Die einen stellen nur Fragen …
…die anderen helfen - ohne Soumagnes Dollen geht es auch jetzt nicht

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„Ich bin doch nicht blöd!“ - Diese auch als Werbespruch bekannte menschliche Aussage macht klar, was den Menschen im Umgang miteinander wichtig ist: Nicht für blöd gehalten zu werden! Und als blöd gilt besonders der, der zu Gunsten sozialer Werte auf finanzielle Vorteile verzichtet. Alle, die darüber überhaupt nicht nachdenken, sondern einfach handeln, weil sie es als richtig empfinden („ut däm Hatten rut“) das sind jene Dollen, für die einst Ludwig Soumagne in seinem verfremdeten Gebet den Schutz Gottes erbittet, weil unsere Welt ohne diese gutmütigen „Verrückten“ erheblich ärmer wäre.

Aktuell sind ganz besonders diejenigen die Dollen, für deren lebensgefährlichen Einsatz man zwar klatscht, für die man aber finanziell nur zögerlich eine Aufbesserung auf den Weg bringt. Andere werden zum Dank sogar tätlich angegriffen.

Ausdrücklich nicht gemeint sind hier die selbsternannten „Fachleute“ der Medien, die im wahren Sinne Verrückten, die 24 Stunden nonstop nur Spöökenkiekere-i betreiben und das Geschäft mit der Angst lodern lassen.

Die Idee, dass man Gott eigentlich danken müsste, dass es die Dollen gibt, ohne die nichts wirklich geht, dafür haben wir Soumagne zu danken:

Soumagne, in Neuss-Norf geboren, lebte von 1927 bis 2003. Der gelernte Bäckermeister gehörte er zu den wichtigsten Mundart-Autoren am Niederrhein. Das international renommierte Mundart-Archiv in Zons trägt heute seinen Namen - ganz in der Nähe, auf der Museumsinsel Hombroich, bewohnte er eine Klause. Sein bekanntestes Werk, die im Jahr 1970 entstandene "Litanei ", wurde in 300 Sprachen und Dialekte übersetzt.

Der ebenfalls 2003 verstorbene Saarner Platt-Poet Walter Ferschen hatte 1991 den Auftrag erhalten, die Litanei in Mölmsch Platt zu übertragen und ist damit in der berühmten Sammlung der Litanei-Übersetzungen verewigt.

Er schrieb sie in der heute kaum noch gebräuchlichen Rechtschreibung der Rheinischen Dokumenta. Hier mal eine andere Version mit anschließender hochdeutscher Übertragung.

Litanei

Heerchott, sin bedank,
sin us nou wider soa chnäädich, Herr!
Chottvaader do boowen,
haul Dinne Haund öwwer se
un paas merr op di Dollen op,
hi oune op de Äät,
di nicks doföar künne, dat wei soa sin
di föar us di Koale uut däm Füüer hoale
di föar us di Haund in dat Füüer lägge
di föar us döar dat Füüer choone
di föar us dat schwoare Daachwärk doone
di föar us dän Kopp herhaule
di föar us dän Driet un Mees keere
di föar us danze un springe
di föar us vöar us bang sin un Strang häwwe
di föar us öare Kappen träcke
di föar us schöilich wäde
di föar us dre-i Finger opböare
di föar us schmaachde un friese
di föar us leewe un stärwe
di föar us dän Himmel op de Äät bedüüe
di föar us draan chloiwen mööte
Leewen Chott, Dou witts,
wi we-i di Dollen bruuke;
häp Erbarmen
un lot se öm Choddes Wille nee uutstärwe.
Amen

Hochdeutsch:

Herr, wir danken Dir
sei uns weiter so gnädig, Herr!
Gott im Himmel, halte Deine Hand
über sie
beschütze die Dollen (Verrückten)
auf Erden
die nicht dafür können, dass wir so sind
die für uns die Kohlen aus dem Feuer holen
die für uns die Hand ins Feuer legen
die für uns durchs Feuer gehen
die für uns die schwere Arbeit tun
die für uns den Kopf hinhalten
die für uns den Unrat und Dreck fegen
die für uns tanzen und springen
die für uns vor uns Angst und Respekt haben
die für uns den Hut ziehen
die für uns schuldig werden
die für uns drei Finger hochheben (schwören)
die für uns hungern und frieren
die für uns leben und sterben
die für uns der Himmel auf Erden bedeuten
die für uns dran glauben müssen
Lieber Gott Du weißt
wie wir auf die Dollen angewiesen sind;
erbarme dich
und lass sie um Gottes willen nicht aussterben.
Amen

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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