LEAF-Festival geht trotz Katastrophe über die Bühne

Peter Stickney, Artistic Director der Lord Chamberlain's Men, und Frosch Horatio, Maskottchen des LEAF-Festivals, verstehen sich gut. | Foto: PR-Fotografie Köhring
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  • Peter Stickney, Artistic Director der Lord Chamberlain's Men, und Frosch Horatio, Maskottchen des LEAF-Festivals, verstehen sich gut.
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Ein Sturm zieht auf über Mülheim – und zumindest die Kenner der Kuturszene freuen sich schon darauf: Vom 18. bis 23. September dreht sich beim LEAF-Festival im Kloster Saarn alles um Shakespeares Werke „The Tempest“ (Der Sturm). Die Festivalwoche wird mit drei Vorführungen der „Lord Chamberlain's Men“ ihren fulminanten Höhepunkt finden.

Von Andrea Rosenthal

Mit dem LEAF-Festival (Learning Education Arts Friendship) hat sich die britische Wahl-Mülheimerin Brownen Gray-Specht vom Verein Interkultur einen Traum erfüllt. Die Tochter zweier Schauspieler hat die Theaterluft quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Auf vielen Bühnen der Welt hat sie gestanden, exzellente Verbindungen zu Künstlern verschiedenster Genres aufgebaut. Ihr haben es die Mülheimer zu verdanken, dass nun bereits zum siebten Mal die Lord Chamberlain's Men aus England ihre jährliche Open Air-Tournee in Mülheim ausklingen lassen und die städtische Kulturszene mit Theaterworkshops und ihren Shakespeare-Interpretationen bereichern.

Seit nunmehr drei Jahren ist Peter Stickney als Artistic Director für die Schauspieltruppe und ihre Aufführungen verantwortlich. Er kam am Mittwoch, 30. Mai, extra ins Kloster Saarn, um das aktuelle Programm vorzustellen.

Der Sturm

Gezeigt wird „The Tempest“ (Der Sturm). Das Stück handelt vom Schicksal Prosperos und seiner Tochter. Dieser wurde als Herzog von Mailand von seinem Bruder vertrieben, ist auf eine Insel geflüchtet, überwindet mittels Magie seine dort gestrandeten Feinde und kehrt, nachdem seine Ehre wiederhergestellt worden ist, in seine Heimat zurück. Das Stück wurde von Shakespeare und den King's Players vor dem König Jakob I. in Whitehall im November 1611 uraufgeführt.

„Das Stück handelt von Vergebung im weitesten Sinne“, erklärt Peter Stickney, „eine Fähigkeit, die im Leben besonders wichtig ist. Deshalb ist das Stück auch heute noch aktuell.“ Außerdem habe ihn als Vater einer 19 Monate alten Tochter auch die starke Vater-Tochter-Beziehung der auf die Insel Verbannten fasziniert. „Es ist die Liebe, die den Hass überwindet“, fasst der Regisseur die Grundaussage zusammen. Und es geht um Magie, mit der das Ensemble wieder gekonnt spielen wird, um das Publikum zu verzaubern.

Shakespeare für Jedermann

Peter Stickney ist akribischer Arbeiter bekannt, dessen Leidenschaft es ist, Shakespeare und seine Werke erlebbar zu machen. „Shakespeare muss man hören und sehen, um ihn zu verstehen“, meint der Artictic Director, der unverwunden zugibt, dass ihn die reine Shakespeare-Lektüre zu Schulzeiten auch gelangweilt habe. Seine Motivation ist es, Hürden zum Stoff abzubauen. Ihn auch für Menschen verständlich zu machen, die sich mit Shakespeares Alt-Englisch schwer tun. Deshalb beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison für ihn, sobald in Mülheim der letzte Vorhang gefallen ist. Dann wählt er das neue Stück aus, erarbeitet aus mindestens vier verschiedenen Versionen seine eigene. „Unsere Vorführung soll zwei Stunden inklusive Pause nicht überschreiten und das Bühnenbild muss in einem Lkw zu transportieren sein“, umreißt Peter Stickney seine formalen Vorgaben.

So entstand für „The Tempest“ ein Set zwischen Schiffswrack und einsamer Insel. Die Kostüme wurden aufwändig handgefertigt. Das besondere an ihnen ist, dass sie immer Eigenschaften der Charaktere widerspiegeln und die Mode der Shakespeare-Zeit aufgreifen. „So haben wir prachtvolle Roben, die bei einem Charakter die Erdverbundenheit, bei dem anderen, das Mystische aufzeigen“, verrät der Regisseur. Bis zu 60.000 britische Pfund kostet die Ausstattung für eine neue Saison.

