Bischof Genn äußert sich zu Konsequenzen aus Studie

Ich weiß, dass auch Betroffene sexuellen Missbrauchs diese Pressekonferenz im Internet verfolgen. Daher möchte ich zu Beginn noch einmal an das anknüpfen, was ich schon am Montag bei der Entgegennahme der Studie der WWU Münster zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster gesagt habe: Als Priester und Bischof bin ich – unabhängig von den Fehlern, die ich persönlich gemacht habe – Teil der Organisation, aus der die Täter kamen und kommen. Ich möchte mich wirklich davor hüten, das zu übersehen. Alles andere wäre, so hat es Klaus Mertes zutreffend formuliert, „eine Verkennung der kirchlichen Rolle“.

Nach meiner Ansicht haben die Betroffenen neben dem Anspruch auf eine unabhängige Aufarbeitung vor allem einen Anspruch auf ein verändertes Verhalten kirchlicher Verantwortungsträger. Sie haben einen Anspruch, so habe ich es am Montag formuliert, auf das Eingeständnis von Fehlern, auf ehrliche Reue und wirkliche Umkehr. Was das aus meiner Sicht konkret heißt, werde ich gleich benennen.

Manche Betroffenen, das weiß ich aus Gesprächen, können Bitten um Entschuldigung nicht mehr hören. Anderen sind sie sehr wichtig. Nur, weil ich für mich nach einer hoffentlich umfassenden Gewissensprüfung sagen kann, dass dies für mich ein aufrichtiges Bekenntnis ist, wage ich es heute, alle Menschen, die durch sexuellen Missbrauch durch Priester und andere kirchliche Mitarbeitende im Bistum Münster großes Leid erfahren haben, um Entschuldigung zu bitten. Auch bitte ich alle Menschen um Entschuldigung, die unter Vertuschungen durch kirchliche Verantwortungsträger gelitten haben und zum Teil bis heute darunter leiden. Zugleich weiß ich, um es noch einmal mit Klaus Mertes zu sagen, dass es eine „unauflösbare Unzufriedenheit“ von Betroffenen geben kann; ich möchte mich, um weiter bei seinen Worten zu bleiben, hier vor einem „Harmoniezwang“ hüten.

In den vergangenen Tagen habe ich die Studie so gründlich, wie das in der Kürze der Zeit möglich war, gelesen. Nach der Lektüre der Studie möchte ich zunächst mit Nachdruck noch einmal das betonen, was ich ebenfalls bereits am Montag gesagt habe: Mein Respekt gilt den Betroffenen, die bereit waren, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der WWU ihre Leidensgeschichten zu erzählen. Mein Dank gilt den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für ihre Arbeit an der Wahrheitsfindung. Die Verbrechen sexuellen Missbrauchs und ihre Vertuschung durch kirchliche Verantwortungsträger müssen in völliger Unabhängigkeit von kirchlichen Institutionen umfassend, seriös und fundiert aufgearbeitet werden – das ist meine feste Überzeugung. Auf eine solche Aufarbeitung haben alle, und haben insbesondere die Betroffenen sexuellen Missbrauchs einen Anspruch. Genau das hat das Team der WWU geleistet und sichergestellt.

Selbstverständlich übernehme ich die Verantwortung für die Fehler, die ich im Umgang mit sexuellem Missbrauch gemacht habe. Ich war und bin Teil des Systems, das sexuellen Missbrauch möglich gemacht hat.

Bischof Dr. Felix Genn

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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