Flüchtlinge in der Kirche an der Kempkenstraße:Wenn die nackte Zahl ein Gesicht kriegt

Noch fehlen Trennwände, müssen die Spinde positioniert werden. Foto: Peter Hadasch
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Vier Familien aus Syrien ziehen am Montag vorübergehend in die evangelische Kirche an der Kempkenstraße ein. 25 Menschen, davon elf Kleinkinder, Kinder und Jugendliche.

Gestern stellte der „Hausherr“ zusammen mit Sozialamtsleiter Frank Bohnes und Stadtsprecher Rainer Suhr den Medien die Lage in der Kirche vor.
Wo einst die Kirchenbänke standen, befinden sich nun doppelstöckige Betten, an den Wänden Spinde für die Flüchtlinge. Duschen und Toiletten sind in Containern neben der Kirche untergebracht.
Im Vorfeld hatte es bei einer Info-Veranstaltung viele kritische Stimmen zur Unterbringung der Flüchtlinge an der Kempkenstraße gegeben. „Warum hier und nicht im zur Gemeinde gehörenden Gemeindehaus am Buchenweg?“, wurde kritisiert. Das Objekt, das noch benutzt wird, steht allerdings zum Verkauf und kommt deswegen nicht in Frage.
„Viele von den Kritikern habe ich vorher nicht in der Kirche gesehen“, berichtet Pfarrer Levin. Er ist sich allerdings sicher, dass sich die teils ablehnende Haltung ändern wird: „Wenn die nackte Zahl ein Gesicht kriegt, nimmt die Sorge ab.“
Frank Bohnes verbindet vieles mit dieser Kirche. „Ich bin hier getauft, konfirmiert und getraut worden“, erzählt er, „und ich bin stolz darauf dass hier jetzt konkrete Hilfe geleistet wird.

Das Kreuz bleibt hängen

Das Kreuz über dem Altar - geht das überhaupt, wenn Flüchtlinge aus einem überwiegend muslemischen Land kommen? „Wir fragen die Flüchtlinge, ob sie ein Problem damit haben, falls ja, werden die entsprechenden Leute an anderen Stellen untergebracht“, so Bohnes, „ich gehe aber davon aus, dass Menschen, die aus solchen Kriegsgebieten kommen, das in Kauf nehmen.“ Das Kreuz bleibt also auf jeden Fall hängen.
Bis auf weiteres werden hier keine Gottesdienste mehr gefeiert. Das Presbyterium hat aus diesem Grund einen Fahrdienst eingerichtet, der sonntagmorgens um 9.30 Uhr ab Gemeindehaus Forststraße die Evangelische Kirche Buchenweg ansteuert und nach dem Gottesdienst auch wieder zurückfährt.
Dieser Fahrdienst startet am morgigen Sonntag, 8. November. Das Presbyterium hofft, dass die Gemeindeglieder von diesem Angebot regen Gebrauch machen.
Im Januar, Februar, wird die Kirche wieder ihre normale Arbeit aufnehmen. „wir brauchen die Kirche noch“, sagt Thomas Levin, das ist nur vorübergehend eine Notlösung.“ Mittelfristig wird sie allerdings als Standort aufgegeben.

Autor:

Klaus Bednarz aus Dinslaken

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