Kommentar zur Monheimer Gewerbesteuer-Senkung

Die Leute schimpfen ja nur zu gerne auf die Politiker, auf die da oben, die alles immer nur ganz falsch machen, die nie ans Volk und immer nur allein an sich und ihren eigenen Glanz denken. Provinzpolitiker oder Behördenmuffel, sie sind normalerweise ungefähr so angesehen wie die Damen und Herren von der GEZ oder seit neuestem die Investmentbänker. Nur in ganz wenigen hellen Momenten, da kommt es mit ihnen mal zum Schulterschluss. Da sind es dann plötzlich wir, und eben nicht mehr die, die das ach so toll gemacht haben.
Ein prima Gelegenheit, sich dem jetzt mal anzuschließen. Also, haben wir das nicht alle gemeinsam toll hinbekommen, wir hier in Monheim am Rhein? Was für ein Husarenstreich! Klammheimlich wird der Bürgermeister im Sommer mit einem Kaperbrief ausgestattet, hinter dem geschlossen der gesamte Stadtrat, immerhin die gewählte Vertretung aller Monheimer, steht. Ein Dokument, das es dem Bürgermeister und seiner Wirtschaftsförderung erlaubt, mit einem geradezu ungeheuerlichen Versprechen auf Beutefang zu gehen: Wir garantieren den günstigsten Gewerbesteuersatz im ganzen Land. Ein Riesenpfund! Bares Geld für jeden Händler, der über einen neuen Standort nachdenkt.

Und jede Partei, die diesen Kaperbrief mit unterzeichnet hat, wusste ganz genau, welch scharfe Klinge sie ihrem Kapitän damit in die Hand gaben. Was für ein Geschenk! Sie wussten genau, wieviel Glanz damit auf den ersten Mann der Stadt und ersten Chef der Wirtschaftsförderung in den kommenden Jahren fallen kann. Dann, wenn sich, wie nun von allen erhofft, in Monheim die Gewerbeflächen rasant füllen werden. Und sie haben trotzdem unterzeichnet. Auch weil sie nun mit im Boot sitzen, das Richtung Sonnenaufgang segelt. Und der Bürgermeister? Er hat sie alle mit ins Boot gelassen. Kapitän Zimmermann wusste genau um die guten Zahlen der beiden kommenden Jahre. Er hätte ganz sicher auch eine kleinere Allianz schmieden können, hätte sich dadurch viel stärker allein ins Licht stellen und dort sonnen können. Erfolge wären ziemlich gewiss auch mit einer deutlich moderateren Steuersenkung möglich gewesen. Aber dann wäre es eben nicht der ganz große Wurf geworden, nicht dieses Fanal und dieses ganz starke Bündnis, das jeden Geschäftsmann als Sicherheit einfach beeindrucken muss.

So segelt Monheim am Rhein plötzlich unter vollen Segeln voran. Ich ziehe den Piratenhut Das haben wir wirklich toll hinbekommen!

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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