Kohlekraftwerk Scholven Stunden blockiert von Ende im Gelände

Foto:  Iza Hofmann
@izahofmann_
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Da es sich um eine nicht angemeldete Versammlung handelt und sich trotz mehrmaliger Aufforderung an einem der Versammlungsorte kein Versammlungsleiter benennen ließ, haben die Beamten die Teilnehmenden wiederholt aufgefordert, die Versammlung zu beenden. Da die Teilnehmenden dieser Aufforderung nicht nachkamen, ist die Versammlung gegen 14 Uhr durch die Polizei aufgelöst worden

Gestern Morgen um 5:30 Uhr wurde das Steinkohlekraftwerk Scholven in Gelsenkirchen von Aktivist*innen des Bündnisses Ende Gelände blockiert. Neun Stunden war das Kraftwerk damit von der Steinkohlenachfuhr abgeschnitten. Bereits am Vortag  kam es durch eine Blockadeaktion in den Niederlanden zur Unterbrechungen bei der Steinkohlelieferung vom Hafen in Rotterdam nach Deutschland. Ende Gelände und die niederländische Gruppe „Kappen met Kolen“ wollen den sofortigen Kohleausstieg erreichen.

Dazu Jule Fink, Sprecherin von Ende Gelände:

„Wir blockieren das Kohlekraftwerk Scholven und sorgen dafür, dass zumindest heute die CO2 Emissionen dieser Drecksschleuder gestoppt werden. Die Bundesregierung verweigert den Kohleausstieg, indem sie Klimakiller-Anlagen wie diese für systemrelevant erklärt und einfach weiterlaufen lässt. Das lassen wir nicht zu. Die Blockade steht stabil, auch wenn jetzt geräumt werden soll. Und wir sagen jetzt schon: Wir werden wiederkommen, solange auch nur ein einziges Kohlekraftwerk seinen Dreck in die Atmosphäre bläst, damit Konzerne wie Uniper weiter Gewinne machen können. Wir nehmen den Kohleausstieg selber in die Hand.“

Das Steinkohlekraftwerk Scholven hatte wie 15 andere Kohlekraftwerke zu Ostern vom Netz gehen sollen. Nun wurden seine beiden mit Steinkohle betriebenen Kraftwerksblöcke als systemrelevant eingestuft und werden wie 71 weitere Steinkohleblöcke in Betrieb bleiben. Die letzten sollen erst 2038 vom Netz gehen. Kohle gilt als besonders klimaschädlicher Brennstoff. In der Kritik der deutschen und niederländischen Aktivist\*innen steht dabei auch der Import von Steinkohle aus Kolumbien, die in deutschen Kraftwerken verfeuert wird. Denn sie richtet auch bei ihrem Abbau vor Ort extreme ökologische Schäden an, den Betreibern der Minen werden zudem immer wieder Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Jule Fink, Sprecherin von Ende Gelände:

“Hier im Kraftwerk Scholven verbrennt Uniper Blutkohle aus Kolumbien. Für den Strom, der hier produziert wird, werden in Kolumbien Menschen aus ihren Dörfern vertrieben, vertrocknen die Felder wegen des enormen Wasserverbrauchs der Mine, schuften die Arbeiter\*innen in den Tagebauen unter menschenverachtenden Bedingungen und wird der Protest dagegen mit brutaler Gewalt niedergeschlagen. Wir wollen die großen Energiekonzerne vergesellschaften. Denn nur so können wir die Ausbeutung im Gobalen Süden beenden und den uneingeschränkten Zugang zu sauberem Strom für alle garantieren. Schluss mit fetten Krisengewinnen auf dem Rücken der Schwächsten. Demokratisch und dezentral wollen wir gemeinsam darüber entscheiden, wie Energie erzeugt, verwendet und wie sie verteilt wird.”

Ende Gelände ist durch Massenaktionen zivilen Ungehorsams rund um die deutschen Braunkohlereviere bekannt geworden, an denen sich meist mehrere tausend Menschen beteiligten.

Neben Kohle war zuletzt vor allem Gasinfrastruktur Ziel von Blockaden. In diesem Jahr setzt das Bündnis auf kleinere regionale Aktionen. Mit den koordinierten Protesten in Deutschland und den Niederlanden wird erstmals die europäische Lieferkette der kolumbianischen Steinkohle zum Ziel von Aktionen. Ende Gelände will den Ausstieg aus allen fossilen Energien und eine Vergesellschaftung von Energiekonzernen erreichen.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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