Wildpferdedenkmal am Stallmanns Hof
Ein magischer Ort in Saarn

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Der Zauber geht nicht etwa von der Straßenbezeichnung „Am Stallmanns Hof“
aus, obwohl „Stall…“ zu den Pferden zu passen scheint, aber es sind ja drei Wildpferde, die da freiheitsdurstig vom Sockel stürmen,
Und die eingemeißelte Inschrift zeigt die drohende Gefahr auf, die von dem Pferdefänger mit dem Fangstrick ausgeht. Der in Mundart gehaltene Spruch verallgemeinert diese Bedrohung und bezieht sie auf einen Schicksalsschlag, der uns alle und überall wie aus heiterem Himmel treffen kann.
Aber hier ist auch ein Ort der Erinnerung an schwungvolles, ja wildes Leben und an die Sprache derer, die dieses Denkmal schufen.
Angekündigt durch ein Pferdewiehern klingt diese Sprache, das Mölmsch Platt, sogar tatsächlich auf, wenn man sich per QR-Code und Handy den Denkmalsspruch vorlesen lässt. Aber damit nicht genug, gibt es in Sichtweite noch die Straßenbezeichnung „Am Dennekaump“ an einer Hauswand zu lesen. Sie kündet davon, dass die Saarnberg-Siedlung dort gebaut wurde, wo einst Tannen standen.
Nun soll in nächster Zukunft noch ein drittes Plattzeugnis aufgestellt werden. Es ist das berühmte „Dou-kas-im Boosch-spaziere-chon“-Schild der Bürgergesellschaft Mausefalle.

Die Frage drängt sich nun förmlich auf, ob es in Saarn, ja in ganz Mülheim einen Ort gibt, der besser geeignet wäre, das alte Dialekt auch aus lebendigen Mündern wieder tönen zu lassen.
Nachdem er das Denkmal kürzlich gereinigt hat, erwägt der Saarner Stammtisch „Aul Ssaan“  denn auch, das plattträchtige Karree unter hohen Bäumen als möglichen Ort für Open-Air-Plattvortrage auszuprobieren. In diesem Kontext entdeckte man weitere Beziehungen des magischen Ortes zur Saarner Sprachgeschichte. Wim Gantenberg (1915 - 2003) und Otto Kiy (1899 - 1981) waren beide Jungens vom Saarnberg.
Beide haben sich um das in Saarn gesprochene Mölmsch Platt verdient gemacht. Der eine durch den unnachahmlich trockenen Witz seiner Döneken (Kater Napoleon) und der andere durch seine akribische Sammelleidenschaft mundartlicher Ausdrücke (Das Saarner Platt). Nein, Otto Kiy hat zwar nicht das „Kiyboard“ erfunden, spielte aber wohl leidenschaftlich Heimorgel, wie Hans Fischer in seiner biografischen Einleitung zu einer Artikelserie in der Saarner "Dorfglocke" über Kiys „Mein liebes Dorf“ vermerkt.
Der Saarnbeoabachter vom Saarnberg teilt uns ein Menge über den Zustand des Saarner Platt und des Saarner Lebens vor 100 Jahren mit.
All das wird demnächst hier oben noch einmal zu Gehör gebracht.

PS.
Die Fluchthaltung der Tiere steht in keinem direkten Zusammenhang mit den gelegentlich bis hierher anrollenden Bällen, die den Weg  über den viel zu niedrigen Zaun des nahegelegenen Bolzplatzes gefunden haben. Nähere Auskunft gibt die Informationstafel und der QR-Code.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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