Bevölkerung
Eins, zwei, drei, ganz viele

Ein Blick auf die Internetseiten der Mülheimer Stadtforschung zeigt: Nach Jahrzehnten des Bevölkerungsrückgangs, lässt die Zuwanderung der vergangenen Jahre die Zahl der Einwohner wieder steigen. | Foto: Thomas Emons
  • Ein Blick auf die Internetseiten der Mülheimer Stadtforschung zeigt: Nach Jahrzehnten des Bevölkerungsrückgangs, lässt die Zuwanderung der vergangenen Jahre die Zahl der Einwohner wieder steigen.
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Vor 50 Jahren erreichte Mülheim mit 193.000 Einwohnern seinen bisher höchsten Bevölkerungsstand. Heute sind wir 172.000 Mülheimer und kommen nicht nur aus Deutschland, sondern aus 140 Nationen. Rund 16 % der Mülheimer haben keinen deutschen Pass. Fast jeder dritte Mülheimer ist älter als 60 Jahre und mehr als die Hälfte der Mülheimer sind Mülheimerinnen.

Angesichts von mehr als 190.000 Einwohnern ging man 1971 davon aus, dass Mülheim mittelfristig mehr als 200.000 Menschen beherbergen müsse. Eine Antwort darauf war der Bau der Hochhäuser am Hans-Böckler Platz. Auch der U-Bahnbau der 1970er Jahre war ein Kind dieser Zeit. Heute wissen wir: Der Pillenknick und der wirtschaftliche Strukturwandel haben Mülheims Einwohnerzahl in den nachfolgenden Jahrzehnten bis 2009 auf 168.000 Einwohner sinken lassen. Seit 1968 gibt es in Mülheim keinen Geburtenüberschuss mehr. Erst die Flucht- und Zuwanderungswelle hat Mülheims Einwohnerzahl ab 2015 wieder ansteigen lassen. Das bremst den demografischen Wandel, fordert aber von alten wie neuen Mülheimern eine Integrationsleistung. Folgt man den auf der Internetseite: www.muelheim-ruhr.de dokumentierten Ergebnissen der Stadtforschung, so ist die Zahl der deutschen Mülheimer ohne eine weitere Staatsbürgerschaft um rund 15.000 auf jetzt rund 130.000 zurückgegangen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Mülheimer mit deutscher und einer weiteren Staatsbürgerschaft von rund 9000 auf jetzt etwa 14.000. Auch die Zahl der Mülheimer ohne deutschen Pass ist seit 2006 von rund 17.000 auf rund 27.000 angestiegen.

Zuwanderung ist nichts neues

Das ist in der Mülheimer Geschichte nicht neu. Seine Stadtrechte erhielt Mülheim 1808 von französischen Besatzern. Die Industrialisierung und die damit verbundene Zuwanderung von Arbeitskräften aus allen Teilen Deutschlands und seiner europäischen Nachbarländer führte dazu, dass aus den 10.000 des Jahres 1808 im Jahr 1908 100.000 geworden waren. Jetzt war Mülheim Großstadt. Erst der Zweite Weltkrieg brachte einen Bevölkerungsschwund mit sich. Bei Kriegsende lebten 1945 in Mülheim nur noch 88.000 Menschen. Damit hatte Mülheim, statistisch betrachtet, fast 6%  seiner Vorkriegs-Bevölkerung verloren. Doch der Wiederaufbau und das nachfolgende Wirtschaftswunder, zu dem auch Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands, ein Babyboom und Gastarbeiter aus halb Europa beitrugen, ließen Mülheims Bevölkerung in wenigen Jahren wieder rasant wachsen. 1950 überschritt Mülheim die 150.000-Einwohner-Grenze.

Wie sieht es heute aus?

Schaut man sich die auf der Internetseite www.muelheim-ruhr.de dokumentierte aktuelle Bevölkerungsentwicklung an, so sieht man, dass die Zahl der deutschen Mülheimer ohne eine 2. Staatsbürgerschaft seit 2006 um rund 15.000 auf rund 130.000 gesunken ist. Gleichzeitig stieg die Zahl der deutschen Mülheimer mit einer 2. Staatsbürgerschaft um etwa 5000 auf rund 14.000. Angestiegen ist im gleichen Zeitraum auch die Zahl der Mülheimer ohne deutsche Staatsangehörigkeit, nämlich von rund 17.000 auf rund 27.000.

Zuwanderung hat auch in früheren Jahrzehnten zu politischen Kontroversen, kulturellen Vorbehalten und bei den Einheimischen zu existenziellen Ängsten vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und Wohnraum geführt. Auch wenn die Zuwanderung der letzten Jahre nicht 1:1 mit der Zuwanderung früherer Jahrzehnt zu vergleichen ist, zeigt ein Blick in die Geschichte, dass sich die Zuwanderer langfristig integriert und die aufnehmende Stadtgesellschaft bereichert und stabilisiert haben.

Zur Mülheimer Stadtforschung

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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