Mülheimer Zeitzeichen: 11. April
Einmarsch der Amerikaner in Mülheim

Amerikanische Einheiten auf der Schloßstraße im April 1945.
 | Foto:  W. Neuhoff
  • Amerikanische Einheiten auf der Schloßstraße im April 1945.
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Mit dem Einmarsch von amerikanischen Truppen endete am 11. April 1945 der Zweite Weltkrieg für die Einwohner Mülheims. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich nur noch wenige reguläre deutsche Soldaten in der Stadt. Die Verteidigung Mülheims oblag den Truppen der 183. Volksgrenadier-Division, die sich jedoch in Richtung Kettwig abgesetzt hatten.

Von Jens Roepstorff, Stadtarchiv Mülheim

Zuvor hatten sie durch den Bau von Straßenblockaden und die Sprengung von Brücken dafür gesorgt, dass wichtige Zufahrtswege nicht benutzbar waren. Bemühungen des Mülheimer Oberbürgermeisters Hasenjaeger, die Sprengungen zu verhindern und insbesondere die Ruhrbrücken zu erhalten, hatten sich als vergeblich erwiesen. Lediglich die Schloßbrücke war unzerstört geblieben, obwohl die Sprengung seit Ende März mehrfach angeordnet worden war.

Die Zerstörung der Brücken und Wege konnte jedoch den Vormarsch der Amerikaner nicht aufhalten. In den frühen Morgenstunden des 11. April meldete das Heißener Polizeirevier an die Zentrale in der Von-Bock-Straße, dass sich amerikanische Truppen aus Richtung Essen der Stadt näherten. Auf die Rückfrage nach konkreten Einzelheiten antwortete die Außenstelle nicht mehr; die diensthabenden Beamten hatten sich bereits ergeben. Dies waren die ersten Kriegsgefangenen, die die Amerikaner in Mülheim machten.

Von zwei Seiten stießen Soldaten des 513. Fallschirmjägerregiments der 17. Luftlandedivision unter dem Kommando von Lieutenant Colonel Ryan auf Mülheim vor: eine kleinere Gruppe von Norden über den Ruhrschnellweg und die Mellinghofer/Eppinghofer Straße, die Hauptstreitkräfte von Osten über den Dickswall zur Stadtmitte. Der Einmarsch verlief weitgehend friedlich, weder reguläre Truppen der Wehrmacht noch Angehörige des Volkssturms waren auf den menschenleeren Straßen zu sehen. Hinter zugezogenen Gardinen beobachteten die Mülheimer aus ihren Wohnungen heraus den Einmarsch, vermutlich verbunden mit einer großen Portion Skepsis und Sorge, wie die Sieger sich wohl verhalten würden. Lediglich ein paar versprengte Soldaten des Volkssturms stellten sich den über den Dickswall anrückenden Amerikanern auf Höhe der Kämpchenstraße entgegen und beschossen einen herannahenden Jeep mit einer Panzerfaust. Das Ergebnis des kurzen Scharmützels waren zwei tote GIs und fünf Tote auf deutscher Seite.

Es war 9.40 Uhr, als die ersten Amerikaner das Rathaus erreichten. Hinter seinem Schreibtisch empfing Oberbürgermeister Edwin Hasenjaeger den Kommandanten der einrückenden Truppen Major Harry J. Mrachek. Auf die Frage, ob er der Bürgermeister sei, antwortete Hasenjaeger lakonisch: „Nein, der Oberbürgermeister“. Er erhielt vorbereitete Plakate mit den ersten Anordnungen der Militärverwaltung und den Befehl, diese an geeigneter Stelle auszuhängen. Mrachek übernahm für die nächsten Wochen die Kontrolle über die Stadt mit ihren 88.000 Einwohnern. Oberbürgermeister Hasenjäger wurde interniert, der Beigeordnete Dr. Langweg kommissarisch mit der Führung der Amtsgeschäfte betraut.

Autor:

Sibylle Brockschmidt aus Mülheim an der Ruhr

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