Savoir-vivre am Raffelberg

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Wir sind dran, lech ma
Hat die?
Ja wir liegen.
Nee, glaub ich nich
Dann musste messen
Ja die mess ich rein
Nee, der Punkt ist bei denen,. Jetzt leg dich auf die Helga, aber nich zu feste
Die is durch, jetzt musste die Sau ziehen.

So oder so ähnlich hören sich die strategischen Vorschläge der Mitglieder des Raffelberger Petanque Vereins beim Boule Spiel am Theater an der Ruhr in Mülheim an. Uneingeweihte könnten bei solchen Dialogen leicht zu dem Schluss kommen, dass diese Leute vielleicht nicht ganz richtig im Kopf sind. Sind sie aber! Und offensichtlich haben sie eine Menge Spaß bei diesem „Spiel für die Seele“, wie es der Boule-Philosoph Papazian aus Saint-Tropez nennt.
Schon am frühen Nachmittag, wenn die Sonne noch hoch am Himmel steht, treffen sich die Spieler, die sich Carpe diem als Motto leisten können. Das sind die Glücklichen, die Zeit haben, weil sie entweder nicht mehr berufstätig sind, vielleicht noch studieren oder möglicherweise Frühschicht hatten. Andere kommen etwas später, oder am Wochenende und an Feiertagen.
Wie könnte man einen Nachmittag schöner vertrödeln als sich in der provenzalischen Lebenskunst zu üben?
Die alten Buchen spenden an heißen Sommertagen angenehmen Schatten, und sie dienen als Dach bei leichtem Regen.
Petanque ist eine provenzalische Variante des Boulespiels- der Inbegriff des südfranzösischen Savoir-vivre.
Ob nun unter französischen Platanen oder deutschen Buchen ist den Raffelbergern eigentlich egal. Spaß haben sie auf jeden Fall. Spaziergänger, die einen Moment verweilen und zuschauen, werden Zeuge einer Lebendigkeit, die der gallischen Vitalität in nichts nachsteht. Nur ist es für sie nicht immer nachvollziehbar um was es bei diesem Spiel eigentlich geht. Da macht einer mit dem Fuß so etwas wie einen Kreis auf dem Boden, und wirft dann eine kleine Holzkugel irgendwo hin. Nun versucht er eine seiner Eisenkugeln so nah wie möglich an diese kleine Zielkugel zu platzieren. Dann kommt der Gegner dran. Und der muss nun mit seiner Kugel noch etwas näher an die Zielkugel kommen. Soweit können die Zuschauer, die öfters vorbeikommen, ja noch folgen. Aber dann liegen irgendwann eine Menge Kugeln auf einem Haufen und eine Diskussion fängt an. Ja, welche Kugel gehört denn nun wem? Und wie entscheiden die, wer nun einen Vorteil hat? Und über was diskutieren die denn eigentlich so lange? fragen sich dann auch die erfahrenen Zuschauer.
Das ist der Zeitpunkt an dem die richtige Strategie gefragt ist. Oft gibt es mehrere Möglichkeiten. Aber welche ist die beste? Jetzt müssen sich auch fremde Menschen, die sich zu einem Spiel zusammen gefunden haben, verständigen und einigen. Was tun? Wer entscheidet? Hier geht es nicht immer nur um das Spiel. Hier finden auch sportlich-verbale Auseinandersetzungen statt. Oft zwischen Menschen, die sich gerade erst kennen gelernt haben. Akademiker und Handwerker, Arbeitslose und erfolgreiche Geschäftsleute spielen mit und gegeneinander. Das ist Petanque. Deshalb hat ein kluger Mann einmal den Satz geprägt:
Petanque ist klassenlose Kommunikation, die Menschen in kürzester Zeit verbindet.
Und so ist es bei uns am Raffelberg. Wenn nun Ihre Neugier geweckt ist, kommen sie doch einfach mal vorbei.
Aber Vorsicht: Das Spiel könnte Sie süchtig machen.

http://www.raffelberger-petanque-verein.de/

Von Helmut Scholz

Autor:

Helmut Scholz aus Essen-Kettwig

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