Deutsch-amerikanische Freundschaft bei der Feuerwehr

Viele Baumberger werden es gar nicht so recht bemerkt haben, aber das Feuerwehr-Gerätehaus an der Kreuzstraße gehörte zuletzt für zwei Wochen zu den wohl bestbesetzten Freiwilligen-Wachstationen im gesamten Umland. Zugleiter Jürgen Anhalt und sein Stellvertreter Frank Odendahl waren dort für 14 Tage mit einem gemeinsamen Freund fest in den sonstigen Ruheraum eingezogen.

US-Berufsfeuerwehrmann Andy Himan war mal wieder zu Besuch am Rhein. Vor elf Jahren nahm eine bis heute gepflegte und gelebte Freundschaft ihren Anfang. Der Baumberger Bestatter Frank Odendahl war seinerzeit für eine Fortbildungsmaßnahme in die USA gereist und stieß dabei eher zufällig auf Plakate, die für eine gigantische Messe- und Trainingsschau für Feuerwehr-Equipment im Staate Indianapolis warb. Damit war das Herz des Freiwilligen Feuerwehrmanns quasi entzündet. „Da müssen wir unbedingt mal hin“, berichtetet er, zurück in Baumberg, seinem Kameraden Jürgen Anhalt, der nicht nur seit 1985 dem Freiwilligen-Löschzug-II in Baumberg angehört, sondern auch als Berufsfeuerwehrmann seinen Dienst in der Monheimer Wache an der Paul-Lincke-Straße verrichtet.

Gesagt, getan! 2002 setzten sich die beiden Baumberger tatsächlich in den Flieger, um jenseits des großen Teiches mehr über den Einsatz von Wärmebildkameras und anderer technischer Hilfsmittel aus den US-Schmieden zu erfahren. Und dort stießen sie auf eben jenen Andy Himan, Berufsfeuerwehrmann aus Portage, Freiwilliger Feuerwehrmann in Beverly Shores. Und der US-Firefighter zeigte sich vom Wissendurst der beiden Kollegen aus Germany begeistert. Der Beginn einer deutsch-amerikanischen Freundschaft.

„Seitdem ist der Kontakt nie abgerissen“, berichtet Jürgen Anhalt. Als der Baumberger Löschzug 2008 seinen 100. Geburtstag feierte, kam Himan gleich mit mehreren Kameraden nach Deutschland. 2012 besuchten sieben Baumberger Wehrmänner mit ihren Familien Himan und dessen Freunde in Indiana. Dazwischen gab es auch immer wieder kleinere Begegnungen.

Natürlich geht es dabei längst nicht mehr immer nur ums Feuerwehrdasein. „Andy ist total geschichtsinteressiert“, weiß Jürgen Anhalt auch von zahlreichen Museumsbesuchen zu berichten. Auf dem Ausflugsprogramm stand diesmal aber auch der Ausflug zu einem Harley-Treffen am Edersee.

Kann man denn auch beruflich etwas voneinander lernen? „Na klar“, versichert Baumbergs Zugleiter. „Viele Dinge sind ja durchaus vergleichbar, und wir könnten mit den US-Jungs auch schon zusammen ein Feuer ausmachen.“ Beim technischen Rüstzeug bestehen die Unterschiede im Wesentlichen aus unterschiedlichen Kupplungsstücken. „Gut ausgestattet sind beide Wehren. Das Material ist in Ordnung, und finanzielle Beschränkungen durch den kommunalen Haushalt kennt man bei Andy in Portage genauso wie bei uns in Monheim.“ Lebt es sich in den USA als Feuerwehrmann denn besser oder schlechter, denn spätestens seit dem 11. September 2001 gehört dieser Berufsstand in den USA ja zu den wohl angesehensten überhaupt? Anhalt: „Dass Feuerwehrleute dort einen hohen Status haben, merkt man tatsächlich. Die Jungs leben dort allerdings auch deutlich gefährlicher als wir. Vor allem wegen der vielen Holzbauten. Deshalb konnten wir Deutschen von den Amerikanern ja auch gerade in Sachen Geschwindigkeit sehr viel lernen. In den USA hast Du als Feuerwehrmann einfach verdammt wenig Zeit, noch weniger als wir, weil viele Gebäude schon im Vollbrand stehen, wenn Du dort ankommst. Wenn Du dann hörst, da steckt noch ein Kind drin, stehst Du natürlich immer wieder vor der Frage, gehst Du da jetzt noch rein, oder nicht? Und natürlich versuchst Du es fast immer. Das hat mit falschem Draufgängertum nichts zu tun. Aber es ist halt gerade in den Holzhütten da drüben saugefährlich. Und es kommt so immer wieder zu tragischen Todesfällen. Wir haben hier auch wenig Zeit, stehen auch oft vor schwierigen Entscheidungen. Aber wir müssen in der Regel zumindest keine Angst haben, dass uns gleich das Haus über dem Kopf zusammenfällt.“
Wenn Andy Himan Kameraden aus den USA mitbringt, werden daher auf der Baumberger Wache gerne mal die Wände prüfend abgeklopft. „Alles aus Stein? – Ja, tatsächlich, alles aus Stein!“

Und was können die Amerikaner lernen? „Unsere Ordnung“, schmunzelt Jürgen Anhalt. „Bei uns hat in den Gerätewagen alles seinen festen Platz. Wenn ich da manchmal in den USA die Klappe an ‘nem Fahrzeug hochmache, sage ich schonmal: Mensch Jungs, ihr könnt doch nicht einfach alles kreuz und quer hier reinschmeißen.“

Dafür machen die chromblinkenden US-Wagen von außen einfach mehr her. „Schauen Sie mal“, deutet Jürgen Anhalt auf Fotos aus Portage. „Die Dinger sehen schon hübscher aus – und das hab‘ ich jetzt nur mal für die Zeitung so druckfähig formuliert.“ Denn da steht das Herz des Baumberger Feuerwehrmanns aus Leidenschaft schon wieder hell in Flammen.

Feuerschutzengel gesucht

Schon seit dem Jahr 2002 gibt es die Kampagne „Feuerschutzengel gesucht!“. Die Anwerbung neuer Feuerwehrleute ist jedoch eine Daueraufgabe.

Gesucht werden Frauen und Männer ab 18 Jahren. Wichtig ist, dass sie fit und gesund sind. Ideale Voraussetzung sind mindestens der Hauptschulabschluss und handwerkliche Fähigkeiten.

Die künftigen Wehrfrauen und -männer müssen sich einer Grundausbildung unterziehen, die jeweils am Wochenende in der Monheimer Feuer- und Rettungswache stattfindet. Weiterführende Kurse werden im Kreis Mettmann angeboten.

Interesse? Weitere Auskünfte gibt es unter Tel. (02173) 955-255!

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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