Stift statt Stimme: Opernsängerin Almuth Herbst hat ihren ersten Roman geschrieben

Mit „Wintersaat“ hat die Olfener Opernsängerin Almuth Herbst ihren ersten Roman veröffentlicht.
2Bilder
  • Mit „Wintersaat“ hat die Olfener Opernsängerin Almuth Herbst ihren ersten Roman veröffentlicht.
  • hochgeladen von Vera Demuth

Als Mezzosopran tritt Almuth Herbst üblicherweise in Geschichten auf, die andere Menschen verfasst haben. Seit 2008 ist sie am Musiktheater im Revier (MiR) in Gelsenkirchen engagiert. Doch jetzt hat die Olfenerin mit „Wintersaat“ ihren ersten eigenen Roman veröffentlicht. Dessen Ursprünge reichen weiter zurück als ihre Karriere als Opernsängerin.

„2007 haben ich damit angefangen“, erinnert sich Almuth Herbst. Damals hatte sie gerade erst ihr Studium beendet und streckte die Fühler aus, um beruflich Fuß zu fassen. Doch dann kam die Finanzkrise, und die Opernhäuser schraubten die Zahl ihrer Vorsingen herunter. „Das war hart, gerade im Beruf gestartet zu sein und dann nirgendwo rein zu kommen“, so Herbst. Um nicht depressiv zu werden, beschloss sie, ihre Energie in eine andere kreative Bahn zu lenken.
So entstand letztlich der Roman um den Erbdrostensohn Jeremias Neuhoff-Ascheberg, der Ende des 17. Jahrhunderts im Münsterland, der Heimatregion der gebürtigen Bocholterin, lebt. Knapp 900 Seiten umfasst das Werk. „Der Roman ist aufgebaut wie eine Oper – in drei Teile.“
Leser, die vor dem Umfang zurückschrecken könnten, beruhigt Almuth Herbst mit dem Hinweis auf die von ihr gewählte Sprache. „Die Figuren reden sehr heutig. Dadurch liest man es schnell weg.“ Auf historisches Kolorit hat die Autorin aber nicht verzichtet. „Man bekommt einen Eindruck von der damaligen Zeit. Dazu habe ich viel recherchiert.“ So verweist sie immer wieder auf historische Ereignisse und Orte, wie den Blitzeinschlag in die Kirche St. Vitus, die Rauschenburg und den Brand der Füchtelner Mühle. „Die Familie der Rauschenburg ist ausgestorben, aber ich habe ihr einen Sohn angedichtet“, verrät Herbst.

Füchtelner Mühle als Handlungsort

Und mit der Füchtelner Mühle hat sie ihr eigenes Zuhause zu einem der Handlungsorte erkoren. Ihr Schwiegervater hat die Mühle an der Stever in den 1990er Jahre gekauft. In einem Teil baute er Turbinen ein, um Wasserkraft zu erzeugen, und im anderen richtete er ein Wohnhaus ein.
Dass sie persönliche Elemente in ihren Roman einfließen ließ, hat bei Almuth Herbst Tradition. Denn geschrieben hat sie eigentlich schon immer, und oft schöpfte sie ihre Ideen aus dem, was sie selbst erlebte. Vor allem die Urlaube im Wohnmobil mit ihren Eltern und Geschwistern haben sie damals inspiriert und nun auch Eingang in ihren Roman gefunden. Eine Kernszene in „Wintersaat“ stammt aus „einem Irlandurlaub, als ich 16 war. Da sind wir durch einen einsamen Wald gestreunt und standen plötzlich vor einer Hütte“.
Über mehrere Jahre schrieb sie in unregelmäßigen Abständen einzelne Szenen und hatte gar nicht die Absicht, einen Roman daraus zu machen. „Im Laufe der Zeit sind die Szenen dann zusammengewachsen.“ Irgendwann gab sie das Geschriebene ihrer Schwester Uta, die sie davon überzeugte, das Werk zu vollenden. Dieselbe Schwester war es, die ihr erklärte: Der Schluss geht gar nicht. Also schrieb Almuth Herbst ihn um.
Über einen Musiker in der Band ihres Mannes, des Konzertgitarristen Udo Herbst, bekam sie Kontakt zu dem Münsteraner Verlag Solibro. Dort bat man sie, einen Prolog zu ergänzen, und dann erschien „Wintersaat“ exakt so, wie es verfasst hatte. Innerhalb kürzester Zeit wurde die dritte Auflage gedruckt. „Das freut mich wahnsinnig. Es ist ein richtiger kleiner Bestseller geworden“, sagt Herbst. Und seit der Veröffentlichung passiert ihr etwas, was ihr als Opernsängerin noch nie passiert ist. „Ich werde auf der Straße angesprochen.“

"Singen ist definitiv meins"

Trotz des Bucherfolgs strebt die Olfenerin aber keinen Karrierewechsel an. „Singen ist definitiv meins“, bekräftigt sie. Längst hat sie sich als Opernsängerin etabliert, und ihre Rollen am MiR werden von Jahr zu Jahr größer. „Ich singe jetzt vier Hauptrollen pro Spielzeit, und die Rolle der Brangäne in der vergangenen Spielzeit war meine erste richtige Wagner-Partie.“ Außerdem ist sie 2016 für ihre Rolle der Blinden in „La Gioconda“ mit dem Gelsenkirchener Theaterpreis ausgezeichnet worden.
Im Grunde genommen ist das Singen bereits ihre zweite Karriere. Zwar hat Herbst schon immer Musik gemacht und als Kind und Jugendliche Bratsche gespielt, aber dann schlug sie einen anderen Weg ein und studierte in Münster Theologie. „Als ich fertig war, sagte die Landeskirche, dass es keine Pfarrstellen gibt“, erinnert sie sich. Auch damals war es ihr Mann Udo, durch den sie Kontakt zu einem Sänger bekam, der sie wiederum an seinen Gesangslehrer vermittelte. Bei ihm studierte sie Gesang an der Musikhochschule Köln.

Lesungen

Neben ihren Auftritten als Opernsängerin gibt Almuth Herbst jetzt mit ihrem Roman „Wintersaat“ auch Lesungen – so wie heute, 25. April, um 19.30 Uhr in der VHS Ochtrup. Oft wird sie dabei von ihrer Tochter Fanny begleitet, die Harfe studiert und eine Folkgruppe hat.

Mit „Wintersaat“ hat die Olfener Opernsängerin Almuth Herbst ihren ersten Roman veröffentlicht.
Almuth Herbst wohnt nicht nur in der Füchtelner Mühle, sondern lässt diese als auch Handlungsort in ihrem Roman auftauchen.
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

18 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.