Stammtisch der Jubelgreise - oder
Mölmsche Moppen - 1908

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Übermittelt von H.D. Strunk las ich kürzlich einen bezaubernden Mundartartikel aus der Mülheimer Zeitung, der bei mir sofort eine urtümliche Mölmsche Atmosphäre verbreitete. Die geht natürlich bei einer Übersetzung etwas verloren, aber nicht ganz:

Wenn man abends um sieben-acht Uhr zum „Metropol“ kommt, sieht man an einem runden Tisch lauter grau und weißhaarige Männer sitzen, einer noch älter als der andere. Zirka tausend Jahre sitzen da jeden Abend zusammen, paffen eine Zigarre nach der anderen, trinken sich ein paar und erzählen sich die harmlosesten Begebenheiten von der Welt. Hauptsächlich kommt die gute alte Zeit zu ihrem Recht, wo man mit einem Groschen auf die Kirmes ging, auf der Kaffeemühle und auf dem Karussellgefahren war, alles gesehen hatte und seiner Mutter am Abend noch eine Tüte voll Plätzchen mit nach Hause brachte.
O Jan weiß es noch so gut als wäre es heute passiert, was der Kerl an der Moppenbude rief um seinen Kram loszuwerden. Die Zunge hatte ihm öfter aus dem Hals gehangen so hatte der Kerl gerufen
Hier sind zu verkloppen
Die Gesundheitsmoppen
Sie sind rund
Schmilzen im Mund
Fünfzehn Pfennig das Viertelpfund.

Foto: Übermittelt von H.D. Strunck

Dann wechselt der Moppenmann zwischendurch auch unvermittelt ins Hochdeutsche:

Leute kauft oder lauft. Heute sind wier noch hier – Morgen in Trier – Übermorgen in Amsterdam –
Schmeeren us en dicke Butteram – O Jan hat et chut behaule. En Ipsilantikückske (Ypsilanti, griechischer Freiheitskämpfer?) , en Kückske vör de aul Chroßmuder die ke-in Tein miar het en mumelt, a dat ües en Wohltat vör ßoun aul Frau. Rein und fein spricht Silberstein alles durcheinander mit Zucker und Mandeln. Kein Graubrod sollt ihr essen auch kein Schwarzbrod, eßt ihr Schwarzbrod hackt ihr euch die Zähne aus, nein son leckeren Kuchen sollt ihr essen. Hee, Sie junger heiratslustiger Ehemann, bringen Sie ihrer Bertha so ein leckeres Paketchen mit nach Hause. Usw.

Mölmsche Moppen sind übrigens sehr einfach herzustellen:

Man mache einen Teig aus Mehl, Zucker, Vanillearoma, Eigelb, Backpulver und wat Zimt und lasse darin einen Schmetterling oder Schneebesen oder Rührstab rotieren. Nach der Formung der kleinen Küchelchen wird dann noch eine Mandel oder Nuss reingedrückt. Fertig ist. Ach, so, ja, backen noch!

Foto: Übermittelt von H.D. Strunck
Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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