Katastrophe erlebt

Am 24. Mai sollte die diesjährige Tournee auf dem Brighton Festival eröffnet werden. Dort kam es zur Katastrophe, denn am Vortag der Aufführung wurde der Lkw mit dem Bühnenbild und den Kostümen gestohlen. „But the show must go on!“, kennt Brownen Gray-Specht die Regeln des Theaters. So suchten sich die Lord Chamberlain's Men kurzerhand im Kostümverleih Ersatz. In den nächste Wochen wird die Ausrüstung noch einmal gefertigt. Und Peter Stickney verspricht: „Wir werden auferstehen wie der Phönix aus der Asche. In Mülheim wird das Stück genauso gezeigt, wie es über Monate geplant wurde.“

Thema Wasser

Eine lange Vorbereitungszeit hatte auch das Rahmenprogramm des LEAF-Festivals, das ganz unter dem Thema Wasser steht. Es beginnt am Dienstag, 18. September, mit dem LEAFchen, dem Jugendtalentfest, das im letzten Jahr Premiere feierte. Junge Talente zwischen sechs und 17 Jahren stellen sich mit Musik, Tanz und Kunst dem Publikum. Wer teilnehmen möchte, bewirbt sich per E-Mail bei brownengs@gmx.net.

Martina Linn-Naumann, Chefin des Duisburger Kleinkunsttheaters „Die Säule“, freut sich, dass die Lord Chamberlain's Men in ihrem Haus einen offenen Shakespeare-Workshop anbieten. Weitere vier Workshops gibt es an Mülheimer Schulen.

Michael Kamp lädt zur musikalischen Lesung über die Launen des Wassers und die Harfenistin Elizabeth-Jane Baldry präsentiert die eigens für Mülheim komponierte Wassermusik. Den Abschluss der Festivalwoche bildet eine Bootsfahrt auf der Ruhr, bei der Brownen Gray-Specht die historische Bedeutung des Flusses für die Stadtentwicklung in den Mittelpunkt rücken will. „Besonders dankbar bin ich unseren Sponsoren von der Sparkasse und dem RWW, MWB und Gisela Lahno, ohne die das Programm in diesem Umfang nicht möglich wäre“, betont die Organisatorin Gray-Specht.

Karten für alle Veranstaltungen gibt es ab Montag, 4. Juni, bei Tabak Budde, Löhberg 4, in unserem Leserladen, Eppinghofer Straße 1-3, in der Touristinfo am Synagogenplatz und unter westticket.de.

Das Programm

>> Dienstag, 18.9., 18 Uhr: Jugendtalentfest LEAFchen im Saal des Klosters Saarn, Klosterstraße 53.

>> Mittwoch, 19.9., 14 Uhr: Workshop The Tempest im Kleinkunsttheater „Die Säule“, Goldstraße 15, Duisburg.

>> Mittwoch, 19.9., 20 Uhr: Die Launen des Wassers mit Lesungen von Michael Kamp im Saal des Klosters Saarn, Klosterstraße 53 (12/10,50 Euro plus Gebühr).

>> Donnerstag, 20.9., 20 Uhr: Konzert der Harfenistin Elizabeth-Jane Baldry im Saal des Klosters Saarn, Klosterstraße 53 (12/10,50 Euro plus Gebühr).

>>Freitag, 21.9., 19 Uhr: „The Tempest“ mit den Lord Chamberlain's Men im Innenhof des Klosters Saarn, Klosterstraße 53 (20/18 Euro plus Gebühr).

>> Samstag, 22.9., 19 Uhr: „The Tempest“ mit den Lord Chamberlain's Men im Innenhof des Klosters Saarn, Klosterstraße 53 (20/18 Euro plus Gebühr).

>> Sonntag, 23.9, 15 Uhr: „The Tempest“ mit den Lord Chamberlain's Men im Innenhof des Klosters Saarn, Klosterstraße 53 (20/18 Euro plus Gebühr).

>> Sonntag, 23.9., 19 Uhr: Abschlussbootfahrt ab „Dicken am Damm“. 45 Euro inklusive Unterhaltung und Speisen, Getränke gehen extra.

Peter Stickney, Artistic Director der Lord Chamberlain's Men, und Frosch Horatio, Maskottchen des LEAF-Festivals, verstehen sich gut. | Foto: PR-Fotografie Köhring
Sie sorgen für den kulturellen Genuss: (v.l.) Organisatorin Brownen Gray-Specht, Iris Becker vom Sponsor RWW, Regisseur Peter Stickney, Ralf Dammeyer vom Sponspor Sparkasse Mülheim an der Ruhr, Grabriela Grillo und Martina Linn-Naumann (beide Interkultur e.V.). | Foto: PR-Fotografie Köhring
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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