Baumschutzgruppen im Vest gegen Vernichtung eines innerstädtischen Grünraumes

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In ihrer ersten gemeinsamen Action haben Mitglieder*innen der Baumschutzgruppe Recklinghausern und der Baumschutzgruppe Vest die Vernichtung eines innerstädtischen Grünraumes verhindert. Bekanntermaßen sollte auf dem Gelände des zerstörten Alten Bahnhof Suderwich, eine Netto Filiale entstehen.

Übergabe von Unterschriften

Anwohner waren über das Ausmaß der Fällungen schokiert, unter anderen sollte eine gesetzlich geschützte Lindenallee für Parkplätze abgeholzt werden. Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils sind bei der Übergabe von Unterschriften an Bürgermeisterin Marita Bergmeier mit dabei.
Inzwischen hat auch Bürgermeister Tesche, als Verantwortlicher für die Stadtplanung den "Ernst der Lage" erkannt und das Projekt zur Chefsache gemacht. Für den heutigen Samstag ist dem vernehmen nach, ein Ortstermin mit dem örtlichen Verkehrs- und Verschönerungsverein vorgesehen... Ergebnis offen.

Baumschutzgruppen im Vest, jeder Baum zählt


Aktionen dieser Art werden zukünftig an allen Brennpunkten im Vest Recklinghausen stattfinden, solange bis die Kreis -Politik den Faktor Klimaschutz im Urbanen Raum ernst nimmt, sagen Bettina Hahn und Christian Thieme im Namen ihrer Gruppen.

EINSPRUCH

gegen die Fällungen der Lindenallee und Platanen
am ehem. Suderwicher Bahnhof/Sachsenstraße

-
Stellungnahme zum
vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 44
- Netto Suderwich -

