CORONA IST "SCHULD" DARAN
ENTSCHLEUNIGEN, ENTRÜMPELN UND ENTLIEBEN

Man sagt, dass der erste gemeinsame Urlaub als Paar eine Zerreißprobe ist. Dann sieht man sich mehrere Tage 24 Stunden am Stück. 
Vergesst gemeinsame Urlaube. Jetzt kommt eine richtig harte Bewährungsprobe für jede Beziehung: Corona 
#WIR BLEIBEN ZUHAUSE

Es gibt Paare, wo in diesen Zeiten beide Partner zuhause sind oder nur einer. 
Dennoch ist es für alle schwer. Man sieht seine "bessere Hälfte" jetzt von öfter bis rund um die Uhr. 
Und damit muss man erst mal klar kommen. 
Eine Freundin sagte neulich, dass sie sich besonders jetzt bei der Pandemie wünsche Single zu sein. Ich hätte nicht "Warum?" fragen sollen. Die Antwort war mega lang, mega laut und mega negativ. Eigentlich hätte nur ihr Schlusssatz gereicht: "Er geht mit einfach auf den Sack." 

Wirklich? Dabei haben Paare, die zuhause sind doch den Singles gegenüber erhebliche Vorteile. 
Sie können sich den ganzen Tag über lieben; egal ob morgens, mittags, abends oder nachts. 
Und vielleicht gibt es nach so viel Liebesakten auch neun Monate später Nachwuchs.
Ihre Möglichkeiten, den Tag kreativ zu gestalten, sind größer als bei Alleinlebenden. 
Pärchen können sich gegenseitig mit der Nagelschere die Haare schneiden, können gemeinsam alle Staffeln "Walking Dead" gucken und können bei der Pizzeria "Sparangebot 1" mit zwei Nudelgerichten nach Wahl, einem kleinen Salat, einer Portion Pittabrötchen und einer Flasche Cola bestellen. Für einen alleine wäre das viel zu viel.

Es gibt ohne Ende Beziehungsratgeber für Paare: Lieben und verzeihen, Achtsamkeit in der Partnerschaft, Was Paare zusammen hält, Sei dir selbst der Partner, den du dir wünscht,.... 
Wenn jemand einen Ratgeber über Paare geschrieben hätte, die gemeinsam in den eigenen vier Wänden eine Pandemie überstehen müssen, derjenige würde sich jetzt eine goldene Nase verdienen. Das wäre wahrscheinlich das meistverkaufte Buch des ganzen Jahres. Ein möglicher Titel könnte sein: "Paare und Corona - Eine Beziehung auf Leben und Tod".

Ich möchte euch von einem Pärchen erzählen. Er geht arbeiten. Sie ist zuhause und entschleunigt. Und das wiederum bringt ihn auf die Palme. Oft verbringt sie den ganzen Tag im Bett oder auf dem Sofa. Sie entschleunigt. 
Sie trägt fast ausschließlich Schlafanzug oder Jogginganzug. Sie entschleunigt. 
Duschen oder sich etwas nett zurecht machen, ist nicht mehr jeden Tag nötig. Sie entschleunigt. 
Die Hausarbeit bleibt liegen. Kein aufräumen, putzen oder staubsaugen. Sie entschleunigt. 
Wenn ihr Freund nach Hause kommt, kann er kochen oder Pizza bestellen. Sie entschleunigt. 
Durch ihr ganzes "Entschleunigen" wird sein Puls und seine Wut beschleunigt. 
Er wünscht sich die gute alte Zeit zurück, wo sie nicht entschleunigt hat. Wo alles so wie immer war. Ob die beiden nach Corona noch ein Paar sind, weiß ich nicht. 

