Gedanken zu Pfingsten ...
WER HAT ANGST VOR DEM SCHWARZEN MANN?

Stellen wir uns einmal vor, Jesus lebte nicht in Indien. Der Sohn Gottes wäre mit schwarzer Hautfarbe geboren, lebte auf dem afrikanischen Kontinent. Möglicherweise in Eritrea, im Kongo, an der Elfenbeinküste - oder mitten im Sudan. Seine Mutter; nennen wir sie dieses Mal Miriam, ist mit ihrem Mann Akono einige Kilometer unterwegs gewesen, um das gemeinsame Kind in einer einfachen Hütte zu gebären. Drei weise arabische Sternenkundler sind damals aus dem syrischen-persischen Gebiet kommend, zu seiner Geburt angereist, um teure Geschenke zu machen. Jesus würde nicht einmal so heißen, sondern einen anderen Namen haben, der für seine Familie typischer ist. Amissah wäre vielleicht sein Name, aber er wäre dennoch der Sohn Gottes. Sein Herz wäre ebenso groß, wie das von dem bekannten Jesus. Er würde Wunder vollbringen, Kranke heilen, Jünger um sich sammeln - Gutes zu tun. Am Karfreitag - der vielleicht auch ein anderer Tag gewesen sein kann - würde er in Ägypten gekreuzigt worden sein. Und 50 Tage später - nachdem Amissah wieder auferstanden ist, von den Toten - wären seine Anhänger an einem Ort zusammen, an ihn zu denken und ihn zu feiern. Würde das dann folgende - aber gleiche Pfingstereignis - uns weniger bewegen?

Und wer sagt eigentlich, dass Adam und Eva hellhäutige erste Menschen gewesen sind? Oder Moses nicht vielleicht auch die Zulu aus dem Bantuland geführt haben könnte. Ist Gott zwingend ein Weißer?
Wenn man diese Tage nach Minneapolis schaut, sieht es ganz so aus. Schwarze Menschen leben auf einem weißen Planeten, scheint es. Da kann ein Polizist einfach am helllichten Tag einen Farbigen umbringen. Viel passiert für ihn persönlich erst einmal nicht... stattdessen wird der Mord verharmlost und in den Medien regelrecht in Frage gestellt oder relativiert. Gründe werden bemüht.

Auch hier hält sich Wut und Trauer über diese grausame Tat in Grenzen. Einige Wenige finden das abscheulich, was "da drüben in den USA" gerade geschieht. Aber es ist ja so weit weg. Fernsehen und soziale Medien berichten zwar. Aber das kann man abschalten. Und überhaupt, was schreibt der Leifeld da schon wieder am späten Abend: "Die biblischen Personen schwarz?" Der gefallene Engel vielleicht, Luzifer. Oder das Tier. Diese beiden werden gerne schwarz dargestellt. Der Rest ist so weiß wie Charlton Heston oder Monty Python.

Schließlich sind doch viele Kulturen nicht nur über Jahrhunderte antisemitisch gewachsen, sondern haben auch systematisch "Angst vor dem schwarzen Mann". Vorurteile kenne ich noch aus meiner Kindheit. Von wegen der Genitallänge ... und "die machen den ganzen Tag nur Kinder, gehen nicht arbeiten, und so weiter...".

Neulich habe ich noch einen Film gesehen, über amerikanische Kriegsgefangene in einem Deutschen Lager gegen Ende des II. Weltkriegs. Da musste ein schwarzer Offizier in eine andere Baracke, weil seine eigenen Leute - also weiße Offiziere - ihn nicht als "ihresgleichen" angesehen haben. Schließlich wurde der Mann, der zuvor in derselben Armee mit ihnen gegen die Deutsche Wehrmacht gekämpft hatte, durch Mobbing zum Fluchtversuch bewegt. Bei dieser Gelegenheit konnte ihn ein Deutscher Soldat erschießen. Nicht auszudenken, wenn die Juden in Auschwitz farbig gewesen wären, ob sie dann von der US-Armee befreit worden wären.

