Zukunft der Altbekleidungssammlung in Marl

Der Rat hat beschlossen, dass das in der Stadt Marl vorgehaltene Sammelsystem für Altbekleidung am Wertstoffhof - ergänzt durch die von den karitativen Einrichtungen durchgeführte ortsnahe Sammlung - beibehaltenwerden soll.

Für den Fall, dass die durch die karitativen Einrichtungen durchgeführte ergänzende Sammlung nicht mehr oder nicht mehr in ausreichendem Maße durchgeführt werde sollte, wird die Stadt im Rahmen ihrer Zuständigkeit umgehend das eigene System ausbauen und die Verwertung in Abstimmung mit dem Kreis Recklinghausen als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger regeln.

Altbekleidungssammlung ein lukratives Geschäft

Jedes Jahr fallen in Deutschland ca. 750.000 to Alttextilien an. Steigende Preise für gebrauchte
Kleidung und Schuhe machen das Geschäft derzeit immer attraktiver. So ist es
nicht verwunderlich, dass in diesen wirtschaftlich rosigen Zeiten immer mehr Sammler und Verwerter auf den Markt drängen.
In allen Kommunen, auch in der Stadt Marl, wurden vermehrt Sammelcontainer aufgestellt sowie Straßen- und Haussammlungen teils ohne behördliche Genehmigung durchgeführt. Diese greifen die verwertbaren Materialien vor Entsorgungsunternehmen, karitativen Organisationen oder beauftragten Sammlern für eigene Vermarktungszwecke ab.

Das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz

In diesem Zusammenhang hat die Neuordnung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG),
die am 01. Juni 2012 in wesentlichen Teilen in Kraft getreten ist, klare Regelungen getroffen.

Als Abfälle aus privaten Haushalten ist Altbekleidung grundsätzlich überlassungspflichtig im Sinne des § 17 Abs. 1 KrWG. Das KrWG bietet die Möglichkeit der Ausnahme von der Überlassungspflicht für angemeldete und zulässige sog. gemeinnützige und gewerbliche
Sammlungen. Seit dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes müssen gewerbliche Sammler geplante oder bereits durchgeführte Sammlungen bei der zuständigen Behörde, d. h. Kreis Recklinghausen, anzeigen. Die gleiche Verpflichtung besteht für gemeinnützige Sammlungen entsprechend. Dort wird auch die Entscheidung getroffen, ob die angezeigte Sammlung zulässig ist oder nicht. Im Vorfeld wird die jeweils betroffene Stadt um Stellungnahme
gebeten.

Sämtliche Sammlungen, die dem Kreis Recklinghausen nicht angezeigt wurden, sind ab dem 01.09.2012 illegal, unabhängig davon, ob sie auf öffentlicher oder privater Fläche stattfinden.

Dieses Anzeigeverfahren ermöglicht den Städten und
Gemeinden damit auch ein konsequenteres Vorgehen im Hinblick auf unangemeldete Sammlungen.
In der Stadt Marl ist es seit Mitte der 90er Jahre im Wesentlichen so geregelt, dass die Sammlung von Bekleidung den karitativen Verbänden überlassen werden soll. Neben der Sammlung durch die Stadt auf dem Wertstoffhof führen die karitativen Einrichtungen, die bislang mit Billigung und Unterstützung der Stadt im Stadtgebiet ergänzend flächendeckend Container zur Altbekleidungssammlung aufgestellt haben, haushaltsnah die Altbekleidungssammlung (überwiegend durch die Werkstatt Brassert, daneben durch AWO sowie DRK am Standort) durch. Die beteiligten karitativen Einrichtungen nehmen zudem auch an ihren Betriebsstandorten Bekleidung entgegen. Das städtische Bringsystem wird somit durch eine haushaltsnahe Containersammlung vor Ort ergänzt und hat sich mittlerweile
etabliert.

Die eingesammelten Alttextilien werden zu einem äußerst hohen Anteil direkt über die Werkstatt Brassert wieder verkauft und gehen somit in die gesetzlich vorrangige Wiederverwendung.

Sollte sich ergeben, dass in einigen Bereichen die Aufstellung zusätzlicher Container
sinnvoll und notwendig erscheint, wird das System in Absprache mit den gemeinnützigen
Einrichtungen kurzfristig weiter ausgebaut, um den Bürgerinnen und Bürgern einen entsprechenden Service zu bieten. Für den Fall, dass die Sammlung über die karitativen Einrichtungen eingestellt werden sollte, wird die Stadt im Rahmen ihrer Zuständigkeit umgehend das eigene System ausbauen und die Verwertung in Abstimmung mit dem Kreis Recklinghausen regeln.

Altbekleidungssammlung und die dritte Welt

Über die Verwertung gibt es unterschiedliche Aufassungen , aufgeschreckt über Berichte im Fernsehen bin ich sehr besorgt über die Auswirkungen in der dritten Welt.

Die meisten glauben, dass die hierzulande gesammelten Altkleiderspenden direkt in die Katastrophengebiete der Welt gehen. Was sie nicht wissen: Der größte Teil der gespendeten Bekleidung wird weiterverkauft - zum Kilopreis. Einige Hilfsorganisationen platzieren oft nur ihr Logo auf den Sammelcontainern von Altkleiderfirmen.
Ein geringer Teil der Kleidung wird direkt in Deutschland an Bedürftige ausgegeben. Die besten noch brauchbaren Sachen gehen nach Osteuropa und in die arabischen Staaten. Sechzig Prozent der heimischen Ware gelangt nach Afrika. Doch was passiert dort mit den Altkleidern?
Nicht nur deutsche Firmen und einige große Hilfsorganisationen verdienen gut an den Kleiderspenden, auch für viele Händler in Afrika sind Altkleiderspenden ein lukratives Geschäft. Selbst die Ärmsten der Armen müssen dafür bezahlen.
Die Ärmsten trifft es am härtesten: Ein Teil der hierzulande gesammelten Altkleider landet auf afrikanischen Märkten und wird dort verkauft - zum Nachteil für die heimische Textilbranche.
Die Billigkleider überschwemmen die Märkte des Landes und zwingen die afrikanische Textilbranche in die Knie.
Dass ein Teil der gebrauchten Kleider von Verwertungsfirmen ins Ausland weiterverkauft wird, ist schon seit geraumer Zeit ein offenes Geheimnis. Was erstaunt hat, waren die Dimensionen des Geschäftes. Und was wirklich erschrocken hat, waren die desaströsen wirtschaftlichen Auswirkungen, die der Handel mit den Altkleidern zum Beispiel in Tansania hat. Zu sehen, wie sich eine gut gemeinte Spende ins Gegenteil verkehrt, in den Raub der Existenzgrundlagen der Ärmsten der Armen, wirft denn doch ein ganz anderes Licht auf die Praxis.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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