27. Januar
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Marl

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Unter der Überschrift „Und die Toten lagen daneben" lädt die Stadt am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, zu einer Gedenkfeier in die Aula der Scharounschule ein. Im Mittelpunkt des Gedenkens steht die Erinnerung an Rolf Abrahamsohn und seine Familie. Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, teilzunehmen.

Rolf Abrahamsohn

war 13 Jahre alt, als die Nationalsozialisten das Haus und Geschäft seiner Familie in der Loestraße anzündeten. Mit 16 Jahren wurde er mit seiner Mutter nach Riga deportiert. Sechs weitere Konzentrationslager folgten. Als einziger aus seiner Familie überstand Rolf Abrahamsohn die Grausamkeiten, Deportationen und Selektionen der Nazis. Über die Ankunft in einem Lager hat er später als Zeitzeuge geschrieben: „Immer wenn wir irgendwo ankamen, gab es einen Zählappell, ob alle Leute da waren. Und die Toten lagen daneben; sie wurden auch mitgezählt.“

Gottesdienst beginnt um 15.30 Uhr

Vor der Gedenkfeier laden Pfarrer Roland Wanke (esm) und Pastoralreferent Dr. Philipp Winger (Heilige Edith Stein) um 15.30 Uhr zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Aula ein. Die Gedenkfeier beginnt um 16.30 Uhr in der Aula der Scharounschule. Neben der Ansprache  wird es einen Videogruß von Halina Birenbaum, Überlebende des Holocaust, aus Marls israelischer Partnerstadt Herzliya geben. Schülerinnen und Schüler des Albert-Schweitzer-/Geschwister-Scholl-Gymnasiums, des Gymnasiums im Loekamp sowie der Willy-Brandt-Gesamtschule gestalten die Gedenkfeier mit. Weitere Mitwirkende sind die Kulturmäuse e.V. und der Integrationsrat der Stadt Marl.

Zur Person Rolf Abrahamsohn:

Rolf Abrahamsohn war der letzte Holocaust-Überlebende der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen. Er wurde am 9. März 1925 in Marl geboren. Die Familie Abrahamsohn wurde 1938 aus ihrer Heimatstadt vertrieben und musste nach Recklinghausen umsiedeln. 1942 folgte die Deportation von Rolf Abrahamsohn und seiner Mutter nach Riga. Er überstand das dortige Ghetto wie auch die Konzentrationslager Kaiserwald, Stutthof, Buchenwald und Theresienstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Marl zurück.

Später setzte sich Rolf Abrahamsohn für die neu gegründete Jüdische Kulturgemeinde Bochum/Herne/Recklinghausen ein und war von 1978 bis 1992 deren Vorsitzender. Seit 2016 war Rolf Abrahamsohn Ehrenvorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen. Er war im Vorstand der Jüdischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit aktiv und hat den Aufbau des Jüdischen Museums in Dorsten intensiv unterstützt und begleitet.

Besonders lag es Rolf Abrahamsohn am Herzen, junge Menschen von dem zu berichten, was er während der Nazizeit erlebt hatte. Als Zeitzeuge berichtete er in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Rolf Abrahamsohn erhielt für sein herausragendes Engagement im Kreis Recklinghausen im Jahr 2011 die Auszeichnung „Vestischer Ehrenbürger“. 2020 wurde er mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt.

Rolf Abrahamsohn verstarb am 23. Dezember 2021 im Alter von 96 Jahren.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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