Heute hat lautes Feuerbrausen am Himmel große Teile der USA schließlich dennoch sehr bewegen können. Während es aber keinen Vergleich zu scheuen brauchte, mit brennenden Häusern in Atlanta und Minneapolis, trug eine große Rakete mit einer Raumkapsel, zwei weiße NASA-Astronauten Richtung Weltraum. Donald Trump lässt sich dafür feiern, dass er "Amerika zurück ins All" gebracht haben will. Dabei startete SpaceX als Projekt staatlich-privater Partnerschaftsunternehmung aus einer Idee seines Vorgängers. So unglaublich das heutzutage klingt, Barack Obama, der erste und bisher einzige farbige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Obama hat sich heute nicht feiern lassen. Stattdessen war ihm Kondolenz und Mitgefühl wichtiger, für den verstorbenen George Floyd. Ein 46jähriger Familienvater, der bereits erwähnte Farbige, der dem unkontrollierten Jähzorn und Rassismus eines weißen Polizisten zum Opfer gefallen ist. Nicht der erste Farbige, der auf diese Weise getötet wurde - ich würde aber hoffen wollen, dass es der letzte war.

Wenn Gott die Menschen geschaffen haben soll, nach seinem Ebenbild hätte er sie erschaffen, wünsche ich mir, dass er nicht nur eine Hautfarbe hat. Seine Existenz könnte er an Pfingsten nun unter Beweis stellen. Er könnte Weisheit und Frieden senden - auf alle Menschen kommen lassen - dass sie sich endlich als Gleiche erkennen. Mit rotem Blut in den Adern, den Herzen an derselben Stelle, derselben Anzahl an Rippen und Wirbelknochen... Sein Ebenbild Barack Obama hat jedenfalls heute einmal mehr Größe und Empathie gezeigt, als der selbstverliebte weiße Prototyp.

Vielleicht ist es auch ganz anders gewesen ...

Vielleicht lebte doch ein weißer Jude mit dem Namen Jesus in Indien. Vielleicht ist er nicht durch Zeugung der Sohn Gottes geworden - sondern durch seinen klaren Willen. Maria wäre dann kein biologisches Wunder, sondern ein menschliches Phänomen. Der Geist von Gott war vielleicht in dem Sohn des Zimmermanns Josef, als er all diese guten Taten vollbringen konnte.

Und lange Zeit davor war Eva vielleicht "nur" die erste Frau, die sich ihrer Empfängnis bewusst geworden ist, weshalb sie dann ganz bewusst für die "Paarung" ein bestimmtes Männchen ausgesucht hat, dem sie beim "Erkennen" (im biblischen Sinne) in die Augen schauen wollte. Adam hat dann bei eben dieser "Erkenntnis" dann ebenso Bewusstsein dieses schöpferischen Moments erlangt ... wobei der biblische Apfel dann wohl eher eine "Pflaume" gewesen sein könnte. Woher die Schlange bildlich dann ihren Ursprung hat, kann ich mir dann ebenfalls lebhaft vorstellen. Noch heute sind Männer damit verflucht oder gesegnet, dass diese Schlange für sie denkt und "spricht", wenn ihnen selber das richtige Wort nicht über die Lippen gehen will...

Wobei am Anfang dann doch ein bestimmtes Wort gewesen sein könnte.

Als die Menschen sich ihrer selbst bewusst wurden, brauchten sie vielleicht einen Fixpunkt - eine Orientierung - und sie schufen - GOTT. Aus "Ich bin Ich" erwuchs dann "Ich bin der Ich bin da" (etwas später dann am Dornbusch mit Moses und den zehn Geboten). Dann wiederum gäbe es kein Überwesen, keinen Strippenzieher, keinen Mann mit weißem Bart als unseren Marionettenspieler ... dann sind wir selbst ab Pfingsten 2020 dazu verpflichtet,

-Menschen aller Herkunft, Hautfarben und Kulturen, miteinander zu versöhnen,
-Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, zwischen allen Menschen zu fördern,
-die Erde zu bewahren, den Klimawandel zu verhindern,
-Vater und Mutter zu ehren, statt sie als Spekulationsmasse der Herdenimmunität zu opfern,
-Kindern und Jugendlichen eine Zukunft zu bieten und zu verteidigen ...

und alle "Greta" dieser Welt zu beschützen, auch vor häuslicher Gewalt und Totschlag in öffentlichen Einrichtungen ... - ich meine damit nicht nur symbolisch das dreijährige Mädchen vom Niederrhein, die mutmasslich von ihrer Erzieherin umgebracht worden sein soll.

Ich meine, wir haben alle keine Ausrede mehr, wenn wir Pfingsten richtig verstehen wollen. Dann gilt es, keine Angst zu haben, weder vor dem schwarzen Mann, - noch vor dem weißen Männchen, mit dem Meerschweinchen auf dem Kopf, der nicht mal richtig twittern kann. 

Schöne Pfingsten ... und "Gnade uns Gott".  ;-)

Autor:

Stephan Leifeld aus Schermbeck

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