„Wenn es die Landkreise nicht gäbe, müsste man sie erfinden!"

Landrat Wolfgang Spreen eröffnete die Wanderausstellung „200 Jahre rheinische  & westfälische Kreise“, die bis zum 19. Februar 2016 im Kreishaus in Kleve zu sehen ist.
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Die Kreise im Rheinland und in Westfalen prägen seit zwei Jahrhunderten das politische Gesicht Nordrhein-Westfalens. Die verschiedenen Phasen und Reformen werden nun in der Ausstellung „200 Jahre rheinische & westfälische Kreise: Von der preußischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung“ erläutert und gewürdigt.

Noch bis zum 19. Februar 2016 kann die Wanderausstellung des Landkreistages NRW im Eingangsbereich der Kreisverwaltung in Kleve zu den regulären Öffnungszeiten besucht werden. Landrat Wolfgang Spreen wies im Rahmen der Eröffnungsfeier darauf hin, dass sich die Kreise mit ihren vielfältigen Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten zu einem leistungsfähigen und zentralen Bestandteil des demokratischen Gemeinwesens entwickelt haben. „Auch der Kreis Kleve hat in seinem heutigen Gebietszuschnitt einen 40-jährigen Anteil an dieser historischen Entwicklung“, so Spreen. Musikbeiträge der Kreismusikschule und eine Einführung in die Ausstellung rundeten die Veranstaltung ab. Die Sonderpräsentation besteht aus zwei identischen Wanderausstellungen, die parallel im gesamten Bundesland Station machen werden. Eine der beiden Ausstellungen ist nun als erstes im Kreishaus in Kleve zu sehen. Konzipiert und erarbeitet wurde sie vom Arbeitskreis der Kreisarchive in Nordrhein-Westfalen.

Zeitreise zeigt große Umbrüche

Der in der Ausstellung betrachtete Zeitraum von 200 Jahren ist von großen Umbrüchen geprägt. Die Präsentation zeichnet den Weg von der preußischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung nach. Beginnend mit der Übernahme der Gebiete der Rheinlande und Westfalens durch Preußen infolge des Wiener Kongresses (1814/1815) führt die Zeitreise über die Einflüsse der verschiedenen Kreisordnungen im 19. Jahrhundert mit der Zunahme der Selbstverwaltungsaufgaben der Kreise bis zum heutigen Selbstverständnis der Kreise und Landräte. In einer Denkschrift hatte der langjährige Landrat und spätere preußische Finanzminister Friedrich von Motz bereits im Jahr 1823 notiert: „Die beste Instruktion für die Landräte bleibt immer die, recht viele gute Dinge mit so wenigen Akten als möglich zu tun, die Sache ins Leben zu führen und nicht im Papier zu begraben.“

Weitere Themenschwerpunkte der Ausstellung sind die Auswirkungen der beiden Weltkriege und der nationalsozialistischen Diktatur auf die Aufgaben der Kreise. Übernahmen die Kreise beispielsweise während des Ersten Weltkrieges bedeutende Aufgaben in der zentral gesteuerten Lebensmittelversorgung der Bevölkerung, rückte nach 1918 das Sozial- und Jugendwesen in den Fokus der Kreisverwaltungen. Im Zuge der Gleichschaltung erhielten die Landräte ab 1933 immer mehr Befugnisse, womit das Führerprinzip auch die kommunale Ebene durchdrungen hatte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sicherten die Kreise unter der Aufsicht der britischen Militärregierung die Versorgung der Bevölkerung sowie der Flüchtlinge und Vertriebenen. Die Landräte übernahmen politische und repräsentative Aufgaben in ehrenamtlicher Funktion. Die Verwaltungsführungen wurden von überparteilichen Fachbeamten wahrgenommen, den Oberkreisdirektoren. Die Aufgabenschwerpunkte lagen zunächst in den Bereichen Kataster, Gesundheit und Veterinärwesen. 1947 gründeten sich der Westfälische und wenig später der einheitliche Nordrhein-Westfälische Landkreistag. Im Zuge der kommunalen Gebietsreform von 1967 bis 1975 wurden größere Kreise gebildet, sodass sich die Anzahl der Kreise in Nordrhein-Westfalen von 57 auf 31 reduzierte. Am 01. Januar 1975 wurde der alte Kreis Kleve mit dem Kreis Geldern und Teilgebieten der Kreise Moers und Rees zum neuen Kreis Kleve zusammengefügt. Nach der Abschaffung der kommunalen Doppelspitze (1994) wurde im Jahr 1999 erstmals der Landrat direkt durch die Bevölkerung gewählt.

„Wenn es die Landkreise nicht gäbe,
müsste man sie erfinden!

„Wenn es die Landkreise nicht gäbe, müsste man sie erfinden! Nur wenige Schöpfungen der Verwaltungskunst haben sich so glänzend bewährt.“ Diese Worte sprach Bundespräsident Johannes Rau – der langjährige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen – bei der Landkreisversammlung des Deutschen Landkreistages 2001 in Berlin. Bundespräsident Joachim Gauck machte sie sich in seiner Ansprache zur 13. Landkreisversammlung des Deutschen Landkreistages 2013 zu eigen. Die Ausstellung „200 Jahre rheinische & westfälische Kreise: Von der preußischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung“ erinnert an die Geschichte von 31 kommunalen Gebietskörperschaften, in denen heute mehr als zehn Millionen Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen leben. Im Laufe der vergangenen zwei Jahrhunderte haben sie einen grundlegenden Wandel durchlaufen: Zunächst waren sie lediglich Organ preußischer Obrigkeit und damit verlängerter Arm des Staates mit überschaubaren Zuständigkeiten. Heute sind sie bedeutende bürgerliche Selbstverwaltungskörperschaften, die eigenverantwortlich und bürgernah eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben für die Menschen im kreisangehörigen Raum wahrnehmen.

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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