Beethoven 2020
Eine Ente namens Beethoven - Odeur an die Freude

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Beethoven gehört auf den Konzertprogrammen weltweit zu den am häufigsten genannten Komponisten. Mehr Menschen ist er aber vermutlich als dicker Hund im Film gut in Erinnerung. Aber auch sonst ist der Name auf allen möglichen Ebenen eine Art Goldwährung. Dass seine Geburtsstadt Bonn und seine Sterbestadt Wien einige Lokalitäten nach ihm benannt haben, verwundert nicht. Aber es gibt auch keine größere Stadt national und international, die nicht wenigstens eine Beethovenstraße, einen Beethovenplatz usw. vorzuweisen hätte. Da liegt er bei den Straßenpaten mindestens gleichauf mit Mozart. Genau wie bei den Apotheken, die darin einerseits ihre Zugehörigkeit zu einem Viertel, aber auch Seriösität signalisieren. Daneben schmücken sich vor allem Restaurants und Cafés mit dem Klassiker. Wie z.B. „Beethoven’s Grille“ südlich von Nashville. Nicht selten findet man ihn als Schiffsname, und auch ein ICE trägt seinen Namen. Neben einer Halbinsel in der Antarktis heißt der elftgrößte bekannte Einschlagkrater des Sonnensystems ebenfalls „Beethoven“ und liegt auf dem Planeten Merkur. Wenn Beethovenmäuse im Labor bei der Erforschung der menschlichen Taubheit ihr Leben lassen, dann ist das traurig, hat aber noch einen Bezug zum Komponisten. Völlig beziehungsfrei kommen dagegen die folgenden Produkte daher: Die Schnürschuhe „Beethoven“, die Deckenleuchte „Beethoven“, der Kaminofen „Beethoven“, der Ledersessel, der Pferdesattel sowie das Schwarzwälder Massivholz Bett, allesamt mit Prädikat  „Beethoven“! Ja, man mag es nicht glauben, es gibt tatsächlich auch Beethoven-Boxershorts! Das wird nur noch getoppt durch einen Schnuller mit den Noten des Kopfmotivs der 5.Sinfonie: tatatataa!
Armes Kind, möchte man da ausrufen! Nein, da trägt die Badeente „Beethoven“ (siehe oben) noch erheblich mehr originale Züge des Meisters.

Und hier gleich noch eine satztechnisch gewagte Glossenkomposition über einen Duft aus Beethovens Liebesleben:

„Odeur an die Freude“ oder „Wie roch Beethoven?“

„Beethoven roch immer etwas nach nassem Hund“. Lesen wir in einem Indie-Roman von Odenthal. Nichts Besonderes für Leute. Die Beethoven nur als Hund kennen. Es ist hier aber eine Person. Wenn auch nicht der Beethoven. Aber wie hat der eigentlich gerochen?
Etwas Wesentliches der früheren Zeiten. Was man immer leicht vergisst. War der ganz andere Geruch. Mögen die alten Museumsschätze als Zeitzeugen noch zu bestaunen sein. Mögen wir noch so viele authentische Berichte darüber lesen. Bilder und Zeichnungen bestaunen. Der originale Geruch hat sich unwiederbringlich verflüchtigt. Gottseidank. Wird mancher der Heutigen denken. Die jeden individuellen Geruch mit Deos killen.
Und in der Tat. Unser Ludwig konnte nicht gut gerochen haben. Pullerte in Bettpfannen. Aß gerne Fisch, trank viel Wein. Essensreste standen herum. Fenster zu, Vorhänge zu. Im Winter qualmte der Ofen. Die Kunst der Enfleurage wie sie der Held bei Patrick Süskinds „Das Parfum“ beherrschte und wie sie heute als Geruchskonservierung für Spürhunde durchaus üblich ist, war nie angewendet worden.
Trotzdem gab es bis vor kurzem ein Parfum. Mit dem Namen „Beethoven“. Für den modernen, produktorientierten Menschen. Der für die Werke des Meisters taub ist. Eröffnen solche Produkte in der Tat einen Alibi-Zugang zur Sphäre der großen Kunstschöpfer.
Nach genauerer Durchsicht neuerer Biografien. In denen im Zusammenhang mit seiner Bleivergiftung. Besonders sein Mundgeruch hervorgehoben wird. Hat die Firma wohl Abstand davon genommen.
Stattdessen betört jetzt ersatzweise die Unsterblichen Geliebte. Auf Englisch. Ich zitiere aus der Beschreibung: Ludwig van Beethovens Liebesbriefe wurden gewissenhaft in goldene Extrakte übersetzt. „Immortal Beloved“ ist ein Zusammenspiel zwischen einer dunklen, ambrierten Rose, einer warmen und reifen Pflaume und einem kräftigen aber flüchtigen Cognac.“
Selten habe ich solch eine weiblich-verführerische Immortelle erlebt, eigentlich – nie.
Ach, wer möchte da nicht auch ein wenig „Immortal Beloved“ schlürfen?

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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