Die Baumschutzgruppen im Vest Recklinghausen protestieren gegen die geplante Abholzung von Bäumen der gesetzlich geschützten Lindenallee (AL-RE-9019) im Umkreis des alten Suderwicher Bahnhofs sowie des umfangreich gewachsenen sonstigen Baumbestandes, dereinem kommerziellen Bauvorhaben im Wege steht.
Wir fordern die Ordnungsbehörden zudem auf, die illegalen Rodungen im o.g. Bereich zu unterbinden und die bereits während der Schonzeit erfolgten Baumfällungen nach § 39 Abs. 5 Bundesnaturschutzgesetz zu ahnden.
BEGRÜNDUNGEN
1.
Es ist aus Umweltschutzgründen nicht nachvollziehbar, dass im Zeitalter des Klimawandels zum Teil geschützter innerstädtischer Grün Raum durch Asphalt und Beton ersetzt werden soll, während ein Wetterextrem dem anderen folgt.
Einer der vielen Vorschläge von mehr als 350 Bürgerinnen und Bürgern, die am Fachforum Mobilität und Klima des Recklinghäuser Klimagipfels im März 2020 teilgenommen haben, besteht darin, dass eine nachhaltige Raum- und Stadtplanung die vorhandenen Grünzonen schützen muss und somit natürliche Klimaanlagen erhalten bleiben.
Die ausgelobten Ersatz-Pflanzungen außerhalb des Stadtteils kompensieren bei weitem nicht die Klimaleistungen jener Bäume, die für die Bebauung gefällt werden sollen. Zur Stabilisierung und Verbesserung des Stadtklimas zugunsten der Gesundheit und Lebensqualität von Einwohnerinnen und Einwohner sind allerdings weitere innerstädtische Grünräume notwendig.
2.
Alle deutschen Naturschutz-Verbände kritisieren den gestiegenen Flächenverbrauch durch die Versiegelung natürlicher Böden, welche wichtige Speicher von Kohlendioxyd-Co2 darstellen.
3.
Das für den Verbrauch vorgesehene Gelände weist eine hohe Artenvielfalt heimischer Flora und Fauna auf und ist Lebensraum vieler bedrohter Arten wie etwa Fledermaus, Schleiereule, Waldkauz etc. Das gesamte Areal ist laut dem „Projektbezogenen Naturschutz-Gutachten“ als bedeutende ökologische Komponente einzuordnen. Mit der Unterzeichnung der Verpflichtungserklärung des von Ruhrparlament initiierten und von der Landesregierung im Juli 2019 verabschiedeten Klimaanpassungs-Konzept, hat die Stadt sich außerdem zur Umsetzung resilienter Maßnahmen zum Klimaschutz verpflichtet. In dieser Absichtserklärung muss Recklinghausen bis ins Jahr 2040 mit Nachdruck neue Baumschutzgruppe Vest Planungs-Ziele verfolgen, u.a. "die Reduzierung und Vermeidung von Hitzeinseln". Mit dem Ratsbeschluss vom 30.9 2019 wurde die Verwaltung beauftragt: "die Voraussetzungen für weitere Maßnahmen zu Klimaanpassung und Klimaschutz zu schaffen".
4.
Aufgrund der aktuellen Starkregen-Ereignisse warnen die Emscher Genossenschaft und der Lippe-Verband vor solchen Planungen und bestätigen damit unsere Forderungen für mehr Baumschutz im urbanen Raum. Die anfallenden Regenwassermengen, auf der unserer Meinung nach zu überdimensional geplanten Parkplatz-Fläche, sollen, anstatt zu verrieseln kanalisiert abgeleitet werden. Eine Maßnahme die weitere Grundwasserabsenkung zur Folge haben könnte. Das Projekt-Umfeld mit der nahegelegenen Bahnunterführung ist im Starkregenatlas der Stadt Recklinghausen als Gefährdungsgebiet eingestuft. Im Falle von Starkregen mit einem hohen Oberflächenabfluss von 0,7 bis 1 m/s und mit einer Einstautiefe bis zu 1,25 m könnte sich diese Gefahrenlage durch die befestigten Flächen um das geplante Einkaufszentrum verstärken, auch für die anderen Wohngebiete im Umkreis des Suderwicher Baches. Aus Sicht des Grund- und Hochwasserschutzes ist dieses Vorhaben nicht mehr zeitgemäß.
5.
Mit der Unterzeichnung der Verpflichtungserklärung des vom Ruhrparlament initiierten und von der Landesregierung im Juli 2019 verabschiedeten Klimaanpassungs-Konzepts hat die Stadt sich außerdem zur Umsetzung Klima resilienter Maßnahmen verpflichtet. Gemäß dieser Absichtserklärung muss Recklinghausen bis ins Jahr 2040 mit Nachdruck neue Planungs-Ziele verfolgen und realisieren, u.a. "die Reduzierung und Vermeidung von Hitzeinseln".
Mit dem Ratsbeschluss vom 30.9. 2019 wurde die Verwaltung beauftragt, "die Voraussetzungen für weitere Maßnahmen zu Klimaanpassung und Klimaschutz zu schaffen".
6.
Laut Baumschutz- Satzung der Stadt hat sich jede Bauleitplanung nach dem vorhandenen Baumbestand zu richten mit der Maxime, diesen zu erhalten. Diesen Grundsatz sehen wir im
vorhabenbezogenen Bebauungsplan Friesen- Sachsenstraße als nicht respektiert und lehnen diesen als erhebliche Schädigung des Gemeinwohls der Menschen unserer Stadt ab. Wenn selbst das Umweltgutachten des Vorhabenträgers auf erhebliche Auswirkungen für das Klima im Stadtteil hinweist, gemeint ist ein Versiegelungsgrad von 75 Prozent im Geltungsbereich des Planungsraumes, de facto also eine Steigerung um das Dreifache, dann erachten wir diese Eingriffe als erheblich und bezeichnen das gesamte Bauvorhaben als unverantwortlich. Die Politik ist aufgefordert, im Rahmen ihrer neuen Erkenntnisse in Sachen Klimawandel endlich zu handeln und die Reißleine zu ziehen.
Unserer Meinung nach, wäre ein Rückkauf der Liegenschaft zur Errichtung einer öffentlichen Parkanlage für die Naherholung ihrer Bürgerinnen und Bürger denkbar.
Aus den oben genannten Gründen fordern wir die Mitglieder des Rates auf, ihren Beschluss
zu revidieren und eine neue, umweltfreundliche, zukunftsorientierte Alternative für Mensch
und Natur im Stadtteil Suderwich zu erarbeiten.
Recklinghausen, 10.8.2021,
Die Baumschutzgruppe Recklinghausen und Baumschutzgruppe Vest,
Tiefer Pfad 9, 45657 Recklinghausen

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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