabor Münster seine Untersuchungen. In den vergangenen Sommerferien untersuchte Fels gemeinsam mit dem Baubiologen Karl Heinz Eberhard das Gebäude aus Schimmel, Asbest, Formaldehyd, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, leichtflüchtige organische Verbindungen, Holzschutzmittel und PCB. Spuren von all diesen Schadstoffen sind im Gebäude vorhanden - aber nicht in Besorgnis erregenden Mengen. Lösungsmittel und PCB heißen die Stoffe, die auffällig geworden sind. Bürgermeister Hermann Hupe, der in seiner Funktion als Schulträger anwesend war, kündigte Maßnahmen an: „Zwar gibt es keinen akuten Handlungsbedarf. Doch wollen wir die Schwachstellen ausmerzen.“
So ist in einem ersten Schritt der Teppichboden in dem, erst vor kurzem, frisch renovieren Aufenthaltsraum der Lehrer ausgetauscht worden. Lösungsmittel hätten quasi in der Luft gelegen.

Maßnahmen werden ergriffen

Zudem wurde ein Sauberkeitsplan für die kleine Turnhalle erstellt. Zwar wird diese Halle von der Schule nur noch selten benutzt. Ein Verein jedoch nutzt den Raum für seinen Judo-Kurs. Unter den dicken Matten hatte sich mit PCB belasteter Staub über Monate angesammelt. Jetzt soll dort öfter geputzt und gelüftet werden.
In einem dritten Schritt geht es den Fensterfugen an den Kragen, denn auch hier findet sich PCB - und das in hoher Konzentration. Jedoch, so Hubert Fels, ginge dies nicht so schnell in die Raumluft über. Die Sanierung soll in mehreren Abschnitten erfolgen. Die circa 1,5 Millionen Euro, die der Austausch kostet, müssen erst in den Haushalt integriert werden.

Woher kommen dann die Krebserkrankungen?

Trotz der Entwarnung blieb die Frage offen: Wie konnte es zu der hohen Zahl der Krebserkrankungen an der Schule kommen? Dr. Bernhard Jungnitz, Leiter der Ressorts Gesundheitsschutz und Umweltmedizin beim Gesundheitsamt des Kreises Unna stellte eine These auf: Seit 2006 wird in NRW ein „Krebsregister“ geführt, in dem (fast) alle Krankheitsfälle gelistet werden.
Das Ergebnis: Jeder zweite Bürger in NRW lebt mit dem Risiko, einmal in seinem Leben an Krebs zu erkranken. Je größer eine Gruppe ist, desto höher ist dementsprechend die Zahl der potentiellen Erkrankten. In dem Fall am Kamener Gymnasium scheint sich diese These zu bestätigen. Und auch die Tatsache, dass es um verschiedene Krebserkrankungen handelt, lässt keine gebäudebedingte Ursache erkennen.

Autor:

Martina Abel aus Kamen

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