FAQ: Wän ös dat Ssinter Mätes Vögelsche?
Recherchen am Niederrhein

Recherchen im Umkreis von Mülheim bei Vereinen und Ämtern ergaben häufig andere aber ähnliche Texte.
Hier mal die komplette Antwort des Kreises Kleve, in der Varianten aus Goch, Moers und Geldern zitiert werden:

Nach einem Aufsatz von Werner Murmann im "Geldrischen Heimatkalender 1968"
(S. 111-120) sind 2000 Belege rheinischer Mundart-Volkslieder überliefert,
in denen nur zweimal die Gans vorkommt. Davon stammt eines aus Goch:

Sent Marte dollevier,
gef en Körfeke drij of vier,
gef wat, halt wat,
geft den ärme Sent Marte wat.
Sent Marte hedd en Vögelke
gefloge, gestohle well ower de Rinn,
well ower de Maas,
wor die fette Ferkes sinn.

Die Ferkes sölle gestooken worden,
die Gänskes könne gebroje worden.
Hier wönnt Riedmann,
denn völ sall hej lewe
hondert Jahr an ene Dag.
Haut stewe denn Kopp af,
heel af, half af,
bitt de Kuw die stoert af.

Murmann gibt an, dass das "Zentmärte-Vögelke" in 42 Martinsliedern
vorkommt. Das obige Lied zeige aber, dass es nicht mit der Gans identisch
ist, wie zuweilen gedeutet. Sein nächstes Beispiel stammt aus Moers:

Sinte Mätes Vögelche
hat sun ruat Kapügelche,
gefloge, gestowe,
wiet, wiet öwer de Rhien,
wo de fette Ferke sien.

In Geldern soll es "in textlicher Verzerrung" gesungen worden sein:

Heiß wat Sint Merte!
Sint Merte haj en Vöelke gestole,
geflogen all öwer de Renn (Rinnstein)
all wor die fette Ferkes sin.
All heiß wat Sint Merte.

Fassungen aus Straelen und Walbeck beinhalten einen blauen "Sterthe"/Umformungen aus Missverständnissen.
Murmann deutet den Vogel als rothaubigen Schwarzspecht. Seit Römerzeitenals Symbol für Feuer und Blitz bekannt, soll der Vogel ursprünglich nichts
mit St. Martin zu tun haben. Nach Grimm soll Martinsvogel (Martini avis)
aus Marsvogel (Martis avis) entstanden sein. In der Schweiz "Märzavogelli".

Das Lied in Gelderner Fassung finden Sie auch bei Fritz Meyers (Dasniederrheinische Jahr. Ein Hausbuch für alle Monate, Duisburg, 2. Auflage
1985, S. 208), der den Rinnstein aber wieder durch den Rhein ersetzt hat.

Für die Suche nach weiteren Belegen können Sie gerne die Bibliothek desKreisarchivs Kleve in Geldern, Boeckelter Weg 2, benutzen.

Mit freundlichen Grüßen

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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