Anders bei einer Freundin. Momentan darf sie nicht arbeiten, weil sie zur Risikogruppe gehört. Ihr Mann macht Home Office. Sie versucht trotzdem so viel Struktur wie möglich im Alltag zu bewahren. Morgens wird die Tochter geweckt, erst wird zusammen gefrühstückt und dann werden Hausaufgaben gemacht. Danach ist alleine beschäftigen angesagt, während sie bügelt, putzt, wäscht, kocht und die übrige Hausarbeit erledigt. Also gut zu tun wie immer. Doch das reicht ihm nicht. Er ist auf den "Entrümpelungszug" aufgesprungen. Und dieser Zug hat verdammt viele Anhänger. Erst wurde der Kleiderschrank ausgemistet: zu eng, zu unmodern, zu lange nicht angehabt. Das war für sie noch ok, auch wenn sie jedes Teil an ihm begutachten musste und ihre Meinung dazu äußern sollte. 

Dann kam sie eines Tages in die Küche und traute ihren Augen nicht. Die Schränke waren leer. Alles stand herum, aber keine Panik. Das alte Geschirr hatte er schon ins Internet gesetzt, um es zu verschenken, und das neue Geschirr würde auch in den nächsten Tagen eintreffen. Er hatte da ein ganz tolles im Internet gesehen, von dem er sich sicher war, dass es ihr auch gefallen würde und zack war es bestellt. 
Die Schränke wurden ausgeputzt und neu sortiert. Er hatte da von einem perfekten System gelesen und jetzt wurde es in die Tat umgesetzt. Sie konnte zwei Tage nicht kochen und es wurde mittags Pizza und abends asiatisch bestellt. Auch eine Woche später suchte sie noch in den Schränken nach Geschirr, Besteck und Haushaltsgeräten. So toll war das neue System. Sie merkte, dass sich ihr Gemütszustand von ausgeglichen in nicht mehr ganz so ausgeglichen änderte. 

An einem Dienstag, er war einkaufen, nahm das Schicksal seinen Lauf. Er kam und kam nicht zurück. Sie wunderte sich. War es wirklich so voll bei Aldi? 
Nach 3 Stunden kam er wieder. Er hatte einen Abstecher in den Baumarkt gemacht. Freudestrahlend erzählte er ihr von der Farbe im Angebot, und da hatte er sich überlegt, dass das Wohnzimmer auch mal wieder gestrichen werden könnte. Ihre Miene wurde ernst: "Aber nicht morgen schon, oder?" 
Nein, er würde heute damit anfangen. Es wäre ja schließlich erst früher Nachmittag. Also wurden Möbel verrückt, abgedeckt und abgeklebt. Sie brauchte frische Luft, ließ ihn wirken und ging spazieren. Unterwegs versuchte sie ihre negativen Tendenzen bezüglich seiner Entrümpelungswut wieder in positive Bahnen zu bringen. Es ist ja auch schön, wenn der Raum mal wieder einen frischen Anstrich hat. Sie würde ja auch davon profitieren. 
Zu Hause wurden die negativen Tendenzen, die beim Spaziergang kurzzeitig positiv geworden waren schlagartig wieder negativ. Wo war das Sofa? Fachmännisch erklärte er ihr, dass das alte Teil vollkommen durchgesessen war und von daher auch mit angrenzender Wahrscheinlichkeit für seine Rückenschmerzen verantwortlich war.
Er hatte es in den Garten verbannt und den Sperrmüll für in drei Wochen bestellt. 
"Aber wo sollen wir denn jetzt sitzen?" 
"Na, in den Sesseln natürlich." Das wäre eh viel rückenfreundlicher. Das würde sie schon noch merken. Und wenn da draußen alles wieder einigermaßen normal laufen würde, dann würden sie ins Möbelgeschäft fahren und ein neues Sofa kaufen. Die negativen Tendenzen verwandelten sich in einen negativen Gesamtzustand.

Sie wünscht sich die gute alte Zeit zurück, wo er noch nicht entrümpelt hat. Wo alles so wie immer war. Ob die beiden nach Corona noch ein Paar sind, weiß ich nicht.

Egal, ob entschleunigen oder entrümpeln. Es muss beides mit Bedacht geschehen, denn sonst passiert eventuell das "Entlieben". 

Durch Corona kann ich meine Freunde momentan nicht sehen. Ich bin gespannt, wer danach überhaupt noch zusammen ist.

Also, passt auf euch und eure Partner auf und bleibt gesund.

Autor:

Nina Benninghoff aus Oberhausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

36 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.