Mölmsch Platt mit Übertragung
Diese Art von Leuten soll man jagen

Chird Hardering ist Mundartfreunden bekannt für seine poetischen Schilderungen des Mölmschen Alltags vor fast 100 Jahren.
Aber er konnte auch kritische Töne anschlagen, wie dieses bisher unbekannte Gedicht zeigt. Wer will, mag da überraschend aktuelle Bezüge zu seiner über alles geliebten Stadt Mülheim entdecken.

Taakeltüüch (Blender, Angeber)

1.Wat krüpp doch op use Ääde
föar en Taakeltüüch eröm,
jeder will rääch ouk watt wäde,
e-ine bringk dän aunern öm.
Ke-ine will sech meahr bechnüge,
schnapp sech, wat öm in de Wääch.
Heet he dann sin Schoop em Drüge,
chlöüv he sech am E-in im Rääch
un schtelt aunere, die in Noat,
van der Muul et lääste Broat.

2.Et chiff Lüüt, die alles weete,
ouk dann, wenn se nicks cheliährt,
ömmer achter back chesseete
un am Döüwel nee chestöat,
Merr op e-imol doon se nicks,
chlöüven dobe-i wat te erwe,
döie aunere op Sidds,
öm dann alles te verderwe,
weil se sech nou weechtig doon
un van all däm nicks verstoon.

3.Et chiff Lüüt, die alles kenne,
wunders doon wie kloog se wöare,
die sech sellws am me-iste nenne,
sich an aunere nee stöare.
Kömp me äwwer do ees draachter
wat he dink un wat se weete,
ssitt do me-istens charnicks achter,
sint dann me-istens opcheschmeete.
Bukschedriete un Chestrunz
ös fürwahr ke-in chroate Kunz.

4.Et chiff Lüüt, die alles künne,
met der Muule, söös ouk nicks,
die däm aunere nicks chünne,
die sich nehme aachterrücks
wat öar niemols tu wöad stoone,
die sich stelle aan de Front
wo sie nie wat draan chedohne,
un ouk nie wat draan verstonnt
bloas öm met öar chroate Schnuute,
däm aunre wat in’t Uahr te tuute.

5.Ssoan Aat Lüüt, die ssall me jage,
dat de Buksche se verliese,
soan Lüüt liggen us em Maage,
häwwe niemols wat bewiese.
Wän dän Herr en Amp chescheewe
dän chiff he dann ouk der Verstaund.
Un wenn dä fehlt, che-iht et doneewe,
dat leat chanz kloar op de Haund.
Wenn do einer wat nee kann,
lot am bäss en aunere draan.

Übertragung:

1. Was kriecht doch auf unserer Erde
für ein Angebervolk herum,
jeder will was Besonderes sein,
einer bringt den anderen um.
Keiner will sich mehr begnügen,
greift sich was ihm im Weg steht.
Hat er dann seine Schäfchen im Trockenen,
glaubt er sich am Ende noch im Recht
und stiehlt anderen, die in Not sind,
ihr letztes Brot vom Mund.

2. Es gibt Leute, die alles wissen,
auch dann, wenn sie nichts gelernt haben,
weil sie sich immer im Hintergrund aufgehalten haben
und sich einen Teufel geschert haben.
Aber auf einmal tun sie nichts,
glauben dabei was zu erben,
schieben andere auf Seite,
um dann alles zu verderben,
weil sie sich nun wichtig tun
und von all dem nichts verstehen.

3. Es gibt Leute, die alles kennen,
tun wunders wie klug sie wären,
die sich selbst am meisten nennen,
sich um andere nicht kümmern.
Kommt man aber da mal hinter,
was er denkt und was sie wissen,
sitzt da meistens gar nichts hinter,
sind dann meistens aufgeschmissen.
Hosenscheißen und Angeberei
Sind wahrlich keine große Kunst.

4.E gibt Leute, die alles können,
mit dem Mund, sonst auch nichts,
die dem anderen nichts gönnen,
die sich heimlich nehmen,
was ihnen niemals zustehen würde,
die sich vor etwas stellen,
wofür sie niemals etwas gemacht haben
und auch gar nichts von verstehen,
bloß um mit ihrer großen Schnauze,
dem andern etwas ins Ohr zu blasen.

5. Diese Art von Leuten soll man jagen,
dass sie die Hose verlieren,
solche Leute liegen uns im Magen,
haben nie etwas bewiesen.
Wem der Herr ein Amt gegeben,
dem gibt er dann auch den Verstand.
Und wenn der fehlt, geht es schief,
das liegt ganz klar auf der Hand.
Wenn da einer was nicht kann,
laß am besten einen anderen dran.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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