Erlebnisse eines Virus
Erlebnisse eines Virus

Erlebnisse eines Virus

Darf ich mich vorstellen? Ich bin das Virus, das man  Covid 19 nennt.

Einige von diesen Erdbewohnern leugnen meine Existenz, was aber sehr dumm ist, denn es gibt mich und ich kann tödlich sein und ich liebe es, mich zu verbreiten.
In letzter Zeit aber finden selbst meine Mit-Viren und ich einige Dinge sehr seltsam:

Wir, die Viren, hatten uns große Mühe gegeben, uns auch in Restaurants, Kinos, Theatern und Sprachkursen zu verbreiten, aber da hat man uns den Garaus gemacht. Überall wurde Abstand gewahrt und alle Menschen kamen mit Masken verhüllt an. Da hatten wir kaum noch eine Chance, anzugreifen. Was wir jetzt natürlich überhaupt nicht verstehen, ist , dass genau all diese Einrichtungen geschlossen haben, (wieder!) denn da hatten wir eh kaum eine Chance. Und all diese Gastwirte, Cafébesitzer, Schausteller, Honorarkräfte, Dozenten, Messebauer, Masseure, Schauspieler haben jetzt ganz andere Sorgen als uns abzuwehren.

Aber in Kirchen, da dürfen wir immer rein....

Ganz anders verhält es sich in den Schulen, da haben wir freie Bahn. In diesen Klassenzimmern sind so viele Schüler, da können wir auch trotz Masken richtig zuschlagen, denn da ist es unmöglich den Abstand zu wahren. Da können wir uns austoben, und das Gute ist, dass viele Schüler infiziert sind und gar keine Symptome haben und die helfen uns dann bei der Verbreitung, ohne es zu wissen. Das ist nach unserem Geschmack. Genauso gut klappt das, wenn diese ganzen Schüler mit den Bussen und Bahnen zur Schule fahren, denn die sind sooo überfüllt, da feiern wir ne Riesenfete. Und solange so ein schlecht ausgebautes Netz beim öffentlichen Nahverkehr gibt, können wir uns auch weiter austoben.

Im Vertrauen, was wir brüllend komisch finden, ist, dass es, soweit es uns betrifft, ein Unterschied zwischen Arbeit und Vergnügen gemacht wird. Es scheint bei den Menschen, die Gesetze machen, wohl der Glaube zu herrschen, dass wir Viren, wenn 50 Menschen zusammenarbeiten, nicht angreifen, aber sobald zwei oder drei von diesen Menschen - mit Abstand und Hygienekonzept - einen Kaffee zusammen trinken würden, zuschlagen könnten. Das ist seltsam, nicht wahr?

Und jetzt haben die Oberregierenden ganz viele Dinge verboten.  ... Damit wir nicht mehr angreifen können?

Die glauben, dass wir in Musikschulen in NRW angreifen, denn die sind geschlossen, aber nicht in Musikschulen in Niedersachsen, denn die sind geöffnet. Und VHS in Sachsen-Anhalt ist geöffnet, aber in NRW dürfen Sprachkurse an der VHS nicht stattfinden, und in München ist die VHS geöffnet und , und und... Danke, denn wir lieben solch ein Chaos!

Und in den Krankenhäusern erst einmal. Da die Regierung ja seit vielen Jahren nicht nur bei der Bildung immer mehr gespart hat, sondern auch beim Gesundheitswesen, gibt es viel zu wenig Pflegepersonal und infizierte Pfleger ohne Symptome müssen weiterarbeiten. Die mögen wir, denn die können unsere Helfer sein. Und dass es in vielen Krankenhäusern immer noch nicht genug FFP20 Masken gibt, gefällt uns auch. Übrigens hatten auch wir uns verleiten lassen: wir hatten uns nämlich bei unseren Angriffen auf die statistisch säuberlich aufgezeichnete Anzahl der Intensivbetten gestützt, d.h. wir dachten, es gäbe viel mehr Intensivbetten als es tatsächlich gibt. Zumindest konnten wir die bisher nicht ausfindig machen..., 

Sie müssen eins wissen: Schon im Jahr 2012 hatte dieser deutsche Bundestag  eine Studie vorliegen, da wurde unser Kommen gut erkannt angekündigt aber zum Glück haben die Verantwortlichen das alles nicht ernst genommen und keinerlei Vorsichtsmaßnahmen getroffen, obwohl da alles drin stand, von den Krankenhäusern zu den Bussen und den Schulen, einfach alles. Aber sie haben Euch, die Bevölkerung, einfach ins offene Messer laufen lassen und nun müsst Ihr sehen, wie Ihr klar kommt. Diese Sparpolitik zeigt nun an allen Ecken und Enden ihre verheerende Auswirkung. Hättet Ihr ausreichend große Schulen mit genug Lehren,... hättet Ihr genug Pflegepersonal,..., hättet Ihr genug Personal am Gesundheitsamt, hättet Ihr ein ausgebautes Netz im ÖPNV,...tja, hättet Ihr...

Kleine Anekdote am Rande: So ab und an haben wir doch noch mal richtig Freude: Bei dem ein- oder anderen Lokalparteitag und auch bei öffentlichen Talkshows, wo die prominenten wichtigen Menschen, die zuvor erklärt hatten, wie wichtig doch die Masken sind, im Abspann die Masken abziehen um wieder die Köpfe zusammenzustecken, ohne Abstand.

Also, bis die Tage,

Euer Virus.

Autor:

Kirsten Grunau aus Mülheim an der Ruhr

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