Nebeneinander Ende & Anfang

Auf verblassten Holzbohlen winden sich
schwach erkennbar bunte Blattreste
in schmutzig grauen Wasserpfützen;
ausgetrocknete, unansehnliche Gerippe
wie ein hauchfeiner Schatten,
schwach sichtbar noch die vorher betörenden Farben.

Kraftlos fault ein Teil in schmutzigen Wassertümpeln,
wehrlos dem kalt pfeifenden,
wütend klingenden Wind ausgeliefert,
der grau-schwarze Wolken
in atemloser Geschwindigkeit voran peitscht
als wollten die Zeichen uns klar machen
wie auch unsere Zeit enteilt.

Darüber treibt junges Grün vom kl. Fliederbaum
aufgespannt wie ein schützender Schirm.
Kleine Blättchen beben an den Ästen
als zittern sie vor Kälte,
von unbändiger Kraft getrieben zu überleben
um jeden Preis.

Mystisch das Bild
wie die Sonne noch bemüht ist uns mit letzten wärmenden Strahlen
tröstend einen schwachen Abschiedgruß zuzuzwinkern,
ehe sie dem anderen Regiment das Zepter überlässt.
Ein verzweifelt kraftloses Aufbäumen noch
mit matt goldenem Schein
gegen dichter werdende Nebelwände.

Es herrscht Stille
bis auf die zeitweise zornigen Sturmlieder.
Klamme Finger streichen behutsam
über hellgrüne Fliederbaumblättchen,
als wollten sie sich vergewissern,
dass dort neues Leben sprießt.

Es scheint als kämpfen sie gegen Windmühlenflügel,
wollen Jugend und Stärke beweisen
bis der Punkt der Resignation kommen wird.
Nicht nur Altes stirbt, das lehrt uns das Leben,
niemand wird gefragt.

Der Flieder wehrt sich wie ein Pubertierender
denke ich schmunzelnd versinke in Gedanken,
schaue zurück auf vergangene Monate
alles was geschehen, dem man ausgeliefert ist
ängstlich, unsicher, mit hilflosen Fragen.

Die Zeitenmühle packt auch uns;
ich bemerke Veränderungen,
Altersspuren an Haut und Haaren
drehe mich mit im Zeitenrund
ergeben an das was unabänderlich ist.

Zeichen der Natur,
nebeneinander Vergänglichkeit und Leben,
Ende und Neubeginn,
mit unsterblicher Hoffnung
an allen Lebenstationen.