Ukraine
Trösten, wo man nicht heilen kann!

Der Chor der Frauen aus der Ukraine in ihren traditionellen Kleidern, am Dirigentenpult Musikdirektor Axel Quast, 5. v. l.. Yuliia Yefremova,  Fotograf: Norbert Prümen
  • Der Chor der Frauen aus der Ukraine in ihren traditionellen Kleidern, am Dirigentenpult Musikdirektor Axel Quast, 5. v. l.. Yuliia Yefremova, Fotograf: Norbert Prümen
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Ökumenische Gedenkkonzerte zum Jahrestag des russischen Überfalls in Neukirchen-Vluyn und Moers.
Evangelische und katholische Kirchengemeinden beider Städte luden am 24. Februar 2023 zu Gedenkkonzerten in die Dorfkirche Neukirchen-Vluyn im Ortsteil Neukirchen und in die Moerser Stadtkirche ein. In der gut besuchten Dorfkirche und in der bis hinauf auf die Empore vollbesetzten Stadtkirche stand der Projektchor HEIMAT im Mittelpunkt. Der Frauenchor CANTARE aus Moers hatte aus der Ukraine geflüchtet Frauen zu seinen Proben eingeladen, gemeinsam mit ihnen hat der engagierte Chor unter der Leitung von Musikdirektor Axel Quast Heimatlieder aus der Ukraine einstudiert. Yuliia Yefremova, die im letzten Jahr als Überbesetzerin auch das Jugendsinfonieorchester der Ukraine, YSOU, bei der Festwoche der Musik MOERS KLINGT betreut hat, hatte dafür alle kyrillischen Buchstaben der Liedtexte in leicht lernbare Lautschrift übertagen. In Neukirchen-Vluyn begrüßte Bürgermeister Ralf Köpke zum Gedenkkonzert, der in Begleitung aller Fraktionsvorsitzenden aus dem Rat in die Kirche gekommen war, in Moers saß Bürgermeister Christoph Fleischauer in der ersten Reihe und nutzte die Konzertpause, um sich noch einmal in persönlichen Gespräch bei allen Beteiligten, bei den Sponsoren zu bedanken, die dieses gemeinsame Gedenken ermöglicht haben und erinnerte dabei mit Blick auf das Kriegsgeschehen an Franz von Assisi (1181 – 1226): "Wo Irrtümer sind, lasst uns die Wahrheit zeigen, wo Verzweiflung herrscht, lasst uns die Hoffnung bringen." In Neukirchen-Vluyn hatten die Stadt und die Firma HSR/Indunorm, in Moers die Sparkasse am Niederrhein das Konzert ermöglicht. Konrad Göke danke dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse am Niederrhein, Giovanni Malaponti, der mit seiner Tochter zum Konzert gekommen ward. Die Frauen aus der Ukraine waren den Tränen nahe, als sie im Kreis der Sängerinnen von CANTARE in ihren traditionellen, kunstvoll bestickten Kleidern, die Lieder Ihrer Heimat anstimmten. In beiden Gotteshäusern war dabei zu spüren, dass sie in ihren Gedanken bei den Familien, den Freunden, den Soldaten in ihrer umkämpften Heimat waren. Es schien, als rückten alle, die Besucher der Chor, einander näher, um sich Trost zu spenden, als gemeinsam gesungen, auf die ukrainischen, mit deutschen Heimatliedern geantwortet wurde. Begleitet von der Pianistin Aude St. Pierre aus Montreal sang Stella Louise Göke Bertolt Brechts Gedicht BITTEN DER KINDER von 1951in der Vertonung von Paul Dessau: „Die Häuser sollen nicht brennen. Bomber sollt man nicht kennen… Konrad Göke, der Initiator der Gedenkkonzert erinnerte in seiner Moderation an das Opernhaus in Mariupol in dessen Kellern Frauen und Kinder Schutz vor Bomben und Raketen gesucht hatten. Rund