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Kann man Nichtraucher eigentlich sein?

Dazu wurden befragt:

Kai Pflaume
Hubertus Heil
Jessy Wellmer
Johannes B.Kerner
Sky du Mont
Jürgen Vogel
Jana Pareigis
Friedrich Merz
Katrin Müller-Hohenstein
Dietmar Bär

 Kai Pflaume: Wer weiß denn sowas?

Richard David Precht: Es ist selbstverständlich möglich, etwas zu tun, aber ein Tun zu sein, scheint mir unmöglich. Wie sollte es aber dann ein Nichttun?

Johannes B. Kerner: Man kann natürlich Verschiedenes sein: Deutscher oder auch Raucher!! Ist aber ein Raucher, wenn er nicht raucht, nicht auch ein Nichtraucher?

Jürgen Vogel: Bin ich Nichtflieger, Nichtrülpser, Nichtsportler, Nichtgenderer, weil ich nicht fliege, nicht rülpse, nicht Sport treibe und nicht gendere? Fraglich!

Gert Scobel: Man kann schon allein deswegen kein Nichtraucher sein, weil die Bezeichnung Nichtraucher nur als Negation von Raucher „lebt“, sie existiert also nicht eo ipso. Würde es keine Raucher geben, gäbe es auch keine Nichtraucher. Beweis: Adam und Eva, aber auch noch Jesus und Karl der Große waren keine Nichtraucher, obwohl sie nicht geraucht haben. Es gab keine Raucher. Tote rauchen auch nicht, sind sie deshalb Nichtraucher?

Hubertus Heil: Ich stoße mich wirklich an dem „bin“. Da sind am laufenden Band Wörter, die mir angeklebt werden. Das geht ja noch, nein, jetzt wird verlangt man, dass ich das auch noch sein soll. Verstehen Sie, was ich meine?
Nur weil ich nicht rauche, bin ich noch lange kein Nichtraucher. Descartes hätte gesagt: Ich bin mir des Nichtrauchens nicht bewusst, also bin ich kein Nichtraucher!
Man unterschätzt immer, was es eigentlich heißt, etwas zu sein.

Sky du Mont: Seht her ich bin ein Nichtraucher! Was heißt das überhaupt, ein Nichtraucher zu sein?
Nehmen wir mal an, ich wäre ein Nichtraucher. Woran würde ich das merken? Zum Beispiel nachts im Bett oder beim Tauchen im Schwimmbad? Das Nichtrauchen ist nicht mit meiner Existenz gleichzusetzen. Wenn ich in einer Runde von Rauchern sitze und nicht rauche, bin ich jemand, der nicht raucht, aber ich sitze dort nicht - bzw. bewusst nicht dort - als Vertreter der Spezies der Nichtraucher.

Jana Pareigis: Die Substantivierung, das heißt die Verdinglichung einer Tätigkeit oder Handlung als Kennzeichnung einer bestimmten Form der Existenz, ist auch für mich höchst fragwürdig.
Der Raucher übt immerhin eine Tätigkeit aus, der Nichtraucher ist es, indem er nichts macht? Er wird öffentlich durch einen Begriff gekennzeichnet, weil er etwas nicht tut, nie tun wollte und nicht tun wird. Merkwürdig.

Jessy Wellmwe: Zu fragen wäre doch, ob es ein Recht des Tätigen gibt, den Untätigen mit einem Begriff zu belegen, der von seiner eigenen Tätigkeit abgeleitet ist? Das wäre mal eine interessante Verfassungsfrage. „Ungläubiger“ ist auch so eine höchst einseitige Bezeichnung von irgendwoher.

Friedrich Merz: Nur weil einige sich als Vegetarier bezeichnen, muss ich mich nicht als Flexitarier bezeichnen bzw. bezeichnen lassen.

Katrin Müller-Hohenstein: Halten wir also fest: „Bin“ und „ist“ können hier gar keine Form des Daseins und Soseins eines Lebewesens meinen, sondern nur die Zugehörigkeit bzw. Nichtzugehörigkeit zu einer Gruppe mit einer gemeinsamen Tätigkeit. Raucher und Nichtraucher sind lediglich Bezeichnungen: Dieser gehört zur informellen Gruppe der Raucher, dieser zu den Nichtrauchern.

Dietmar Bär: Wie der Einzelne sich bezeichnet ist doch seine Sache.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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