Heinz Gössing, Gründer des Akkordeon-Orchesters Lünen verstorben

Am 16.04.2021 verstarb im Alter von 93 Jahren der Gründer und langjährige Dirigent des Akkordeon-Orchesters Lünen.

Bereits sehr früh begann Heinz Gössing sich für Musik zu interessieren. Im Jahr 1948 wurde in Lünen der Musikverein „Akkordeon-Liebe“ gegründet, dessen musikalische Leitung Heinz Gössing übertragen wurde. Es stellte sich aber heraus, dass das Repertoire dieses Musikvereins, das hauptsächlich aus Tanzmusik bestand, nicht seinen Vorstellungen von einer Akkordeonspielgemeinschaft entsprach. Er trat 1950 aus der Spielgemeinschaft aus und mit ihm zahlreiche weitere Spieler, die mit dem Repertoire auch nicht zufrieden waren.

Am 11. Februar 1951 gründete Heinz Gössing dann als Dirigent mit fünf weiteren Akkordeon-Spielern das Orchester unter dem Namen "Hohner Akkordeon-Orchester Heinz Gössing, Lünen". Von den Gründungsmitgliedern lebte, bis zum 16.04.2021, nur noch Heinz Gössing.
Sein musikalisches Lebensmotto „Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.“ (Ludwig van Beethoven) ziert seitdem die erste Seite der Chronik des Akkordeon-Orchesters, da er mit diesem Orchester seine eigenen musikalischen Vorstellungen umsetzen konnte. 30 Jahre lang hat er dann als Dirigent dafür gesorgt, dass das „Hohner Akkordeon-Orchester Heinz Gössing, Lünen“ seinen ganz eigenen Klang bekommen hat und über die Grenzen von Lünen hinaus bekannt geworden ist. Heinz Gössing hat es in dieser Zeit geschafft, das Akkordeon aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken und einem breiten Publikum zu zeigen, dass das Akkordeon mehr als eine „Quetschkommode“ ist. So konnte sich das Akkordeon-Orchester (laut Oberbürgermeister Harzer zum Jubiläumskonzert 1976) „zu einer der erfolgreichsten kulturellen Vereinigungen der Stadt Lünen“ entwickeln.
Auch nach seiner Dirigententätigkeit hat er sich weiter sehr für die Belange des Orchesters interessiert. So hat er an diversen Ausflügen und Veranstaltungen des Orchesters teilgenommen, regelmäßig die Konzerte im Theater und später im Hansesaal besucht, sich nach Spielern und Spielerinnen erkundigt, die er aus seiner Dirigententätigkeit kannte, aber auch Informationen über neue Mitglieder eingeholt.
Seine Begeisterung für die Musik hat er an seine Kinder weitergegeben. Das war auch im Orchester zu spüren. So hat sein Sohn Markus Gössing das Orchester von 1984 bis 1988 unter seine musikalischen Fittiche genommen. Und sein Sohn Gisbert Gössing trat mit einem seiner Chöre, dem von ihm geleiteten St. Barbara Chor, in einem der Orchesterkonzerte als Gast auf.

Aus der Chronik des Orchesters ist zu entnehmen, dass die erste offizielle Versammlung des Orchesters am 26. April 1951 in der Gastwirtschaft Witte in Lünen, Dortmunder Straße stattfand. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Mitgliederzahl des Orchesters bereits auf 12 Mitglieder erhöht. Am 22. Juli 1951 war der erste öffentliche Auftritt in Holzen bei Menden. Das offizielle Gründungskonzert fand am 11. November 1951 im Wichernhaus in Lünen statt. Bei diesem Konzert war das Wichernhaus mit seinen 800 Sitzplätzen komplett ausverkauft; der Eintrittspreis betrug 1 DM.

Im Jahre 1953 wurde im Wichernhaus in Lünen die Ouvertüre „GLÜCK AUF“ von Heinz Gössing uraufgeführt. Das sollte nicht das einzige Stück bleiben, was Heinz Gössing für das Orchester arrangiert hat. Im Laufe der Jahre kamen zahlreiche weitere Arrangements und Kompositionen hinzu. Am 16. November 1958 spielte das Orchester erstmalig im neu erbauten Heinz-Hilpert-Theater in Lünen. Verbunden war dieses Konzert mit dem 10-jährigen Dirigenten-Jubiläum von Heinz Gössing.
Ein herausragendes Ereignis war das Festkonzert zum 25-jährigen Bestehen am 14. Februar 1976 im Heinz-Hilpert-Theater Lünen. Extra für dieses Jubiläum wurde „Im vom Lärm der Außenwelt abgeschirmten Hilpert-Theater…“ am Wochenende in stundenlanger Kleinarbeit die erste Schallplatte des Akkordeon-Orchesters Heinz Gössing aufgenommen: eine LP-Stereo, 30 Zentimeter, in Hi-Fi-Qualität mit einer Spieldauer von ca. 45 Minuten…Geprobt wurde für die Aufnahme ein halbes Jahr.“ (Zitat aus den RuhrNachrichten vom 29./30.11.1975). Abgerundet wurde das Jubiläumskonzert mit der Uraufführung des von Heinz Gössing komponierten Marsches „Gruß aus Lünen“. Für seine Verdienste wurde Heinz Gössing an diesem Abend vom Deutschen Harmonika-Verband (DHV) mit der Volksmusikmedaille ausgezeichnet.
Als Heinz Gössing 1981 den Dirigentenstab abgab, wurde er für seine Verdienste um das Orchester zum Ehrendirigenten ernannt.

Wie bereits weiter oben erwähnt, ist Heinz Gössing nach seiner Dirigententätigkeit dem Orchester weiter treu geblieben. Zum 50. Geburtstag am 11.2.2001 gab das Akkordeon-Orchester im Heinz-Hilpert-Theater erneut ein Jubiläumskonzert. An diesem Konzert nahm Heinz Gössing aktiv als Spieler in der extra für das Konzert gegründeten Gruppe „Golden Oldies“ teil und dirigierte mit „My Fair Lady“, ein Stück, welches das Orchester bereits 1967 unter seiner Leitung gespielt hatte.

In der Jahreshauptversammlung des Orchesters am 15.04.2021 wurde Heinz Gössing für 70 Jahre musikalisches Engagement vom Deutschen Harmonikaverband mit einer Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Diese konnte er leider nicht mehr entgegennehmen.

Einen Tag nach der Jahreshauptversammlung hat das Orchester die traurige Mitteilung erhalten, dass sein Gründer, langjähriger Leiter und Ehrendirigent Heinz Gössing im Alter von 93 Jahren verstorben ist.

Wir werden Heinz Gössing immer in guter Erinnerung behalten.

Akkordeon-Orchester Lünen 1951 e.V.

Autor:

Marianne Lentwojt aus Selm

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