um das Theater hatten Sie, auch von hoch oben aus der Luft deutlich sichtbar, in kyrillischen Buchstaben KINDER geschrieben. Es hat die russischen Bomberpiloten nicht davon abgehalten, das Theater in Schutt und Asche zu legen. Ein Massengrab für über 600 Tote, eines der russischen Kriegsverbrechen, die nicht ungesühnt beleben dürfen. Stella Louis Göke sang Myroslavs Skoryks „Melodiia“ als nonverbales Klagelied angesichts der unzähligen, unschuldigen Opfer dieses Krieges mitten in Europa. Der Frauenchor CANTARE ließ, am Klavier begleitet von Gabriele Kortas-Zens sein großes Können bei Gounods „Da pacem Domine“ hören und, unterstützt von Günter Grundmann, der den Part von Udo Lindenberg übernahm, machte sich der der Chor Udo Lindenbergs musikalisches Bekenntnis zu unserem Grundgesetz und zu den unveräußerlichen Menschenrechten zu eigen, die gerade in der Ukraine für ganz Europa verteidigt werden. Konrad Göke erinnerte an die multikulturelle Geschichte der ukrainischen Hafenstadt ODESSA, eines der wichtigsten Zentren jiddischer Kultur, die in dem Lied von der Frau, die ihrem Mann alle Torheiten verzeiht, weil sie einfach zu lieb hat, noch einmal lebendig wurde. Stella Louise Göke sang:  „Ikh hob dikh tsufil lib“ am Flügel begleitet von Aude St. Pierre. Die ökumenischen Gedenkkonzerte gingen in Neukirchen- Vluyn mit dem Segen von Pfarrer Frank Rusch, Stefan Vogt und Pfr. em. Prälat Bernd Klaschka und in Moers mit dem Schlusssegen von Pfarrer Christoph Helbig und Dechant Herbert Werth zu Ende. Pfarre Christoph Helbig gab den Besuchern noch Samentüten für Sonnen- und Kornblumen mit: „Wenn Sie die jetzt aussähen, stehen die Sonnen- und Kornblumen im Juni, Juli, August in voller Blüte. Sie können dann Blumenkränze binden und sie an einem Flussufer dem Wasser übergeben und wie man sich in der Ukraine erzählt, da wo der Blumenkranz am anderen Ufer angespült werden, da findet man den Liebsten, auf den man so lange gewartet hat. Hoffentlich spannt sich dann über den gelben Sonnenblumenfeldern der Ukraine wieder ein makellos blauer Himmel, ohne Spuren von Raketen- und Drohnenangriffen, keine Detonationen, kein Geschützfeuer ist mehr zu hören. der Frieden ist zurück!““
Andreas Baschek – Punge, Kulturagent an der Gesamtschule Niederberg in Neukirche-Vluyn hatte in der Stadtkirche an der Empore Friedensbanner angebracht auf die Liudmyla Kyrychenko, geflohen aus Charkiw, in großen kyrillischen und lateinischen Buchsstaben das Wort HEIMAT geschrieben hatte, darum herum haben ukrainische Schüler* innen die hier, am Gymnasium Filder Bende, am Julius Stursberg Gymnasium NV und an der Gesamtschule Niederberg die Schule besuchen, Grüße an ihre Heimat geschrieben. In der Stadtkirche schaltete sich der wdr live in sein Programm der Lokalzeit mit einem Ausschnitt der von den deutschen und ukrainischen Frauen gemeinsam gesungenen Lieder aus der ukrainischen Heimat. Yuliia Yefremova im Interview mit dem wdr: „Mein Herz ist zerrissen in viele tausend Stücke, ich fühle die Schmerzen der Mutter, die ihren Sohn verloren hat, ich fühle die Schmerzen der Kinder. die ihre Eltern verloren haben!“

Autor:

Konrad Göke aus Moers

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