Ärzte sind keine Halbgötter: Bundesweit einzige Selbsthilfegruppe für Medizingeschädigte in Marl

Es gibt vieles, was beim Notfall hilft, allerdings schützt das leider nicht vor Behandlungsfehlern.
  • Es gibt vieles, was beim Notfall hilft, allerdings schützt das leider nicht vor Behandlungsfehlern.
  • hochgeladen von Kerstin Halstenbach

Es waren eigene, schmerzhafte und traurige Erfahrungen, die Christiane Elsner zu einer Vorkämpferin machten: Die Marlerin gründete vor zwei Jahren die Selbsthilfegruppe für Medizingeschädigte und Opfer von Behandlungsfehlern. Nun ist ihr ein Coup gelungen. Denn zum offenen und kostenfreien Gesprächs- und Informationsabend hat Christiane Elsner am Donnerstag (1.10.2015, 19 Uhr) einen besonderen Gast eingeladen: „Ein Vertreter der Ärztekammer hat sein Kommen zugesagt. Das ist einzigartig in Deutschland.“

Am 10. Oktober 2013 hat Christiane Elsner die Selbsthilfegruppe in Marl gegründet. Es ist bundesweit die einzige. Warum? „Ich wurde schon zwei Mal ein Behandlungsopfer. Beim ersten Mal starb meine Tochter daran. Beim zweiten Mal wurde ich durch eine fehlerhafte Operation mein linker Arm gelähmt.“ Sie habe sich ins Leben zurückgekämpft und die Lähmung besiegt.
Die Marlerin bekam von der Ärztekammer Recht, „ein Schiedsspruch wurde zu meinen Gunsten gefällt.“ Danach führte sie einen Gerichtsprozess gegen den Arzt, das Krankenhaus und die Haftpflichtversicherung des Arztes beziehungsweise des Krankenhauses. Auch das erfolgreich: „Zur Zeit mache eine zweite Ausbildung, die mir der Arzt finanziert, der mein Leben verändert hat.“

SHG von Krankenkassen anerkannt

Die von ihr gegründete Selbsthilfegruppe für Medizingeschädigte und Opfer von Behandlungsfehlern in Marl hat sie ihrer Tochter gewidmet, die nur ein Jahr alt wurde. Die SHG ist von den Krankenkassen als offizielle Selbsthilfegruppe anerkannt und wird durch diese auch gefördert. „Es gibt leider noch keinen Verband für Behandlungsopfer, dem unsere Gruppe angehören kann. Sie erhält selten Spenden für Behandlungsopfer, weil wir keine Spendenquittungen ausstellen können.“

„Ich bringe jeden zum Lächeln.“

Behandlungsopfer lernen hier, dass sie mit ihren Trauma nicht allein sind. Durch Gespräche in der Gruppe lernen sie, sich zu öffnen und ihr Erlebtes besser zu verarbeiten. Außerdem helfen sich Beroffene durch ihre Erfahrungen bei Behördengängen, der Suche eines Fachanwalts für Medizinrecht, der Kontaktaufnahme mit der Ärztekammer, den Krankenkassen, des Arbeitgebers, der Rentenversicherung und Gerichtsmedizin. Christiane Elsner: "Man muss sich das aber nicht so vorstellen, dass wir im Kreis rumsitzen und jammern. Bei uns wird auch viel gelacht. Ich bringe jedem zum Lächeln."

Treffen: Jeden 1. Donnerstag im Monat

Jeden ersten Donnerstag im Monat treffen sich Betroffene oder deren Angehörige zum Erfahrungsaustausch im Hans-Katzer-Haus in Marl, Lipper Weg 78.
Am Donnerstag, 1. Oktober, allerdings ausnahmsweise in der Gaststätte Müllerin, weil im Hans-Katzer-Haus eine andere Veranstaltung stattfindet. Der Info-Anend der SHG beginnt um 19 Uhr. Es geht um Behandlungsfehler. In einem Referat über Kontaktmöglichkeiten werden Zuhörer über die Problematik aufgeklärt, anschließend können auch Fragen gestellt werden.
Christiane Elsner appelliert: „Behandlungsfehler sollten in der heutigen Zeit kein Tabuthema mehr sein, vor das man Angst haben sollte, und Behandlungsopfer sollten sich dafür natürlich auf gar keinen Fall weiter schämen müssen.“

Kurz-Infos

Diskussionsabend: Donnerstag, 1. Oktober, 19 Uhr, Müllerin, Hammer Straße 41 in Marl-Sickingmühle (Eintritt frei)

Monatstreffen: Die Selbsthilfegruppe trifft sich an jedem ersten Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Hans-Katzer-Haus, Lipper Weg 78. Betroffene und Angehörige sind immer willkommen.

Kontakt per E-Mail: behandlungsopfer@outlook.de

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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